Bei landwirtschaftlichen Anweisungen der Bibel richten Juden sich nicht nach dem jüdischen Neujahr, Rosch HaSchanah, sondern legen das Neujahrsfest der Bäume zugrunde, das hebräische Datum des jüdischen Kalenders TU BiSchvat. In der Tora ist das Neujahrsfest der Bäume nicht ausdrücklich als Fest geboten. Daher gilt es heute in Israel als „kleines Fest“. Dessen Grundlagen werden aus drei Bibelversen abgeleitet. So heißt es in 3. Mose 19,23: „Wenn ihr in das Land kommt und allerlei Bäume pflanzt …“.
Selbiger Bibelvers erwähnt die Orlah, die sogenannten unbeschnittenen Früchte: „… so lasst ihre ersten Früchte stehen, als wären sie unrein wie Unbeschnittene. Drei Jahre lang sollen euch die Früchte wie unbeschnitten gelten; sie dürfen nicht gegessen werden“. Im darauffolgenden Vers steht: „Im vierten Jahr sollen alle ihre Früchte unter Jubel dem HERRN geweiht werden.“ Daraus leitet sich das Prinzip Neta revai ab – auch die Früchte des vierten Jahres werden nicht gegessen, sondern „dem HERRN als Dankopfer“ in Jerusalem geweiht. Aus 5. Mose 14 leitet die jüdische Tradition den „Ma’aser Scheni“ und „Ma’aser Ani“ ab, den zehnten Teil für Jerusalem und den zehnten Teil für den Armen.
Sieben Arten des Landes
Zu TU BiSchvat werden traditionell die sieben Arten des Landes gegessen: Weizen, Gerste, Trauben, Feigen, Granatäpfel, Oliven und (Dattel-)Honig. Weil sich das Fest eindeutig auf die Landwirtschaft im Verheißenen Land bezieht und in früheren Jahrhunderten in der Diaspora keine frischen Früchte zu bekommen waren, aßen Juden Trockenfrüchte. Auch heute werden diese, zusammen mit Nüssen, gereicht, um Gäste zum Fest zu bewirten.
Während allerorts trockene und frische Früchte zum Verkauf angeboten werden, bieten Städte und Kommunen, Schulen und Kindergärten vielfach Baumpflanzaktionen an – schon von kleinauf sollen auch weniger religiöse Israelis eine Verbindung zum Verheißenen Land entdecken.
Doch das jüdische Jahr 5782, das am 7. September begonnen hat und am 25. September endet, ist das siebte Jahr, ein Schmitta, ein Ruhejahr für das Ackerland in Israel, in dem der Tora gemäß keine Bäume gepflanzt werden können. Der Feiertag wird von diversen Organisationen zum Anlass genommen, sich auch im digitalen Format mit dem Feiertag zu beschäftigen: So hält Rabbiner Jonatan Neril vom „Interreligiösen Zentrum für nachhaltige Entwicklung“ einen Vortrag zum Thema „Ein jüdischer Zugang zum Klimawandel“. Kinder können Blätter anmalen oder werden an verschiedene Pflanzenarten herangeführt.
Bildung und Bindung von klein bis groß
In einer Einladung für Drei- bis Sechsjährige heißt es: „An TU BiSchvat feiern wir den Geburtstag der Bäume und Pflanzen. Doch dieses Jahr ist ein besonderes, weil wir im Schmittajahr leben. Das bedeutet, dass das Land verlassen wird. Die Tora gebietet uns: ‚Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, so soll das Land dem HERRN einen Sabbat feiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und die Früchte einsammeln, aber im siebenten Jahr soll das Land dem HERRN einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden.‘“ In kindgerechter Sprache heißt es weiter: „Es gibt Zeit zum Säen und Zeit zum Ruhen. So ist das auch bei Landwirten. Und deshalb geben sie in diesem Jahr die Früchte ihrer Bäume an die ab, die es benötigen. Das ist ein Zeichen, dass die Früchte nicht nur ihnen gehören.“ Kinder werden gefragt, sich in die Lage, der Bauern hineinzuversetzen und sich Gedanken zu machen, was das Gebot für das Ackerland und die Menschen bedeutet.
Privatpersonen und Nationalparks rufen dazu auf, Müll zu sammeln und erneuern Sitzbänke und Picknickbereiche in Parks.
Die Israelische Nationalbibliothek (NLI) lädt dazu ein, auf ihrer Homepage das Fest in Fotos, Postern und Liedern zu entdecken. Und auch bei der NLI gibt es in diesem Jahr aufgrund des Ruhejahres ein Kuriosum: Weil die Bibliothek noch im Schmittajahr 5782 umziehen will, wurden die vorgesehenen Grünflächen und Bäume inmitten der bestehenden Baustelle gepflanzt, und nicht, wie sonst üblich, erst am Ende. (mh)
Eine Antwort
https://youtu.be/BdYC6s08yzQ Johannes Rau pflanzte einen Olivenbaum bei Beer Scheba im Negev in Israel, im Wald der deutschen Länder, den er initiiert hatte. Am selben Tag nach der Pflanzung erhielt Rau den Ehrendoktor der Ben Gurion Universität in Beer Scheba. Ari Lipinski war KKL Hauputdelegierter in Deutschland. Ari begleitete Rau öfter bei seinen Israelreisen, und war sein Israel-Berater, auch als Rau Bundespräsident war.