LONDON (inn) – Der Unterhaltungssender „Manoto“ („Ich und Du“) hat seinen Sitz in London, wird aber über Satellit auch im Nahen und Mittleren Osten empfangen. Satellitenschüsseln sind im Iran verboten, weil die Regierung gerne die Kontrolle über die Medien behalten möchte. Nichtsdestotrotz verfügen die meisten iranischen Haushalte über Satellitenfernsehen.
„Manoto“ verfolgt eine klar regimekritische politische Agenda und ist den Mullahs deswegen ein Dorn im Auge. Die israelische Serie „Fauda“ ist nicht der erste Versuch des Senders, seinem Publikum jüdische und israelische Themen nahezubringen. Auch Beiträge über den Holocaust gab es schon.
Als Araber getarnt
Das Wort „Fauda“ ist Arabisch und bedeutet so viel wie „Chaos“ – der Code, den die Protagonisten der Serie gebrauchen, wenn ihre Tarnung aufgeflogen ist. Bei der israelischen Einheit der Mista’aravim (= „arabisiert“) handelt es sich um Juden, die sich als nichtjüdische, meist muslimische Araber tarnen. Sie sprechen akzentfrei Arabisch und bewegen sich in den Bräuchen der islamischen Kultur und Religion, als wären sie damit aufgewachsen. Ihr Ziel ist, Terroranschläge zu verhindern. Je nach Quelle soll die Serie ein mehr oder weniger realistisches Bild von der wahren Spezialeinheit zeichnen.
„Fauda“ schafft ein Verständnis für den täglichen Überlebenskampf Israels, aber gleichzeitig für Menschen auf beiden Seiten des Konflikts. Auch unter den Arabern wächst deswegen die Zahl begeisterter Fans. Die Produzenten berichten von tausenden Zuschriften aus verschiedenen Teilen der arabischen Welt. Einer von ihnen, Avi Issacharoff, wurde sogar von einem Hamas-Funktionär gebeten, ihm den Link zur nächsten Staffel zu schicken.
Seit dem 21. Juli läuft die Serie mittwochs um 22 Uhr auf „Manoto“. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, dass sich auch das iranische Publikum mitreißen lässt. Und dann bleibt zu hoffen, dass die Übersetzung von „Fauda“ ins Persische nur ein Anfang war. Denn es gibt schon eine neue israelische Agentenserie. Sie spielt im Iran und trägt den Titel „Teheran“. Noch gibt es keine persische Übersetzung, wohl aber viel Zuspruch von Exil-Iranern.
Ein Beitrag zur Völkerverständigung
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass solche Produktionen mehr zur Völkerverständigung beitragen können also so manche halbherzige Friedensverhandlung. Produzent Lior Raz war überrascht von den Reaktionen auf „Fauda“ und schwärmt: „Ich liebe es, wenn israelische und arabische Zuhörer mir sagen, dass sie zum ersten Mal Mitgefühl für die andere Seite empfinden.“
Bei „Teheran“, das in Athen gedreht wurde, spielten 5.000 iranische Statisten mit. Aus der ganzen Welt haben sich danach iranische Zuschauer gemeldet. Sie boten an, bei der zweiten Staffel der israelischen Serie ihr Gesicht als Statist zu zeigen.
Von: Carmen Shamsianpur