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Nahostkorrespondent Ulrich Sahm gestorben

Ab dem Beginn der 1970er Jahre berichtete Ulrich Sahm von Jerusalem aus über das Geschehen in Nahost. Nun ist er im Alter von 73 Jahren in Deutschland gestorben.
Von Israelnetz

BREMEN (inn) – Der langjährige Nahostkorrespondent Ulrich Sahm ist tot. Er starb am Mittwochabend im Alter von 73 Jahren in Bremen. Bis Ende 2022 hatte er in Jerusalem gelebt – und über 50 Jahre lang als Journalist gearbeitet.

Ulrich Wilhelm Sahm wurde am 21. April 1950 in Bonn geboren. Sein Vater Ulrich Sahm war Diplomat. Die Mutter Insea Hohlt war zeitweise evangelische Äbtissin und später Künstlerin. Wegen der Diplomatentätigkeit des Vaters wuchs er vor allem in England und Frankreich auf. Das Abitur machte er an der Odenwaldschule.

In Paris hatte Sahm israelische Mitschüler, durch die er erste Kontakte mit der hebräischen Sprache bekam. Er studierte zunächst in Deutschland Evangelische Theologie, Judaistik und Linguistik. 1970 wechselte er an die Hebräische Universität Jerusalem – mit dem Fach Hebräische Literatur. Ein Aufenthalt in Israel darüber hinaus war nicht geplant.

Doch es kam anders: Aus Vorträgen für deutsche Journalisten wurde auf Anfrage eines Teilnehmers die eigene journalistische Tätigkeit. Sahm wurde schließlich Korrespondent des Nachrichtensenders „n-tv“ und arbeitete für die Katholische Nachrichtenagentur (KNA). Beiträge des freien Journalisten erschienen zudem bei der Schweizer Website „Audiatur“, dem „Weserkurier“, der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ – und auch über viele Jahre hinweg bei Israelnetz.

Archäologie und Kochkunst

Die Archäologie war für Sahm ein besonderes Steckenpferd. Vor allem Erkenntnisse und Entdeckungen aus dem Bereich der biblischen Altertumskunde brachte er seinen Lesern im deutschsprachigen Europa nahe.

Ein großes Hobby des Nahostkorrespondenten war das Kochen. Seine Kochbücher in vielen Sprachen füllten die Regale in Jerusalem. Er bot Veranstaltungen für deutsche Besucher an – mit einem reichhaltigen Menü und einem ebensolchen Vortrag. Zudem referierte er auf vielen Deutschlandreisen über Aktuelles und Historisches aus dem Heiligen Land, unter anderem in Kirchengemeinden.

Doch die Medienberichterstattung aus Jerusalem und die Vortragsreisen waren kräftezehrend, immer öfter traten gesundheitliche Probleme auf. Und so verließ Sahm Ende 2022 Israel und kehrte nach Deutschland zurück. Dort trat eine Besserung ein, doch im Frühjahr 2023 stürzte er auf einer Treppe und zog sich schwere Verletzungen zu. Von diesem Unfall sollte er sich nicht mehr erholen. (eh)

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8 Antworten

    1. Ich schließe mich dir mit den Beileidswünschen an.

      Ja, er schrieb in der Tat gute Artikel mit viel Hintergrundwissen und aktuell immer auf dem Laufenden. Wenn ich mir die Nachrichten ansehe und die vor Ort befindenden Journalisten ansehe, muss ich leider feststellen, dass da nur ein Bruchteil des Wissens von Uli vorhanden ist. Und dann auch noch so gefärbt wie es dem Sender entspricht.

      Ich kann mich an die Nachrichten bei n-tv erinnern, wo er sehr klar gesagt hat: halt, so nicht. Erstens, zweitens, drittens, das sind die Fakten.
      Und er wusste auch immer schnell wer ins Land kam. Das ZDF hat da mal zwei Tage länger gebraucht um mitteilen zu können, wann der US-Außenminister kommt.
      Uli hat da gerade mal vier Stunden gebraucht es herauszufinden. Und gestimmt hat es auch.

      Aber: er sprach hebräisch und er war oft mit Bus und Straßenbahn unterwegs und hörte einfach zu. Da sollten sich vielleicht ein paar der heutigen Journalisten eine Scheibe abschneiden.

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  1. Ulrich Sahm war nicht nur ein Journalist, den ich wegen seiner Arbeit bewunderte, sondern auch ein guter Freund, den ich sehr vermissen werde.

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  2. Gern erinnere ich mich an die Israel-Abende in Bodenwerder mit Ulrich W.Sahm. Seine vorträge und seine Menus waren hervorragend.
    Herzliche Anteilnahme an seine Familie!

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  3. Schade um diese Stimme. Er war eine gute Quelle.

    Auch von mir aufrichtiges Beileid an Familie Sahm.

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  4. Seine Beiträge habe ich immer als gut empfunden. Schade das er früh gegangen ist.

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  5. Mein Beleid der Familie. Kannte Uri Sahm vor 30 -40 Jahren (während meiner jungen Jahre und langjährigen Aufenthalte in Israel; hatte auch als freier Autor der damaligen „Israel Nachrichten“ so etwas wie „professionellen“ Kontakt und er war auch Referent für Seminare der „Aktion Sühnezeichen“) sehr gut; leider in den letzten Jahren keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt.
    Habe sein präzise Berichterstattung und Analysen sehr geschätzt.

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  6. Ulrich W. Sahm war einer der besten Nahost-Korrespondenten, die aus Israel berichtet haben. Er war ein exzellenter Kenner des Landes, seiner Menschen, seiner zahlreichen Ethnien und Bevölkerungsgruppen.

    Herr Sahm hat nie den Mainstream bedient, sondern für ein interessiertes, anspruchsvolles, intellektuelles Publikum berichtet.

    Seine Artikel und Beiträge im Fernsehen waren immer – und in jeder Hinsicht – ein absoluter Hochgenuss: sowohl hinreißend vom Inhalt als auch sehr schön und gewandt, was Stil und Sprache angeht. Er hat als wirklicher Experte, als scharfer Beobachter der Gegenwart, als hervorragender Historiker und als erfahrener Zeitzeuge berichtet.

    Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie.

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