JERUSALEM / BOGOTÁ (inn) – Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat eine Reise nach Kolumbien kurzfristig abgesagt. Anlass war die aktuelle Sicherheitslage in Südisrael. Der Regierungschef war eingeladen, in Bogotá an der Vereidigung des neuen Staatspräsidenten Iván Duque teilzunehmen. Außerdem wollte er bei der Gelegenheit weitere lateinamerikanische Staatschefs treffen, schreibt die Nachrichtenseite „Walla“.
Am Donnerstag teilte Netanjahus Büro laut des Wirtschaftsmagazins „Globes“ mit: „Infolge der Lage im Süden hat Premierminister Netanjahu entschieden, in der kommenden Woche in Israel zu bleiben. Deshalb hat er seine Reise nach Kolumbien abgesagt.“ Der Aufenthalt in dem südamerikanischen Land sollte vom 6. bis 9. August währen. Am Rande der Vereidigung waren Gespräche mit den Präsidenten von Argentinien, Guatemala, Honduras und Chile geplant. Netanjahu war bereits vor elf Monaten in Kolumbien – damals besuchte er als erster israelischer Regierungschef Lateinamerika.
Duque offen für Botschaftsverlegung
Der konservative Politiker Duque hatte am 17. Juni die Stichwahl gegen den linksgerichteten Kandidaten Gustavo Petro gewonnen. Im Wahlkampf äußerte er sich zu einem möglichen Umzug der kolumbianischen Botschaft nach Jerusalem. Bei einer Veranstaltung mit örtlichen Kirchengemeinden am 16. Mai sagte er, er würde die Möglichkeit nicht ausschließen, „den diplomatischen Sitz in Jerusalem anzusiedeln“. Dies stieß im Publikum auf Beifall. Am gleichen Tag wurde in der israelischen Hauptstadt die guatemaltekische Botschaft eröffnet, zwei Tage nach der diplomatischen Vertretung der USA. Zudem betonte Duque, er wolle im Falle eines Wahlsieges „die bestmöglichen Beziehungen mit dem Staat Israel bewahren“.
Die Mehrheit der anderen Kandidaten lehnte die Haltung des jeztigen Präsidenten zu einer möglichen Botschaftsverlegung nach Angaben der kolumbianischen Nachrichtenseite „El Nuevo Siglo“ ab. Einige Tage später hakte der Radiosender „Caracol“ nach und erhielt die Antwort, Duque unterstütze eine Zwei-Staaten-Lösung und wolle mit seiner Regierung zu Friedensbemühungen beitragen. „Kolumbien kann nicht Hass im Nahen Osten schüren“, ergänzte er.
Gegenkandidat Petro hingegen hatte sich als Gegner der US-Entscheidung hervorgetan, Jerusalem als Hauptstadt anzuerkennen. Zudem beschuldigte er die israelische Armee eines „Massakers“ gegen Bewohner des Gazastreifens, die an der Grenze teilweise gewaltsam gegen die Botschaftsverlegung am 14. Mai protestierten.
Vorgänger Santos: Israel als jüdischen Staat anerkennen
Kolumbien ist bereits längere Zeit positiv gegenüber Israel eingestellt. Unter dem bisherigen Präsidenten Juan Manuel Santos sei das Land einer der besten Freunde in Lateinamerika geworden, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“. Er äußerte im Oktober 2012, die Welt sollte Israel als Staat des jüdischen Volkes anerkennen. Ferner stimmte Kolumbien nicht für die Aufwertung „Palästinas“ zu einem Nichtmitglied mit Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen.
Von: eh