JERUSALEM / TEL AVIV (inn) – Der neue Armeechef Herzi Halevi hat am Montag sein Amt angetreten. Der 54-Jährige übernimmt die Führung der Streitkräfte von Aviv Kochavi. Der 58-Jährige scheidet nach vier Jahren regulär aus diesem Amt und auch aus der Armee aus; vor 40 Jahren war er als Wehrdienstleistender zum Militär gekommen.
Im Regierungsamt erhielt Halevi zunächst den Rang eines Generalleutnants, der nur dem Armeechef zukommt. Bei der Zeremonie sprach er die Sicherheitsbedrohungen Israels an: „Unsere Feinde sollten wissen: Wir können machen, was wir sagen, und wir sind bereit, viel mehr zu tun als das, was wir sagen.“ Die Armee werde einig, konzentriert, moralisch und professionell auftreten. Und sie werde nur Fragen der Sicherheit angehen, keine politischen Themen.
Neues Politikgefüge
Um Politik wird der neue Armeechef wohl nicht herumkommen: Er muss einen Umgang mit den neuen Strukturen in der Regierung finden. Neben Verteidigungsminister Joav Galant (Likud) ist Finanzminister Bezalel Smotritsch (Religiöser Zionismus) „Minister im Verteidigungsministerium“. Er hat dabei eine besondere Zuständigkeit für die Zivilverwaltung, also für die Siedler. Halevis Vorgänger Kochavi stellte in den letzten Tagen seiner Amtszeit klar, dass die Armee nur gegenüber dem Verteidigungsminister verantwortlich sei. Indes traf Halevi vor seiner Amtsübernahme bereits mit Smotritsch zusammen.
Bei der Zeremonie kam Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) auf die Bedrohung durch den Iran zu sprechen. Dieser sei für „90 Prozent aller Probleme in Nahost“ verantwortlich. „Dieses Regime droht damit, uns zu vernichten. Wir werden nicht warten, bis ein scharfes Schwert an unsere Hälse gelegt wird.“ Die Armee, der Inlandsgeheimdienst Schabak und der Auslandsgeheimdienst Mossad würden alles tun, um dies zu verhindern. „Wir werden uns nicht in unnötige Kriege ziehen lassen, aber am entscheidenden Tag werden wir kämpfen.“
Hauptzeremonie mit deutschem Ehrengast
Im Anschluss an die Zeremonie im Regierungsamt besuchte Halevi zusammen mit Kochavi die Nationale Gedenkhalle; dort wohnten sie einer Zeremonie für die Gefallenen bei. Anschließend suchten sie der Tradition gemäß die Klagemauer auf, um sich dann zur Residenz von Staatspräsident Jitzchak Herzog zu begeben. Nach dem Treffen ging es weiter zum Hauptsitz der Armee in Tel Aviv, wo die offizielle Staffelübergabe stattfand. Zu den Ehrengästen gehörte unter anderen der stellvertretende Chef der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal.
Halevi kam im Dezember 1967 in Jerusalem zur Welt. Er ist der 23. Armeechef und der erste, der nach dem Sechs-Tage-Krieg geboren wurde. Sein Onkel, nach dem er benannt wurde, fiel in eben diesem Krieg. Sein Vater ist ein Nachfahre von Rabbi Abraham Jitzchak Kook (1865–1935), der als einer der geistigen Väter des religiösen Zionismus gilt. Halevi selbst wuchs in einem religiösen Elternhaus auf. Eine Kippa trägt er seit seiner Zeit als Wehrdienstleistender nicht mehr, sagte aber laut der „Times of Israel“ einmal, er sei observant.
In den Medien gilt der Vater von vier Kindern als „Philosophengeneral“: An der Hebräischen Universität zu Jerusalem trug er sich für Philosophie und Betriebswirtschaft ein. Sein Studium führte er an der Nationalen Verteidigungsuniversität in Washington mit dem Fach Bewirtschaftung von Naturressourcen fort. In der Armee war er zuletzt Kommandeur des Südkommandos. (df)