An der alten Bahnstation in Jerusalem hat der iranisch-amerikanische Schauspieler Hooman Khalili sein 18. Wandbild enthüllt. Der Buchstabenwert der Zahl 18 steht im Judentum für das Wort „Leben“. Und so ist es kein Zufall, dass Khalili sein Projekt nach 18 Bildern für beendet erklärt.
Um auf das Schicksal iranischer Frauen aufmerksam zu machen, hat er die Wandbilder entworfen, von denen der Großteil in Israel angebracht ist. Khalili möchte damit auf die iranischen Frauen aufmerksam machen, die nach wie vor für ihre Freiheit in der Islamischen Republik kämpfen.
Im September 2022 war die Iranerin Mahsa Amini in einem Krankenhaus verstorben, nachdem sie von der Sittenpolizei in Haft genommen worden war, weil sie ihr Kopftuch „nicht richtig“ trug. Die iranische Führung behauptete, die 22-Jährige habe einen Herzinfarkt gehabt, doch Augenzeugen berichteten, sie sei brutal von der Polizei geschlagen worden. Nach ihrem Tod kam es zu zahlreichen Protesten in der Bevölkerung, bei denen Hunderte Iraner getötet wurden.
Wenige Wochen später erstellte Khalili ein großes Wandbild in San Francisco. Zwei Israelis wurden darauf aufmerksam. Sie fragten ihn, ob er dieses Projekt nach Israel bringen könne. Im Januar 2023 brachte er das erste Wandbild in Jerusalem an. Hunderte von Iranern, die vorher gegen Israel gewesen waren, waren bewegt, zu sehen, welchen Platz Israelis ihren getöteten Heldinnen zukommen ließen, berichtet Khalili.
Jahrtausendalte Verbindung zwischen jüdischem und iranischem Volk
„Die Welt weiß nichts von der tiefen Verbindung zwischen dem Iran und dem jüdischen Volk“, sagte Khalili am Montag. Um das zu zeigen, sei Kunst die beste Form: „Die Wandbilder in Israel scheinen einen größeren Einfluss auf Iraner zu haben als an jedem anderen Ort der Welt. Mit unserer Kunst wollen wir die Frauen im Iran inspirieren, den Kampf aufrecht zu erhalten.“
Der bekennende Christ betont die Verbindung des jüdischen mit dem iranischen Volk. „Unsere Verbindung ist 3.000 Jahre alt. Wir müssen füreinander einstehen.“ Egal wie sehr die Regierungen gegeneinander kämpften, „es war mir wichtig zu zeigen, dass Israelis und das jüdische Volk an der Seite der Menschen im Iran stehen“.
Das letzte, in der alten Bahnstation angebrachte, Wandbild ist überschrieben mit dem englischen Slogan „Frauen, Leben, Freiheit“. Darunter befindet sich eine Collage mit Bildern von Frauen aus dem Iran, die für die Freiheit kämpften. Eingearbeitet sind die hebräischen Buchstaben „Chet“ und „Jod“, die für die Zahlen 10 und 8 stehen – und ebenso für das Wort „Leben“. In großen Buchstaben steht über dem Bild „Die Esthers der Welt stehen auf“. Das spielt auf die Geschichte des biblischen Buchs Esther an.
Khalilis Liebe zum jüdischen Volk war entstanden, als er vor wenigen Jahren als Radiomoderator und Influencer an einer Reise nach Israel teilnahm, die der „Rat für jüdische Gemeindebeziehungen“ organisierte. Im April 2023 hatte er sein zweites Wandbild in Nazareth malen lassen. Die Veranstalter wiesen darauf hin, dass es von Khalili, einem Christen, entworfen, von einem Juden gemalt und auf einem Parkplatz gezeigt wurde, der einem Muslim gehört.
Unter den Besuchern der Veranstaltung in der Bahnstation ist auch die amerikanisch-israelische Jüdin Caroline Hyde. Khalili bezeichnet sie als seine geistliche Mutter. Hyde erzählt, dass sie in der Nacht vom 13. April, beim Raketenangriff vom Iran auf Israel, online zusammen mit iranischen Christen für den Iran und Israel gebetet habe. „Im Gebet liegt Kraft. Und es liegt Kraft darin, wenn Iraner für Juden und Juden für Iraner beten.“
Die Geschichte der persischen Jüdin Chaim Pur
Nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober vergangenen Jahres sprachen Israelis Khalili an: „Sie erzählten mir, dass unter den 1.200 Todesopfern auch Juden mit persischen Wurzeln waren.“ Besonders bewegt habe ihn die Geschichte der Soldatin Schirel Chaim Pur. Es hätte ihr letztes Wochenende im Dienst der Armee sein sollen. Neben den persischen getöteten Frauen ist auch sie auf dem großen Bild zu sehen. Oben rechts ziert ihr Gesicht das Plakat, ihr Ausdruck ist fest und stolz. Ihr Vater Elieser erzählt die Geschichte der 20-Jährigen.
Mit Hingabe habe sie ihre Arbeit auf der Armeebasis verrichtet. Am Abend des 6. Oktober habe es in der Kommandozentrale in Nahal Os Unregelmäßigkeiten gegeben. Schirel habe ihre Kameradin gefragt: „Was wäre, wenn die Hamas uns angreifen würde?“ Ihre Freundin verstand die Frage nicht, doch Schirel habe gesagt: „Ich bin bereit, unser Land zu verteidigen.“
Obwohl sie keinen Bereitschaftsdienst gehabt habe, sei sie am nächsten Morgen in Schlafanzug und Flipflops in die Zentrale gerannt, als die ersten Sirenen ertönten. Bis zur letzten Minute habe sie die Stellung gehalten und damit unzählige Menschenleben gerettet. Als Nachfahrin persischer Juden sei sie „eine wahre Esther“. Auf ihrer Beerdigung Ende Oktober hatte einer ihrer drei Brüder gesagt: „Wir werden dafür sorgen, dass ganz Israel deine Geschichte hören und kennen wird.“
Khalilis Wandbild trägt zu diesem Ziel bei. Und vielleicht wird auch seine Kunst dafür sorgen, dass die Geschichte der Jüdin mit persischen Wurzeln im Iran erzählt wird und sich weitere Iraner mit dem jüdischen Volk solidarisieren. (mh)
7 Antworten
Berührend💙
Der alte Jerusalemer Bahnhof ist ein schöner Ort für solche Ausstellungen, ich liebe diesen Platz.
Und noch immer frage ich mich, warum man nicht auf die tapferen Soldatinnen (wie Schirel Chaim) gehört hat, als sie warnten, dass da etwas mit der Hamas im Busch sei.
Und ja, Hyde hat Recht: Im Gebet liegt Kraft. Es ist auch das einzige, was wir alle tun können. Beten für Israel, für die Geiseln, für die Soldaten, für Gaza, Libanon und Iran, für die Feinde. Gott möchte das so.
Eine Insel des Friedens in einem Ozean von Hass. Das iranische Volk ist mehr als das Mullahregime.
Wichtig ist, dass auf dem Wandbild das Schicksal persischer Frauen aufmerksam gemacht wird.
Die Soldatin Schirel Scharim Pur ist eine Heldin, so wie Esther !
Ich wünsche dem Persischen Volk alles Gute, aufdass das Mullah-Regime besiegt werden kann, es ist eine trübe Zeit, in Israel, in Persien, in der Ukraine und in dieser Welt.
Es wird eine bessere Zeit kommen !
Was mit der Kunst alles bewegt werden kann, die grenzüberschreitende Möglichkeiten aufzeigt wird an dieser wunderbaren Geschichte deutlich! Besonders unter Israelis und Iranern, deren beziehungsreiche Verbindung nur zur Zeit des toxischen Mullah-Regimes unterbrochen ist! Ich gebe meine Hoffnung nicht auf, dass zwischen den beiden Völkern wieder eine normale Beziehung entstehen kann!
Danke Redaktion.
Ich kann mir vorstellen, dass im Iran noch viel menschliches Potential unbekannter Größe „schlummert“. Viele junge Menschen wollen doch westlich orientiert leben, denen ist doch dieses Mullah- Regime genauso fremd wie unsereins. Aber sie bleiben „unsichtbar“. Schade.