TULKARM / GAZA (inn) – Als Reaktion auf das palästinensische Attentat im Kibbutz Metzer am Sonntag ist die israelische Armee in der Nacht zum Dienstag in das sogenannte palästinensische „Flüchtlingslager“ von Tulkarm und in die nördlich der Stadt gelegene Ortschaft Shweika eingerückt. Soldaten ließen in Shweika das Haus von Mohammed Naifa abreißen, der als Drahtzieher für den Angriff auf den Kibbutz gilt.
Der 24jährige Palästinenser wird von Israel zudem für zahlreiche Schußattentate auf israelische Zivilisten und Soldaten verantwortlich gemacht. Er ist der örtliche Führer der Tanzim, einer Untergruppe der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, die zur Fatah-Partei von PLO-Chef Yasser Arafat gehören.
Der Einsatz der Armee konzentrierte sich jedoch hauptsächlich auf das „Flüchtlingslager“ Tulkarm. Palästinensischen Angaben zufolge wurden die Truppen von rund 30 Panzern und Armeefahrzeugen begleitet. Augenzeugen sprachen von heftigem Gewehrfeuer – Berichte über Tote oder Verletzte liegen bislang jedoch nicht vor.
Das israelische Sicherheitskabinett war am Montagabend in Metzer zusammengekommen, um über eine Reaktion auf den blutigen Mord an fünf Israelis zu beraten. Wie aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, werde die Armee ihre Einsätze auch auf die Stadt Tulkarm, sowie auf Shechem (Nablus) und kleinere palästinensische Dörfer in Samaria ausweiten.
Die Reaktion werde „hart, aber nicht übertrieben“ sein, hieß es weiter. Wie ein hochrangiger Armeesprecher mitteilte, haben die Vereinigten Staaten klare Richtlinien vorgegeben, was bei einer Vergeltungsaktion erlaubt ist und was nicht. Demnach erwarte die US-Regierung auch, daß Israel auf die Abschiebung Arafats verzichtet. Israels Außenminister Benjamin (Bibi) Netanjahu hatte in der Kabinettssitzung unter anderem die Ausweisung des Palästinenserführers vorgeschlagen.
Auch im Gazastreifen ist es am Montagabend zu Unruhen gekommen. Nach palästinensischen Angaben haben israelische Soldaten nahe der Ortschaft Rafah im südlichen Gazastreifen, an der Grenze zu Ägypten, einen zweijährigen palästinensischen Jungen erschossen und drei weitere Palästinenser verletzt. Über den Vorfall gibt es unterschiedliche Angaben. Wie ein Armeesprecher mitteilte, hätten Soldaten auf den Beschuß von Palästinensern reagiert. Palästinensischen Augenzeugenberichten zufolge hätte die Armee grundlos das Feuer eröffnet.