VANCOUVER / JERUSALEM (inn) – Nach monatelangen Vorbereitungen ist es so weit: Die ersten Jakobschafe sind in Israel eingetroffen. Ein jüdisches Ehepaar aus Kanada möchte die Rasse, die schon in der Bibel vorkommt, nach mehreren Jahrtausenden wieder im Heiligen Land ansiedeln – und mit den Schafen einwandern. Dass der Transfer Ende November beginnen konnte, hat für Gil and Jenna Lewinsky auch eine religiöse Bedeutung.
Die Interessengruppe „Freunde der Jakobschafe“ teilte mit, es sei „der größte Lufttransport von Tieren in der israelischen Geschichte. Dabei werden elf Flugzeuge benötigt, um mit 119 Schafen von Kanada zu landen“. Die Aktion, die am 30. November begann, werde sich etwa einen Monat hinziehen. Die Tiere sind vorerst in Südisrael in Quarantäne – diese soll acht Tage nach der Ankunft der letzten Schafe enden.
Auf Facebook schreiben die „Freunde der Jakobschafe“, mit der Rückkehr der Herde des Erzvaters Jakob erfülle sich die Prophezeiung aus Hesekiel 34. Dort heißt es in den Versen 11 und 12: „Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.“
Termin passt zum Wochenabschnitt
Jenna Lewinsky sagte laut der Onlinezeitung „Times of Israel“: „Die ersten Schafe sind nach dem jüdischen Kalender an dem Tag eingetroffen, an dem Noah aus der Arche kam, dem 28. Cheschwan.“ Am kommenden Schabbat lesen Juden in den Synagogen zudem den Wochenabschnitt „Wajeze“ (Und er ging aus), 1. Mose 28,10-32,2. Darin werden die gefleckten Schafe, die heute nach Jakob benannt sind, erstmals erwähnt.
Jakob durfte sich laut dem Alten Testament zum Lohn für geleistete Dienste aus der Herde seines Schwiegervaters Laban alle gescheckten Tiere aussuchen. „Ich will heute durch alle deine Herden gehen und aussondern alle gefleckten und bunten Schafe und alle schwarzen Schafe und die bunten und gefleckten Ziegen. Was nun bunt und gefleckt sein wird, das soll mein Lohn sein“, wird der Erzvater in 1. Mose 30,32 zitiert.
Gemäß der Bibel folgten diese Schafe den Israeliten ins antike Ägypten und verbreiteten sich von dort über die Welt. Laut der britischen Jakobschaf-Gesellschaft kamen die Tiere durch Nomaden nach Nordafrika. Die Mauren brachten sie dann mit nach Spanien, von dort gelangten sie nach England und schließlich nach Nordamerika.
Einmalige Erlaubnis
Das Ehepaar Lewinsky hat die Schafe auf einer Farm in Westkanada gezüchtet. Vor drei Jahren begannen die Verhandlungen zwischen der israelischen und der kanadischen Regierung. Denn Kanada steht nicht auf der Liste der Länder, die Tiere nach Israel ausführen dürfen. Deshalb wurde der Transfer „unter besonderen Umständen“ genehmigt – als einmalige Maßnahme für Touristenzwecke. Die Initiatoren wollen in Israel eine Bildungsfarm eröffnen, dafür suchen sie jetzt nach geeignetem Land.
Gil Lewinsky hat indes noch einen weiteren besonderen Aspekt in der Zeitplanung entdeckt: Die erste Gruppe Schafe „kam gerade an, als es zu regnen begann. Es war eine Erleichterung: Es war so heiß und trocken in Israel, und mit all diesen Feuern – und dann haben wir plötzlich Regen, und die Schafe sind hier“. Der Züchter ergänzte: „Wir bringen einen Teil der jüdischen Geschichte ins Heimatland zurück. Es ist großartig, ein Teil davon zu sein.“ (eh)Jakobschafe kehren heim (inn)
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