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Neue Nationalbibliothek Israels eröffnet

Die Israelische Nationalbibliothek öffnet ihre neuen Räume. Die Halle können Besucher nicht betreten. Deshalb helfen Roboter bei der Buchrecherche.
Von Gundula Madeleine Tegtmeyer

JERUSALEM (inn) – Überschattet durch die Gräueltaten, Massaker und Verschleppung von israelischen Geiseln nach Gaza durch Hamas-Terroristen am 7. Oktober, hatte die neue Nationalbibliothek Israels (NLI) ihren ursprünglichen Eröffnungstermin verschoben. Dann aber beschloss sie, ihre neue Wirkungsstätte ab dem 29. Oktober für die Öffentlichkeit zu öffnen. Auch, so lautet ein Statement der NLI, um ein wenig „Normalität“ trotz Krieg aufrechtzuerhalten.

Die Bibliotheksdienste werden der gegenwärtigen Situation geschuldet bis auf Weiteres nur eingeschränkt verfügbar sein, Vorschriften und Anweisungen des Heimatfrontkommandos gilt es Folge zu leisten. Das Heimatfrontkommando (hebräisch: Pikud HaOref) ist ein Militärbezirkskommando der Israelischen Verteidigungskräfte, das im Februar 1992 als Reaktion auf die Lehren aus dem zweiten Golfkrieg gegründet wurde. Pikud HaOref ist für den Zivilschutz verantwortlich.

Sehnsüchtig war die Eröffnung erwartet worden, denn die Nationalbibliothek Israels ist eine 131 Jahre alte und hochgeschätzte Institution, die sich von Anbeginn der Demokratisierung von Wissen und Forschung verschrieben hat. Ihre historischen Wurzeln liegen in Europa, im Stadtcasino Basel, wo sie während des Ersten Zionistenkongresses 1897 ins Leben gerufen wurde. Mit der Vision einer Bibliothek für den erträumten jüdischen Staat begannen die frühen Zionisten, Bücher nach Jerusalem zu schicken.

Vom Campus ins Regierungsviertel

Bislang befand sich die Nationalbibliothek Israels auf dem Campus der Hebräischen Universität Jerusalem, Givat Ram. Der Standort der neuen Bibliothek ist in Kirat HaMemschala, auch bekannt als Kiriat Ben-Gurion, dem Regierungsviertel des Staates Israel in Jerusalem.

Die neue Nationalbibliothek strebt an, sich auch als bedeutende Kulturinstitution und Bildungsstätte für ein breites Publikum zu etablieren – gelegen an Jerusalems Museumsmeile nur wenige Gehminuten entfernt vom Israel Museum Jerusalem und vis-à-vis zur Knesset, dem israelischen Parlament.

Die Nationalbibliothek Israels ist die dynamische Institution des nationalen Gedächtnisses für das jüdische Volk weltweit und für Israelis jedweder Herkunft und Glaubensrichtungen. Als herausragende Forschungsbibliothek Israels enthält sie die weltweit größte Judaica-Sammlung sowie exzellente Sammlungen jüdischer und islamischer Manuskripte, antiker Karten, seltener Bücher, historischer Zeitungen und Fotografien. Hinzu kommen Tonbänder, digitalisierte Dokumente, seltene Musikaufnahmen und viele weitere Schätze in den 1.500 persönlichen Sammlungen und Archive, die der NLI gestiftet wurden.

Roboter suchen nach gewünschten Büchern

Vier hochentwickelte Roboter finden unter den vier Millionen Büchern zuverlässig jedes gewünschte Exemplar im Lagerraum. Interessierte Besucher können die Roboter in Aktion durch ein Fenster bei ihrer treffsicheren Buchrecherche beobachten. Das Betreten der Halle ist Besuchern nicht möglich, da der Sauerstoffgehalt nahe bei Null liegt, um die kostbare Buchsammlung vor Beschädigung durch ein Feuer zu schützen.

Ab November bietet die Bibliothek kostenlose Führungen für evakuierte Israelis von der Nord- und Südgrenze an. Vorausgesetzt, die Sicherheitslage lässt es zu, sind auch Workshops für Kinder geplant sowie die Öffnung der weitläufigen Galerieräume. Darin werden rare Kulturschätze des jüdischen Volkes und der israelischen Gesellschaft neben Objekten aus den Sammlungen „Islam & Naher Osten“ und „Geisteswissenschaften“ der Bibliothek ausgestellt.

Foto: Iwan Baan
Die Hauptlesesäle der neuen Nationalbibliothek

Besucher der neuen Nationalbibliothek können Kunstwerke führender israelischer und internationaler Künstler genießen, wie etwa Marc Chagall, Edmund de Waal, Gali Cnaani, Sigalit Landau, Michal Rovner und Yechiel Shemi, um nur einige zu nennen.

Skulptur von Kabbala inspiriert

An der Vorderseite des neuen NLI- Gebäudes steht eine monumentale Steinskulptur, die „Letters of Light“. Geschaffen wurde sie vom israelischen Künstler und Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Micha Ullman.

Inspiriert zu seiner Steinskulptur aus 22 hebräischen Buchstaben wurde Ullman von der Kabbala, der jüdischen Mystik. Laut „Sefer Jetzira“, „dem Buch der Schöpfung“, einem mystischen Text, wurde die Welt genau so erschaffen: aus 22 Buchstaben.

Licht und Schatten spielen miteinander und je nach Einfallswinkel der Sonnenstrahlen entstehen hebräische, arabische und lateinische Buchstaben. Ullmans Skulptur lädt ein, zwischen den über 2 Meter hohen Felsbuchstaben zu wandeln und sich die Welt vorzustellen, die ein jeder von uns ins Leben rufen möchten. Die ausgewählten Pflanzen und Bäume würdigen Israels reiche und vielfältige Vegetation, die Landschaftsgestaltung greift die natürliche Terrassengestaltung Jerusalems auf.

Konzept von Schweizer Architekturbüro

Das futuristische Gebäude der neuen Nationalbibliothek Israels wurde vom renommierten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron konzipiert. Das Architekten-Duo hat für seine architektonischen Entwürfe international große Aufmerksamkeit und Preise erlangt. Zu ihren Entwürfen gehören die Tate Modern in London, die Elbphilharmonie Hamburg und das Nationalstadion, im Volksmund das „Vogelnest“ in Peking.

Die Umsetzung des Entwurfs von Herzog & de Meuron lief unter der Expertise des Tel Aviver Architektenbüros Mann-Schinar. Es wurde ebenfalls vielfach ausgezeichnet, unter anderem gewann es den German Design Award im Jahr 2020 für exzellente Architektur. Diesen Preis gab es für den Internationalen Ramon-Flughafen in Eilat.

Sallai Meridor, NLI-Vorsitzender, fasst die Bedeutung der Nationalbibliothek Israels wie folgt zusammen: “Sie hat einen einzigartigen Stellenwert für den Staat Israel und das jüdische Volk, denn sie kuratiert die Vergangenheit und dokumentiert die Gegenwart zum Wohle der Zukunft.“

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Eine Antwort

  1. Endlich mal ein Beitrag in dieser schrecklichen Zeit, der einem so richtig warm ums Herz werden lässt, vielen Dank Redaktion.
    Wenn ich sowas lese fällt mir ein, dass irgendwo in der Bibel steht „sie werden nicht mehr lernen Krieg zu führen“. Welch eine Innovationslawine wird es da geben,wenn alle Klugen Köpfe in ziviele Projekte wie Umweltschutz, Landwirtschaft in Hungerregionen, neue Baustoffe, neue Formen von Energiespeicherung
    usw. usw. investieren.Welch ein Segen für die Menschheit wird dann vor allem von jüdischen Wissenschaftlern ausgehen ,die ja seit jeher zur Weltspitze zählen. Dann wird das Auserwählte Volk seiner
    wahren Bestimmung gerecht werden, wie es zum Teil ja heute schon sichtbar ist;
    DURCH DICH SOLLEN ALLE VÖLKER GESEGNET WERDEN.

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