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Nach Gaza-Angriff: Judenretter gibt Auszeichnung zurück

AMSTERDAM (inn) – Vor drei Jahren wurde ein niederländischer Judenretter von der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem geehrt – nun gibt er Medaille und Urkunde an Israel zurück. Der Grund: Bei einem israelischen Luftangriff starben im vergangenen Monat sechs Angehörige des „Gerechten unter den Völkern“.
Will keine Auszeichnung von Yad Vashem: Henk Zanoli

Während des Zweiten Weltkrieges war die Familie von Henk Zanoli nicht nur im Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Sie versteckte auch von Frühjahr 1943 bis zur Befreiung von der Naziherrschaft zwei Jahre später das jüdische Kind Elhanan Pinto und rettet ihm so das Leben. Die Eltern des 1932 geborenen Jungen kamen in Vernichtungslagern um.
Der Vater von Henk Zanoli wiederum war wegen seiner Beteiligung am Widerstand bereits 1941 im Konzentrationslager Dachau interniert worden. Er starb im Februar 1945 im österreichischen KZ Mauthausen. Im Jahr 2011 erhielten Zanoli und seine Mutter Johana Zanoli-Smit – sie posthum – von Yad Vashem den Titel „Gerechter unter den Völkern“.
Eine Großnichte des 91-jährigen Judenretters, Angelique Eijpe, arbeitet als Diplomatin in der niederländischen Vertretung in Oman. Sie ist verheiratet mit dem Ökonomen Isma’il Ziadah, einem Palästinenser aus dem Flüchtlingslager El-Burejdsch im zentralen Gazastreifen. Dessen Eltern wurden in Falludschah geboren, dort befindet sich heute die israelische Stadt Kirijat Gat. Der Vater verstarb 1987.

„Mord durch den Staat Israel“

Am 20. Juli traf eine israelische Bombe das Haus der Familie in El-Bureijdsch. Die 70 Jahre alte Matriarchin Muftijah wurde ebenso getötet wie ihre Söhne Dschamil, Omar und Jussef. Weitere Opfer waren Dschamils Frau Bajan, deren zwölfjähriger Sohn Schaaban und ein Besucher namens Mohammed Makadameh.
Nachdem Zanoli von dem Tod der Angehörigen seiner Großnichte erfahren hatte, gab er am Donnerstag Medaille und Urkunde an Israel zurück. Durch einen Boten ließ er sie in die israelische Botschaft in Den Haag bringen, wo er sie vor drei Jahren in einer offiziellen Zeremonie erhalten hatte. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha‘aretz“.
Im Begleitschreiben an Botschafter Haim Davon schildert der Niederländer zunächst den Preis, den seine Familie für ihren Widerstand und die Rettung des Kindes gezahlt hatte. Weiter schreibt er: „Vor diesem Hintergrund ist es besonders schockierend und tragisch, dass heute, vier Generationen später, unsere Familie mit dem Mord an unserer Verwandtschaft in Gaza konfrontiert ist. Einem Mord, der durch den Staat Israel verübt wurde.“
Zanoli fährt fort: „Die Ururenkel meiner Mutter haben ihre Großmutter, drei Onkel, eine Tante und einen Cousin durch die Hand der israelischen Armee verloren.“ Er könne die Ehre, die ihm durch den Staat Israel zuteil wurde, nicht behalten. „Das wäre für mich sowohl eine Beleidigung der Erinnerung an meine mutige Muttter, die ihr Leben und das ihrer Kinder riskiert hat, indem sie gegen Unterdrückung und für die Bewahrung menschlichen Lebens kämpfte, als auch eine Beleidigung für diejenigen in meiner Familie, vier Generationen später, die nicht weniger als sechs ihrer Angehörigen in Gaza durch den Staat Israel verloren haben.“
Der Anwalt im Ruhestand verweist auf die „ernsthaften Anklagen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gegen Israel. Nach seiner Einschätzung könnten sie zu Schuldsprüchen führen, wenn eine unabhängige Justiz die Sache in die Hand nehme. „Was unserer Verwandtschaft in Gaza passiert ist, wird ohne Zweifel zu jener Zeit ebenfalls auf den Tisch kommen“, ergänzt Zanoli laut „Ha‘aretz“.

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