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Mount Everest: Israeli rettet türkischen Bergsteiger

KATMANDU (inn) - Ungewöhnliche Lebensrettung: Ein israelischer Bergsteiger hat auf dem Mount Everest einem verletzten Türken geholfen. Damit verzichtete der 24-Jährige 300 Meter vor dem Ziel auf die Chance, der jüngste Israeli auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt zu werden.

Am vergangenen Samstag verloren auf dem Mount Everest vier Bergsteiger beim Abstieg ihr Leben – ein Deutscher, ein Chinese, eine Kanadierin und ein Südkoreaner. Der Israeli Nadav Ben Jehuda sagte dem israelischen Rundfunk, seine Route nach oben sei "mit Leichen übersät" gewesen. Er habe einem Briten, einem Georgier und einem Türken beigestanden.

Die Verletzten und auch Ben Jehuda wurden per Hubschrauber in die nepalesische Hauptstadt Katmandu gebracht. Der Israeli hatte Erfrierungen erlitten und lief Gefahr, einen oder mehrere Finger zu verlieren. Der Zustand des türkischen Kletterers war zunächst nicht bekannt. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei befinden sich derzeit auf einem Tiefpunkt. Die Türken fordern von den Israelis eine Entschuldigung für den Tod von neun Aktivisten auf dem Schiff Mavi Marmara, die vor zwei Jahren bei einer Razzia der israelischen Marine getötet wurden.

Ben Jehuda hatte sich vor zwei Monaten auf die Besteigung des 8.850 Meter hohen Berges im Himalaya vorbereitet. Er gewann einen Treppenlaufwettbewerb in Ramat Aviv. 13-mal erklomm er die 78 Stockwerke des Mosche Aviv-Turmes und überwand damit fast 20.000 Stufen.

"Stau auf dem Berg"

Ein Mitarbeiter der nepalesischen Bergsportbehörde, Gyanendra Shrestha, wies darauf hin, dass am vergangenen Wochenende ein großer Ansturm auf den Bergriesen geherrscht habe: "Es hat auf dem Berg am Samstag einen Stau gegeben. Bergsteiger machten sich um 14.30 Uhr immer noch zum Gipfel auf, was ziemlich gefährlich ist."

Normalerweise wird den Klettersportlern angeraten, den Aufstieg nicht nach 11 Uhr zu versuchen. Doch die Bergsteiger "mussten länger auf ihre Chance warten, auf den Pfad zu gelangen. Sie haben zuviel Zeit in höherer Gebirgslage verbracht", sagte Shrestha laut der "Times of Israel". "Es ist anzunehmen, dass viele von ihnen eine begrenzte Menge an Sauerstoff bei sich trugen, weil sie den zusätzlichen Aufenthalt nicht vorhergesehen hatten." 208 Bergsteiger waren am Wochenende auf dem Mount Everest unterwegs. Die Klettersaison währt üblicherweise von Ende März bis zur ersten Juniwoche. Doch in diesem Jahr gab es am vergangenen Freitag und Samstag erstmals klare Bedingungen. Bereits am Samstagnachmittag endete dies durch ein Unwetter in höheren Gebirgslagen wieder.

Die Gegend über dem höchstgelegenen Lager wird auch als "Todeszone" bezeichnet. Ursächlich dafür sind der steile vereiste Hang, die heimtückischen Bedingungen und die geringe Sauerstoffmenge. Die vier Bergsteiger sind vermutlich an Erschöpfung und Höhenkrankheit gestorben.

Messner kritisiert "Massentourismus"

Für das kommende Wochenende wird ein ähnlicher Ansturm erwartet. Der italienische Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner kritisierte diese Entwicklung: "Wir müssen Schluss machen mit dem Massentourismus am Mount Everest", sagte er dem Kölner "Express". "Solange da Disneyland betrieben wird, sterben Menschen." Der 67-Jährige fügte hinzu: "Dieser Verkehrsstau vor dem Unglück ist von Menschenhand gemacht. Der Berg macht keine Fehler. Aber die Reiseunternehmen schicken da 150 Leute hoch, obwohl sie wissen, dass das Probleme geben muss."

Seit der Erstbesteigung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay im Jahr 1953 haben mehr als 3.000 Menschen den Gipfel des höchsten Berges der Welt erreicht. Etwa 225 Kletterer sind bei dem Versuch ums Leben gekommen.

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