RAMALLAH (inn) – Machtkampf unter Palästinenserführern: PLO-Chef Yasser Arafat hat offenbar seinen Geheimdienstchef Jibril Rajoub (Beitunia bei Ramallah) entlassen. Das berichten israelische Medien unter Berufung auf palästinensische Quellen.
Der zu Arafats Fatah-Partei gehörende Rajoub hatte den Sicherheitsdienst Al Amen al-Wikaui geleitet. Sein Zuständigkeitsgebiet waren die Autonomiegebiete in Judäa und Samaria. Der als gemäßigt geltende Rajoub war zuletzt mit Arafat wiederholt aneinander geraten.
So soll Arafat den Oberst Anfang des Jahres mit der Pistole bedroht haben, was Rajoub gegenüber „Israelnetz“ jedoch bestritt. Bei einem weiteren Zwischenfall im Mai soll Arafat, Berichten zufolge, Rajoubs Sonnenbrille in einem Wutanfall aus dem Fenster geworfen haben – eine Demütigungsgeste.
Der aus dem arabischen Ort Dura bei Hebron in Judäa stammende Rajoub (49) hat seine Machtbasis in Judäa und der Benjamin-Region im Süden Samarias. Er gilt als einer der mächtigsten Politiker in den Autonomiegebieten. Er kommandierte mehrere tausend Sicherheitskräfte. Nachdem israelische Truppen im April sein komfortables Hauptquartier in Beitunia beschossen hatten, verfügte Rajoub eine Kapitulation seiner Truppen, was ihm Ärger mit Arafat einbrachte.
Der Oberst saß zwischen 1970 und 1985 in israelischen Gefängnissen und spricht perfekt Hebräisch. Israel schob ihn 1988 in den Libanon ab. Als Geheimdienstchef bekämpfte er Mitte der 90er Jahre die militärischen Flügel von Hamas und Jihad al-Islami.
Rajoub selbst war von „Israelnetz“ am Mittwoch telefonisch nicht für eine Stellungnahme erreichbar.