RAMALLAH (inn) – Rund 50 israelische Juden mit irakischen Wurzeln haben am Dienstag den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in dessen Hauptsitz in Ramallah besucht. Die Gruppe reiste mit einem Bus an. Ab der palästinensischen Seite wurden die Israelis von palästinensischen Sicherheitskräften in Autos oder auf Motorrädern mit laufenden Sirenen eskortiert. Die Präsidentengarde empfing die Gruppe vor dem Hauptsitz, der Mukata, und geleitete sie in ein Gästezimmer zu Abbas und dessen Beratern.
Das Treffen hatte der Vorsitzende des Palästinensischen Komitees für Interaktion mit der israelischen Gesellschaft, Muhammad Madani, zusammen mit dem Knessetabgeordneten Jossi Jonah (Zionistische Union) organisiert. Beide waren bei der Zusammenkunft anwesend.
Jonah betonte in seiner Begrüßungsansprache, „unsere Kultur hat tiefe Wurzeln und ist Teil dieser Region“. Er glaube, dass es möglich sei, ein Friedensabkommen zu schließen. Der Abgeordnete forderte Abbas und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu zu Gesprächen ohne Vorbedingungen auf.
„Feindlichkeiten müssen enden“
Abbas begrüßte daraufhin seine Gäste als „Brüder und Schwestern“. „Wenn ich euch begrüße, dann habe ich nicht das Gefühl, mit Besuchern zu sprechen, sondern mit meiner Familie. Was uns vielleicht zusammenbringt ist die Zivilisation, die Kultur und die Sprache, die wir teilen“, sagte Abbas mit Blick auf den gemeinsamen arabischen Hintergrund.
Vor den Israelis versicherte Abbas, dass er Frieden mit Israel schließen möchte. „Wir wollen nicht über die Vergangenheit weinen, wir sind hier und wir können koexistieren“, sagte Abbas. Er fügte hinzu: „Wir sind zwei Völker und beide Seiten sollten einen Staat haben.“ Die Feindlichkeiten müssten enden. „Wir werden eines Tages israelische Führer in ihren Häusern besuchen.“
Abbas teilte zudem mit, er werde auf dem bevorstehenden Generalkongress der Fatah-Partei am 29. November anregen, das aus den USA, Israel und der PA bestehende Anti-Hetze-Komitee wieder einzusetzen. „Hetze kann zu Gewalt führen und das müssen wir überall beenden“, sagte Abbas laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Das Komitee wurde 1998 als Teil des „Wye-River-Abkommens“ gegründet, das den Abzug der israelischen Truppen aus dem Westjordanland regelte. Die Mitglieder trafen sich alle zwei Monate. Mit Ausbruch der sogenannten zweiten „Intifada“ im Jahr 2000 wurde die Arbeit eingestellt.
Bei dem Fatah-Kongress werden rund 1.400 Mitglieder der Partei erwartet. Geplant ist die Neuwahl der Leitung des Revolutionsrates und des Zentralkomitees. Zudem soll ein Strategiepapier für die nächsten fünf Jahre entwickelt werden.
Gemeinsames Singen und Musizieren
Neben der Politik pflegten die Teilnehmer des Treffens auch einen kulturellen Austausch. Es wurde traditionelle arabische Musik gespielt und dazu gesungen. Abbas lud seine Gäste zudem in ein Restaurant in Ramallah ein.
Der israelische Schauspieler und frühere Journalist, Zemach Jakar, zog auf dem Heimweg Bilanz: „Das Treffen war eine schöne Sache, aber ich glaube nicht, dass es die politische Situation verändern wird. Der einzige Weg zum Frieden sind wirkliche, gewagte Entscheidungen, Kompromisse und Zugeständnisse.“ (dn)Saudis: Abbas soll Einladung in Knesset annehmen (inn)
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