KAHRAMANMARAS / ANTAKYA (inn) – Israelische Helfer im osttürkischen Erdbebengebiet haben seit Dienstag 27 Überlebende aus den Trümmern gerettet. Das teilte die Armee am Donnerstagabend mit, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet. Die Zahl der Todesopfer in der Türkei und Syrien hat mittlerweile die 20.000 überschritten.
In der türkischen Stadt Kahramanmaras errichteten Israelis ein Feldlazarett für Menschen, die bei dem Erdbeben am Montag verletzt wurden. Ärzte und Krankenschwestern nahmen am Donnerstagabend ihre Arbeit auf. Zuvor hatten 25 Lastflugzeuge der Luftwaffe Hunderte Tonnen Ausrüstung ins Katastrophengebiet geflogen. An Bord waren ferner etwa 230 Einsatzkräfte.
Israels aschkenasischer Oberrabbiner David Lau wandte sich in einem offenen Brief an die israelische Delegation in der Türkei. Darin dankte er den Helfern für ihren Einsatz. Bezüglich der Rettungsarbeiten am Schabbat verfügte er, das Feldlazarett solle weiter allen Bedürftigen medizinische Hilfe anbieten. Weiter schrieb Rabbi Lau: „An jedem Ort, an dem irgendeine Chance besteht, einen Überlebenden aus den Trümmern zu befreien, sollten Rettungsteams alles ihnen Mögliche tun, um Leben zu retten.“ Er brachte damit das jüdische Prinzip „Pikuach Nefesch“ zur Anwendung: Der Erhalt von Leben steht über den Geboten.
Palästinensische Helfer in der Türkei und Syrien
Auch Palästinenser beteiligen sich an den Rettungsarbeiten. In die Türkei seien 30 Helfer gebracht worden, gab das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) bekannt. Zudem seien 43 Palästinenser über Jordanien durch den Nassib-Übbergang ins syrische Erdbebengebiet gelangt. Die Einsätze koordiniert die Palästinensische Behörde für internationale Zusammenarbeit (PICA), schreibt die Nachrichtenseite WAFA.
Im Einsatz sind auch Helfer vom Palästinensischen Ärzteverband in der Türkei. Sie unterstützen ihre türkischen Kollegen im Katastrophengebiet. Der Verbandsvorsitzende Ahmad Ashour bestätigte gegenüber WAFA, dass sich mehr als 20 Ärzte wenige Stunden nach dem Erdbeben in die betroffene Region aufgemacht hätten.
Das Erdbeben hat mindestens 70 palästinensische Opfer gefordert. So kam Abdel-Karim Abu Dschalhum mit seiner Ehefrau Fatima und den vier Kindern ums Leben. Er war 2010 in die Türkei übergesiedelt, um dem Krieg und der Armut im Gazastreifen zu entkommen. In Antakya arbeitete er einem Bericht der „Jerusalem Post“ zufolge in einer Holzverarbeitungsfabrik.
Indes fanden israelische Helfer nach langer Suche die Leichen des Ehepaars Saul und Fortuna Cenudioglu unter den Trümmern ihres Hauses. Saul Cenudioglu war Leiter der jüdischen Gemeinde in Antakya. (eh)