Benjamin Netanjahu reist in die amerikanische Hauptstadt, und der amerikanische Präsident will ihn nicht empfangen. Barack Obama nimmt es lieber in Kauf, Israels Regierungschef vor aller Welt zu brüskieren, als ihm und den Republikanern das Zustandekommen des Besuchs zu verzeihen. Der Mehrheitsführer des Repräsentantenhauses, John Boehner, hatte Netanjahu eingeladen, vor beiden Kammern des Hauses eine Rede zu halten. Der nahm dankend an, das Weiße Haus wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Offizieller Grund für Obamas kalte Schulter: Man wolle sich nicht in den israelischen Wahlkampf einmischen. Diese Sorge hat nämlich Israels Linke.
„Die amerikanische republikanische Partei mischt sich in unseren Wahlkampf ein“, kommentiert die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ am Freitag. Die Israelis sähen wenige Wochen vor der Wahl am 17. März im Fernsehen, wie ihr Premierminister unter tosendem Applaus den US-Kongress begeistere – das sei eine eindeutige Wahlkampfhilfe der Republikaner für den Likud. Stimmt diese Spekulation? Revanchieren sich gar die Konservativen dafür, dass Netanjahu im Präsidentschaftswahlkampf 2012 freundliche Worte für den republikanischen Kandidaten Mitt Romney fand?