JERUSALEM (inn) – Die Stelle des Propstes in Jerusalem wird neu besetzt. Der evangelische Pfarrer Joachim Lenz, 58, wird ab dem 1. August für die pastorale Versorgung evangelischer Gemeinden in Israel und in den palästinensischen Gebieten zuständig sein. Lenz gilt als „Kirchentagspfarrer“ und vertritt derzeit eine vakante Stelle in Mönchengladbach. Von Anfang 2015 bis Ende 2019 war er Direktor und theologischer Vorstand der Berliner Stadtmission.
In Jerusalem wird Lenz den „Interimspropst“ Rainer Stuhlmann ablösen, der nach dem überraschenden Weggang von Propst Wolfgang Schmidt in aller Eile berufen wurde. Der Posten in Jerusalem wird von Lenz viel diplomatisches Geschick und Fingerspitzengefühl abverlangen. Dabei geht es nicht nur um Kontakte mit einer Vielzahl christlicher Konfessionen, die alle in Jerusalem einen Sitz und teilweise auch ein Patriarchat haben. Zudem wird Lenz einen ständigen Balanceakt zwischen den verfeindeten Parteien im Heiligen Land, speziell den Israelis und den Palästinensern, überstehen müssen. Hinzu kommt hier die interreligiöse Komponente, wobei die meisten Israelis Juden und die meisten Palästinenser Muslime sind.
Zu den Aufgaben des Propstes zählt neben der pastoralen Versorgung der evangelischen Gemeinden Deutscher Sprache in Israel und den palästinensischen Gebieten auch die Leitung der Jerusalemer Stiftungseinrichtungen der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sowie deren Vertretung gegenüber Kirchen und öffentlichen Einrichtungen im Heiligen Land. Das berichtete die Katholische Nachrichtenagentur (KNA). Auch die Arbeit mit deutschen Touristen und Pilgern in Jerusalem gehört zu seinem Tätigkeitsfeld.
„Ich freue mich auf die Gemeinde und die Menschen dort, im Brennpunkt von Religiosität und Politik, von tausend Sehnsüchten und Fragen.“
Das Kuratorium der Jerusalemstiftung hat den gebürtigen Wuppertaler in Absprache mit dem Rat der EKD berufen, wie die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) in Düsseldorf mitteilte. Was Israel und seine künftigen diplomatischen Aufgaben angeht, ist Lenz ein „unbeschriebenes Blatt“. Zu Israel gibt es nur eine einzige öffentliche Äußerung von ihm.
Als er bei der Berliner Stadtmission diente, gab er 2019 der Tageszeitung „Berliner Morgenpost“ ein Interview und sagte bei der Gelegenheit: „Erstmal werde ich etwas tun, was ich schon als Student immer mache wollte – ich habe drei Monate frei und werde viel reisen. Erstes Ziel ist Israel, ich möchte dieses Land gern endlich kennen lernen.“ Laut einer Mitteilung der EKD sagte Lenz in Bezug auf sein neues Amt: „Die evangelische Erlöserkirche ist ein heller, freundlicher Ort des Friedens mitten in Jerusalem. Ich freue mich auf die Gemeinde und die Menschen dort, im Brennpunkt von Religiosität und Politik, von tausend Sehnsüchten und Fragen.“
Von: Ulrich W. Sahm