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Niederländischer Judenretter geehrt

Während der nationalsozialistischen Besatzung der Niederlande rettet ein Arzt einen jüdischen Jungen. Dafür ehrt ihn die Gedenkstätte Yad Vashem posthum.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem hat einem niederländischen Arzt posthum den Titel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. Am vergangenen Donnerstag nahm die älteste Tochter des Judenretters Medaille und Urkunde entgegen.

Das jüdische Ehepaar Jonas und Sara Veffer zog 1928 von Amsterdam ins südöstlich gelegene Bussum und eröffnete einen Blumenladen. Zu den Kunden gehörte der Arzt Jacob Cornelis Boon. 1942 besuchten zwei Mitglieder des Widerstandes das Geschäft, sie waren als deutsche Soldaten verkleidet. Sie erzählten, dass in Amsterdam die Deportationen von Juden begonnen hatten. Sie boten dem Ehepaar mit seinen sechs Kinder an, sie in einem Gebäude zu verstecken.

Doch nach einem Monat wurden die Widerstandsaktivisten verhaftet. Helfer brachten die Familie in andere Verstecke. Um den zwölfjährigen Abraham Veffer kümmerte sich Boon, der mit einer Jüdin verheiratet war. Er arbeitete im Diakonissenkrankenhaus und gab den Jungen als Patienten aus. Als die Belegschaft Verdacht schöpfte, verlegte er ihn von einem Isolationszimmer auf die Kinderstation und wachte über ihn.

Doch offenbar wurden sie verraten, denn eines Tages wurden der Arzt und der Junge verhaftet und ins Gestapo-Hauptquartier nach Amsterdam gebracht. Boon kam nach sechs Wochen frei. Abraham wurde in einem Waisenhaus untergebracht, weil gerade keine Transporte ins Übergangslager Westerbork fuhren. Davon erfuhr seine Mutter Sara Veffer. Es gelang ihr, den Jungen aus dem Heim zu holen und nach Bussum zurückzubringen. Dort wurden sie von drei Familien bis zur Befreiung versteckt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderten die Veffers nach Kanada aus und eröffneten wieder ein Blumengeschäft.

Tochter des Retters emigrierte nach Israel

In Yad Vashem nahm die Tochter Liz Dolev für ihren verstorbenen Vater die Auszeichnung entgegen. Die israelische Staatsbürgerin sagte, ihre Kindheit sei von vielen Umzügen geprägt gewesen. Sie habe nicht gewusst, dass ihre Eltern sich um Verfolgte kümmerten. Um ein neues Leben zu beginnen, sei sie schließlich nach Israel eingewandert.

„Als mein dritter Sohn, Ido, geboren wurde, kam meine Mutter und brachte mir ein Geschenk von meinem Vater mit – einen Tanach mit einem Neuen Testament“, fügte sie hinzu. „TaNaCH ist eine Abkürzung für die Hebräische Bibel. „Auf die erste Seite hatte er geschrieben: ‚Für meine älteste Tochter, meinen Schwiegersohn und ihre drei Kinder, mit der Hoffnung, dass die hohen moralischen Werte, die vor vielen Jahren in Israel geboren wurden und im Neuen Testament und im Tanach als ein Vermächtnis ausgedrückt sind, jetzt und in Zukunft Teil Eures Lebens in Israel sein werden‘.“

Großneffe des Geretteten: Viele Menschen halfen

Abrahams Großneffe Jonah Veffer erzählte von einer Reise in die Niederlande. Dort habe er Jan Makkinje getroffen. Seine Eltern gehörten zu denjenigen, die der jüdischen Familie halfen, nachdem Abraham das Kinderheim verlassen hatte. Der Sohn war damals erst fünf Jahre alt: „Jan erinnerte sich gut an die Geschichte; daran, was seine Familie tat und wie er – als kleines Kind – keiner Seele etwas gesagt hat.“

Der Großneffe des Geretteten ergänzte: „Es gab viele Menschen, die den Veffers mit unglaublichen Akten der Freundlichkeit halfen. Zu ihnen gehört natürlich auch Dr. Jacob Boon. Die Unterstützung, die er meinem Onkel Abraham leistete, war riesig, aber er half auch meinen Großeltern durch ein großes persönliches Opfer.“ Dafür sei er dankbar.

Die anderen Menschen, die der Familie geholfen haben, wurden bereits früher als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Jacob Boon erhielt die Anerkennung im Mai 2019. Es handelt sich um den höchsten Titel, den der jüdische Staat Israel vergibt. Er ist ausschließlich Nichtjuden vorbehalten, die Juden in der Zeit der Verfolgung gerettet haben. (eh)

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