Genau 18 Monate ist es her, seit die Terror-Organisation Hamas den souveränen Staat Israel brutal angriff. Schon bald war klar, dass das Land am 7. Oktober eine Zäsur erlebt hatte. Noch immer sitzt der Schock tief und die einzige Gewissheit ist, dass nichts mehr ist, wie es vorher war.
Den Israelis war die Gefahr an der Grenze zum Süden vielleicht theoretisch bewusst, praktisch aber übersah die politische und militärische Führung die Bedrohung von Seiten der Hamas. Die allgemeine Vorstellung war die „Konsepzia“ – die Annahme, dass die Hamas stärker an ihrem wirtschaftlichen Auskommen als an der Umsetzung ihrer ideologischen Ziele interessiert sei.
Die durch den Iran sowie die Terror-Organisationen Hisbollah und Hamas seit Jahrzehnten vorgetragenen Vernichtungsbekundungen wurden im Westen grundsätzlich ignoriert und selbst in Israel nicht mehr wirklich ernstgenommen. Ein deutscher Freund, der fließend Arabisch und Persisch spricht, sagte mir schon vor Jahren: „Die Drohungen vom Iran nimmst du doch nicht wirklich ernst! Du weißt doch, dass das alles nur heiße Luft ist.“
Mit dem monströsen Angriff begann ein Krieg, den der palästinensische Terror dem jüdischen Staat aufgezwungen hat. Zwei Wochen später entsandte Israel Bodentruppen in den Gazastreifen. Seitdem habe ich mit Soldaten der israelischen Armee gesprochen, die im Gazastreifen eingesetzt waren. Ich habe mich mit Bewohnern aus Nordisrael unterhalten, die aufgrund des anhaltenden Beschusses aus ihren Häusern evakuiert wurden. Mit Menschen, die über viele Wochen bei der Hamas in Geiselhaft waren, und mit Überlebenden des Hamas-Massakers am 7. Oktober. Sie fragen sich, warum sie überlebt haben, ihre Nachbarn hingegen brutal ermordet wurden.
Eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit
Auf der andere Seite haben israelische Araber sowie Palästinenser aus dem Westjordanland mir erzählt, wie sie die Situation erleben und den Krieg einschätzen. Der Schmerz über das Schicksal der Verwandten und Bekannten ist auch hier groß. Immer wieder fällt mir allerdings auf, wie erschreckend einseitig die arabische Berichterstattung ist, wie stark mit Gefühlen argumentiert wird und wie Fakten oft einfach konsequent ignoriert werden. Ein Palästinenser aus Jerusalem sagte mir in einem Gespräch mit einem vielsagenden Lächeln: „Du hast eben deine Wahrheit und ich habe meine.“
Wenn das doch nur so einfach wäre! Als ich ihn fragte, wie er als gläubiger Muslim zu dem Massaker am 7. Oktober stehe, bei dem von Judenhass getriebene Palästinenser 1.200 Menschen brutal ermordeten, verstümmelten oder vergewaltigten, einfach nur weil sie Juden waren – und als ich ihn fragte, wie er zu den Geiseln stehe, die immer noch gegen ihren Willen unter schlimmen Bedingungen von der Hamas festgehalten werden, sagte der Hamas-Sympathisant schulterzuckend: „Ob das alles wirklich so stattgefunden hat, können wir ja gar nicht wirklich beurteilen.“
Und ob wir können! Denn nie war es einfacher, an verifizierbares Material zu kommen als in unserer Zeit. Voraussetzung ist natürlich die Bereitschaft zur Aufnahme der tatsächlichen Ereignisse statt ideologischem Wunschdenken.
Bei einem Deutschland-Aufenthalt kam ich im März mit einem Mann in der Chemnitzer Innenstadt in Kontakt. Als ich ihn erst auf Deutsch, dann auf Englisch ansprach, bekam ich nur einen fragenden Gesichtsausdruck als Antwort.
Als ich langsam auf Englisch fragte: „Where are you from? Wo kommst du her?“, antwortete er in bestem Arabisch: „Min Filastin, aus Palästina“. Ich war verblüfft, von nun fand die Konversation auf Arabisch statt. Er stamme aus Gaza und wohne seit Sommer 2023 in Deutschland. Auf meine Frage, was er denn so den ganzen Tag tue, antwortete er mir: „Ich warte darauf, dass meine Frau und mein zweijähriger Sohn bald zu mir kommen.“
Begegnung in Deutschland: „Sinwar war ein guter Mann“
Er, Mahmud, und seine Familie stammten aus Chan Junis. Durch den Krieg sei die Lage prekär, die Zionisten hätten einen seiner Onkel getötet, aber abgesehen davon sei seine Familie aktuell wohlauf.
Wir kamen auf Jahja Sinwar zu sprechen, den ehemaligen Hamas-Chef. „Das war ein guter Mann“, konstatierte mein neuer Bekannter. „Wie kommst du darauf, dass er gut war?“, fragte ich. „Das war ein echter Kämpfer, dem es um die Verwirklichung der Rechte von uns Palästinensern ging.“ „Weißt du, was am 7. Oktober passiert ist?“, fragte ich nach. Mahmud wusste: „Ja, da haben unsere Kämpfer Soldaten getötet.“ Ich fragte weiter: „Weißt du, was damals mit Zivilisten, Frauen und Kindern passiert ist?“ Auch das meinte mein Gesprächspartner zu wissen. „Unsere Kämpfer haben damals auch Soldatinnen getötet.“ Mit einem siegessicheren Lächeln schob er hinterher: „Viele Soldatinnen.“
Dass eine Grundsatzdiskussion an dieser Stelle unmöglich war, war mir bewusst. Bevor wir uns höflich verabschiedeten, gab ich ihm einen Satz mit: „Weißt du, ich lebe in Israel. Und ich habe die Familien von Menschen getroffen, die ihr Leben gelassen haben, weil sie deine Familie schützen wollten.“ An seinem fröhlichen Gesicht konnte ich ablesen, dass mein Gedanke nicht zu ihm durchdrang.
Mahmuds Darstellung der Ereignisse des 7. Oktober 2023 kenne ich zur Genüge von meinen arabischen Bekannten aus der Jerusalemer Altstadt, aus dem Osten der Stadt und aus dem Westjordanland. Warum das aber auch die Weltsicht eines Mannes ist, der seit knapp zwei Jahren in einer Stadt Mitteldeutschlands lebt, muss an anderer Stelle erklärt werden.
Für Israel ist jeder Zivilist eine Tragödie
Israel führt einen ungleichen Krieg, in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, weil auf der einen Seite ein Staat steht, der versucht, seine Existenz zu verteidigen. Sondern auch, weil es ein Krieg der öffentlichen Meinung ist. Die Hamas veröffentlicht Bilder ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist zudem ein Krieg der Sozialen Medien und allein zahlenmäßig hat das kleine jüdische Israel gar keine Chance, den Krieg an dieser Front, gegen die zahlenmäßig überlegenen arabischen Staaten, zu gewinnen.
Das internationale Kriegsrecht verlangt den Schutz von Zivilbevölkerung. Israel achtet das. Egal auf welcher Seite – für Israel ist jeder tote Zivilist eine Tragödie, für die Hamas hingegen jeder Tote ein Sieg. Es ist unmoralisch, Israel für zivile Tote verantwortlich zu machen, für die es nichts kann.
Israel ist in einem Dilemma: Egal was es tut oder auch nicht tut – in diesem Krieg kann die Regierung nur Fehler machen. Oft frage ich mich, warum sich der Druck der Weltöffentlichkeit ausschließlich so scharf gegen Israel richtet. Und warum die Forderungen an arabische Staaten und die internationale Gemeinschaft so schwach sind.
Die Hamas ist in die Verantwortung zu nehmen, die Geldströme müssen aufhören! Mit dem Geld, das die Hamas anhaltend aus dem Verkauf der humanitären Hilfsgüter generiert, finanziert die Gruppe weiterhin ihren Terror und die Rekrutierung neuer Terroristen.
Israel riskiert Leben eigener Bürger zum Schutz für Zivilbevölkerung
In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich auch mit vielen Deutschen gesprochen. Neben großer Solidarität habe ich immer wieder Reaktionen erlebt, die bei mir Unverständnis auslösten. Oft hörte ich den Satz „Natürlich darf Israel sich verteidigen“ und wusste, dass anschließend häufig die Einschränkung folgte: „Aber es kann doch nicht sein, dass Israel nun im Gazastreifen Massaker und einen Völkermord verübt!“
Jeder tote Zivilist ist einer zu viel, das ist klar, doch die Israelis brechen immer wieder Einsätze ab, wenn sie sehen, dass sich nahe des militärischen Ziels zu viele Zivilisten befinden. Die Hamas hingegen nutzt die Zivilisten als Schutzschilde. Militärexperten sind sich einig: Die Regeln in einer urbanen Kriegsführung unterscheiden sich drastisch von einem Krieg an Fronten, der weitgehend ohne Zivilisten stattfindet.
Wer den Vorwurf des Völkermordes trotz allem aufrecht erhalten will, müsste ihn vielmehr an die Terrorgruppen Hamas und Hisbollah sowie den Iran richten. Wiederholt haben sie offen erklärt: der jüdische Staat soll ausgelöscht werden. Dass viele nach dem 7. Oktober noch immer Gegenteiliges behaupten, ist unverständlich. Israel führt keinen Rachefeldzug und keinen Wutkrieg. Der Staat verteidigt seine Existenz und hat das Ziel, Sicherheit und Frieden für seine Bewohner zu schaffen.
Nirgendwo wird erwähnt, dass Israel seine eigenen jungen Männer in den Krieg schickt, nicht nur, um die eigene Existenz zu sichern, nicht nur, um nach den verbliebenen Geiseln zu suchen, sondern eben auch, um palästinensische Zivilbevölkerung zu schützen. Wieviel einfacher wäre es, ausschließlich aus dem Luftraum zu bombardieren! Stattdessen gehen sie den schwierigeren Weg über Bodentruppen. Mehr als 900 Soldaten haben dafür in den vergangenen 18 Monaten ihr Leben gelassen.
Für Israel ist der „7. Oktober“ noch längst nicht zu Ende. Noch immer befinden sich 59 Menschen unter unwürdigen Bedingungen in den Fängen der Hamas – lebende und tote. Warnungen und Drohungen durch Hamas, Hisbollah und Iran wurden von Politik und Gesellschaft lange nicht ernstgenommen, weder in Israel noch im Westen. Für den Westen ist es darum höchste Zeit, endlich aufzuwachen, die Bedrohung anzuerkennen und dementsprechend zu handeln.
7 Antworten
Danke für den Bericht. Die WAHRHEIT muss in dieser Welt neue Blüten finden, aber in Deutschland ist die Wahrheit in kleinen Dosen verpackt, und ARD u. ZDF sind nicht willens und nicht in der Lage, die Situation seit dem 7.Oktober 2023 wirklich richtig zu erläutern.
Es wird weitergehen, und Israel wird noch eine schwere Zeit haben, aber es wird eine Wende geben zu Gunsten Israels.
Die Rücksichtslosigkeit der Terroristen wird hoffentlich in der Zukunft in dieser Welt erkannt werden. Aber momentan ist Finsternis.
Die Zeit ist traurig, nur der feste Glaube an den lieben Gott kann uns retten.
Danke für diesen argumentierten und sehr persönlichen Kommentar, dem eigentlich nichts hinzuzufügen ist. Ich weiss nicht mehr, wer es sagte : „Israel braucht Waffen, um seine Zivilisten zu schützen, Hamas braucht Zivilisten, um seine Waffen zu schützen“.
Kleine Abweichung : der Enkel eines lieben Freundes aus Deutschland ist seit etlichen Monaten in Israel und arbeitet ehrenamtlich in einem Krankenhaus. Bei einer Fete mit rund 20 Teilnehmer/innen ist ihm aufgefallen, dass er als einziger nicht bewaffnet war.
Seit 7.10. weiß man, dass all die Drohungen keine heiße Luft waren. 18 Monate Schmerz, Verluste, Terror, Krieg. Ja, der Westen dementiere damals. Und heute lassen sie Hamas Lobbys zu und verstärkten Antisemitismus.
Shalom. Shalom Israel
OT: Albanese wieder gewählt. Sie kann Baerbock mit offenen Armen empfangen.
War bei der antisemitisch durchseuchten UN ja nicht anders zu erwarten.
Noch immer befinden sich 59 Menschen in den Fängen der Hamas. Ein Grund für eine Feuerpause? Nein.
Egal, was die Medien-Landschaft heutzutage berichtet, der damalige Täter wird als Opfer dargestellt. Wer dahinter steckt, kann man sich ja an den fünf Fingern abzählen. Da sind nur wenige Länder, die sich nicht von den Lügen blenden lassen. Leider sind aber die großen Institutionen – mit der UN an der Spitze – davon unberührt. Sie machen weiter. Ich bin mir aber sicher: Israel wird auch dies überstehen. Nur – es muss nach Beendigung der Lage Maßnahmen ergreifen, die solche Angriffe nicht mehr zulassen.
Die Wahrheit wird siegen. Gott wird die Mauern der Lügen niederreissen. Wer sich interessiert : You tube : Israel — der Augapfel Gottes (Dr.Roger Liebi/ECG Hannover) 🤳🙏