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Ministerium kritisiert Umgang mit Obdachlosen

JERUSALEM (inn) – In Israel leben rund 2.300 Obdachlose. Jedoch ist nur etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen als solche anerkannt und erhält Unterstützung. Der Umgang mit den Bedürftigen hat nun zu Kritik innerhalb des Sozialministeriums geführt.
32 Prozent der auf der Straße lebenden Menschen sind in Israel geborene Juden
Ein aktueller interner Bericht des israelischen Sozialministeriums benennt zahlreiche Probleme im Umgang der Regierung mit auf der Straße lebenden Menschen. Einerseits gebe es eine sehr restriktive Definition der Betroffenen. Andererseits teile sich die Zuständigkeit zwischen unterschiedlichen Ministerien auf. Das führe mitunter dazu, dass sie durch das bürokratische Raster fallen. Darüber berichtet die Tageszeitung „Ha‘aretz“. Von den rund 2.300 auf der Straße lebenden Menschen in Israel ist demnach nur etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen (1.300) als solche anerkannt und erhält soziale Unterstützung. Es gebe eine strenge Definition von „auf der Straße lebenden Bürgern“, schreibt „Ha‘aretz“. „Nur ein kleiner Teil derjenigen Menschen, die in öffentlichen Bereichen leben, sind unter der Schirmherrschaft“ des Sozialministeriums, das sich um auf der Straße lebende Menschen kümmert. Die Definition beschränke sich auf Betroffene, „die nicht unter die Bezeichnung Minderjährige, Ältere, entlassene Gefangene und die, die von ihren Häusern entfernt wurden wegen häuslicher Gewalt“ fallen. Diese Gruppen erhielten keine Zuwendung oder nur Teilzuwendungen, heißt es in dem Bericht. Vergangene Woche traf sich ein Unterausschuss des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Gesundheit, um erstmals über den Umgang mit jungen Obdachlosen zu sprechen. Das Gremium beschloss, ab 2016 umgerechnet 4,5 Millionen Euro zusätzlich für die Problemlösung junger Obdachloser zwischen 18 und 25 Jahren bereitzustellen.

Sucht als Hauptursache für Obdachlosigkeit

Das Sozialministerium gab mit einer bereits im Juli veröffentlichten Studie – die größte Studie der vergangenen 15 Jahre – Einblick in die Lebensverhältnisse der Obdachlosen in Israel. Die Hälfte (48 Prozent) von ihnen wurde demnach in der ehemaligen Sowjetunion geboren, schreibt die Tageszeitung „Jerusalem Post“. Ein Drittel (32 Prozent) der auf der Straße lebenden Menschen sind in Israel geborene Juden. Nur 6 Prozent der Obdachlosen sind arabische Israelis, 3 Prozent stammen aus Äthiopien. Ein Drittel der Betroffenen lebt in Tel Aviv, knapp jeder Zehnte (9 Prozent) in Haifa und 8 Prozent in Jerusalem. Für die Studie wurden 268 obdachlose Menschen zu den Gründen ihrer Situation interviewt. Jeder Vierte (24 Prozent) gab Drogen- oder Alkoholsucht an. 17 Prozent gaben wirtschaftliche Probleme oder das Fehlen von Geld als Grund ihrer Obdachlosigkeit an. Jeder Zehnte sagte, seine Situation resultiere aus mentaler oder physischer Krankheit. Aus der Umfrage geht hervor, dass nur 17 Prozent der Teilnehmer weder an einer Sucht noch an einer mentalen oder physischen Krankheit leiden. 39 Prozent sagten, sie seien Süchtige, jeder Fünfte (21 Prozent) gab an, mental krank zu sein und knapp jeder Vierte (23 Prozent) sagte, er habe ein körperliches Leiden. (ms)

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