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Nach Libanonkrieg: Fünf Jahre Ruhe

JERUSALEM / BEIRUT (inn) - Fünf Jahre nach Ausbruch des Zweiten Libanonkrieges ist die Lage an der israelischen Nordgrenze so ruhig wie seit langem nicht. Die Hisbollah hat zwar ihr Raketenarsenal deutlich aufgestockt, sieht aber von Angriffen auf Israel ab.

Der schwerwiegendste Zwischenfall an der Grenze seit dem Krieg ereignete sich im August 2010: Ein Scharfschütze der libanesischen Armee erschoss den israelischen Oberstleutnant Dov Harari. Beim Gegenschlag der Israelis starben mehrere Soldaten im Libanon. Doch seither bemühe sich das libanesische Militär nach Kräften darum, die Ruhe an der Grenze zu wahren, schreibt die Tageszeitung "Ha´aretz". Während der "Nakba"-Proteste am 15. Mai habe es sogar harte Munition benutzt, um Demonstranten vom Grenzzaun fernzuhalten. An diesem Tag hatten zahlreiche Palästinenser in Israels Nachbarstaaten versucht, die Grenze zu stürmen.

Seit Kriegsende wurden zehn Katjuscha-Raketen vom Libanon auf Galiläa abgefeuert, dabei erlitt ein Mensch Verletzungen. Verantwortlich war allerdings nicht die schiitische Hisbollah, sondern sunnitische Gruppen, die dem Terrornetzwerk "Al-Qaida" nahe stehen. Die Hisbollah ("Partei Allahs") hingegen hat ihr Raketenarsenal auf rund 50.000 Geschosse aufgestockt. Nach israelischen Geheimdienstangaben hat sie Raketenabschussrampen und Stützpunkte in mindestens 100 schiitischen Dörfern im Süden des Libanon. Dennoch hält sich die Miliz derzeit zurück. Die "Jerusalem Post" führt dies auch auf deren Abhängigkeit von iranischen Interessen zurück.

Hinzu kommen laut "Ha´aretz" interne Querelen in der Hisbollah. Diese sei überdies durch die internationale Anklage gegen vier ihrer Anhänger wegen des Mordes am früheren libanesischen Premier Rafik Hariri in Besorgnis.

Als weiteren Faktor nennt die "Jerusalem Post" die libanesische Wirtschaft: Das Bruttosozialprodukt hat sich seit dem Krieg vor fünf Jahren um 7 Prozent erhöht. Im Nahen Osten liegt der Libanon hinter Israel und Saudi-Arabien auf dem dritten Platz.

Das israelische Militär geht davon aus, dass sein Schlag gegen den Libanon und die Hisbollah ebenso wie die Umwälzungen in der arabischen Welt die Gefahr eines neuen Krieges derzeit gering halten. In der grenznahen Stadt Kirijat Schmonah würden im September erstmals seit 40 Jahren Kinder eingeschult, die noch keinen Raketenalarm gehört haben, sagte der ehemalige israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi.

Entführung löste Krieg aus

Am 12. Juli 2006 hatte die Hisbollah bei einem Überfall auf eine israelische Militärpatrouille mehrere Soldaten getötet sowie die Reservisten Eldad Regev und Ehud Goldwasser entführt. Daraufhin begann Israel Angriffe auf Stellungen der Miliz im Südlibanon. Der Krieg wurde am 14. August desselben Jahres durch die UN-Resolution 1701 beendet. Die Leichen der beiden verschleppten Soldaten übergab die Hisbollah hingegen erst zwei Jahre später bei einem Gefangenenaustausch an das Rote Kreuz. Bis zuletzt hatte sie die Israelis darüber im Unklaren darüber gelassen, ob die Geiseln nicht vielleicht doch noch am Leben waren.

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