Die staatliche Gedenkfeier fand auf dem „Givat HaTachmoschet“ (Ammunition Hill) statt. „Das vereinte Jerusalem ist die Hauptstadt Israels. Jerusalem war immer und wird immer uns gehören, es wird nie wieder geteilt werden“, sagte Netanjahu in seiner Ansprache. Er betonte, dass es nur unter israelischer Souveränität Religionsfreiheit für Christen, Juden und Muslime geben könne. Nur unter israelischer Hoheit könne garantiert werden, dass auch alle Minderheiten und Gemeinden weiterhin in Jerusalem leben könnten. Diese Ansicht habe er auch dem US-Präsidenten Barack Obama bei den Gesprächen in Washington zu Beginn dieser Woche nahegelegt, sagte Netanjahu laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“.
Staatspräsident Schimon Peres wies in seiner Rede auf die „spirituelle und politische Fülle“ der Stadt hin. Jerusalems Größe sei nicht auf seine Geographie, sondern auf seine Geschichte zurückzuführen. „Jerusalem ist für die Hälfte der Menschheit heilig. Es war und wird immer Israels Hauptstadt bleiben. Wir hatten nie eine andere und es war nie die Hauptstadt eines anderen Volkes“, so Peres.
Der Präsident sprach auch die Familien der Soldaten an, die während des Sechs-Tage-Krieges 1967 gefallen waren. „Es ist trostlos. Aber hier, auf diesem beeindruckenden Hügel, müssen wir uns umsehen und sagen, das Erreichte, ist so groß wie der Schmerz. Die Männer, die hier gefallen sind, haben das Kostbarste in unserer Geschichte gerettet – sie haben Jerusalem gerettet“, sagte Peres weiter.
Am Donnerstagabend zogen Zehntausende fahnenschwingende Israelis in Richtung Klagemauer, um der Wiedervereinigung zu gedenken.
Arabische Demonstranten: „Wiedervereinigung ist Fantasie“
Am Damaskus-Tor demonstrierten zu dieser Zeit Hunderte israelischer Araber gegen die Feierlichkeiten. Sie schwenkten palästinensische Flaggen und hielten Schilder, auf denen die Wiedervereinigung Jerusalems als „Mythos und Fantasie“ bezeichnet wurde. Erzbischof Atalla Hanna von der Griechisch-Orthodoxen Kirche hielt auf der Protestkundgebung eine Rede. „Wir sagen es heute der ganzen Welt, dass Al-Quds uns gehört und nicht den Rassisten“, so der Geistliche. Die Araber seien mit Jerusalem, im Arabischen Al-Quds genannt, durch ihren Glauben, ihre Geschichte, die Kultur und ihre Werte verbunden. „Das ist unsere Stadt, unsere Hauptstadt, wir sind hier keinen Fremden und keine Passanten“, sagte Hanna weiter.
Abbas-Berater: „Israelische Hoheit über Ost-Jerusalem ist Friedenshindernis“
Rafik Husseini, ein Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, sprach nach Netanjahus Rede von einer „illegalen Besatzung Ost-Jerusalems durch Israel“. Der Versuch der Israelis, die Kontrolle über Ost-Jerusalem zu behalten, sei ein „großes Hindernis für den Frieden“.
Der heutige Freitag ist ein Feiertag in Israel. Im ganzen Land, vor allem aber in Jerusalem, finden zahlreiche Veranstaltungen anlässlich der Wiedervereinigung statt.
Der Ostteil Jerusalems gehörte bis zum Jahr 1967 zu Jordanien. Im Sechs-Tage-Krieg wurde er von Israel erobert. Die Stadt wurde nach 19-jähriger Teilung wieder vereinigt. Seitdem haben Juden wieder Zugang zur Altstadt und damit auch zur Klagemauer, dem letzten erreichbaren Rest eines der beiden biblischen Tempel.