BE’ER SCHEVA (inn) – Das Bezirksgericht Be’er Scheva hat einen Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation World Vision, Muhammad el-Halabi, am Dienstag zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Der Palästinenser wurde im Juni wegen Unterstützung der Terror-Organisation Hamas schuldig gesprochen. Bereits im August 2016 wurde er verhaftet. Er war seit 2014 Direktor der christlichen Organisation im Gazastreifen.
Von den zwölf Jahren Haft werde die bereits abgesessene Haft abgezogen. Wie die israelische Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, muss El-Halabi noch rund sechs Jahre im Gefängnis bleiben. Allerdings verurteilte ihn das Gericht zu weiteren 18 Monaten Haft auf Bewährung.
Die israelischen Richter sprachen ihn in allen Anklagepunkten schuldig. Unter anderem wird ihm die Mitgliedschaft in der Terror-Organisation Hamas vorgeworfen. Dieser soll er in seiner Zeit als Direktor für den Gazastreifen Gelder in Millionenhöhe weitergeben haben. Hinzu komme illegaler Waffenbesitz.
Verurteilter bekennt sich unschuldig
Der Anwalt des Verurteilten, Maher Hanna, bekräftigte nach dem Urteil die Unschuld von El-Halabi. „Er sagt, dass er unschuldig ist, er hat nichts getan und es gibt keine Beweise“, erklärte der Anwalt. Im Gegenteil habe El-Halabi dem Gericht offenkundig erläutert, dass er der Hamas keine Gelder übergeben habe.
Hanna erklärte, dass sein Mandant das Urteil anfechten und Berufung am Obersten Gericht einlegen will. Die Wahrscheinlichkeit für einen Freispruch oder eine mildere Strafe sei jedoch nicht hoch, vermutet sein Anwalt. Dennoch wolle El-Halabi für sich und seine Werte eintreten.
World Vision: „Zutiefst enttäuscht“
Die international agierende Hilfsorganisation World Vision äußerte sich nach dem Urteil. Dieses sei „zutiefst enttäuschend“ und stehe im „starken Gegensatz zu den Beweisen und Fakten in dem Fall“. World Vision unterstütze weiter das Vorgehen El-Halabis und hoffe, dass eine Berufung erfolgreich sei, erklärte eine Vertreterin der Organisation. Zudem forderte World Vision ein faires und transparentes Verfahren.
Bereits 2017 regte die christliche Organisation eine unabhängige Untersuchung durch Dritte an. Diese stellte keine Unregelmäßigkeiten fest. Das Gericht jedoch beachtete diese Untersuchung nicht.
EU kritisiert Verfahren
Nach der Festnahme von El-Halabi 2016 beendete World Vision die Arbeit im Gazastreifen. 120 Mitarbeiter wurden entlassen. Geldgeber des christlichen Projekts im Gazastreifen, vor allem Deutschland und Australien, stoppten angesichts der Vorwürfe ihre Zahlungen.
Die Europäische Union sieht den Prozess und das Urteil kritisch. Vertreter der EU nahmen an der Gerichtsverkündung teil und bedauerten anschließend das Urteil. Der Prozess sei „mit internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren unvereinbar“, schrieb ein Abgesandter der EU in Jerusalem auf Twitter. Gemeinsam mit anderen internationalen Institutionen, etwa den UN, werde die Staatengemeinschaft die Berufung genau verfolgen. (joh)
5 Antworten
Hoffentlich werden die Zahlungen der „Christlichen Geldgeber“ wer immer die auch sind und der EU für immer eingestellt.
Spenden für notleidende Kinder werden zum finanzieren von Terroristen kriminell missbraucht. Verbrecherischer geht’s nimmer
Warum? Es gibt oft, gerade leider auch in Deutschland, Gerichtsverfahren, die reine Willkür der Richter fernab des Rechts sind. Deshalb gibt es Berufungsverfahren. Vor einer Prüfung und genauer Begleitung des Berufungsverfahrens sollte nicht geurteilt werden, bis zur Verurteilung ist ein Angeklagter als schuldlos zu sehen.
Terror-Unterstützung ist ja wirklich das Letzte! Gut, dass so etwas unterbunden wird.
Hoffentlich wird das auch weiterhin überwacht.
Es war schon lange bekannt, dass World Vision Geld-Skandale in Gaza hatte.
Und nicht nur die. Man erinnere sich an ÄoG.
Spendengelder sind in korrupten Landstrichen sehr begehrt.