JERUSALEM / ABU DHABI / MANAMA (inn) – Zu einem virtuellen Gespräch hat CNN-Moderator John Defterios die Tourismusminister von Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Bahrain am Montagabend begrüßt. Es stand unter dem Thema „Tourismus: Der Pfad zum Frieden im Nahen Osten“.
Israels Tourismusministerin Orit Farkasch-HaCohen sagte: „Regierungen unterzeichnen Abkommen, aber die Menschen schließen Frieden. Eine Entwicklung des Tourismus zwischen unseren Ländern ist nicht nur für unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit sehr wichtig, sondern auch dafür, dass das Normalisierungs-Abkommen umgesetzt werden kann.“
Emirate als sicheres Reiseziel
Ahmad Bin Abdullah Belhul Alfalasi, Minister für Unternehmertum der VAE, wies darauf hin, dass selbst während der Corona-Pandemie ein Reisen in die Emirate möglich sei: „Wir haben uns für die Strategie des Massentestens entschieden. Innerhalb von drei Stunden liegen uns Testergebnisse vor, daher wird eine Quarantäne für Einreisende unnötig. Die Emirate sind zur Zeit vielleicht das sicherste Reiseziel überhaupt.“
Alfalasi ist überzeugt, dass auch durch die Pandemie ein ohnehin vorherrschender Trend noch verstärkt wird: „Massentourismus stagniert, aber personalisierter Tourismus hat Zukunft und wir glauben, dass wir mit den Israelis eine gute Zielgruppe haben und ihnen attraktive Angebote machen können.“ Der Tourismus und die Startup-Szene seien gute Mittel, den Frieden in der Region langfristig zu stabilisieren.
Farkasch-HaCohen sagte: „Als Israelis bereiten wir uns auf ein größeres muslimisches Publikum vor. Wir warten nur darauf, dass der reguläre Flugverkehr seinen Betrieb wieder aufnimmt, um unsere arabischen Freunde begrüßen zu können. Wir wollen mehr Reiseleiter, die Arabisch sprechen und mehr kulinarische Angebote, die ‚halal‘ sind, also eine muslimische Version des koscheren Essens. Sobald Touristen wieder nach Israel einreisen dürfen, möchten wir, dass unsere muslimischen Freunde Tel Aviv, Jerusalem, den See Genezareth und das Tote Meer besuchen.“
Inmitten der Corona-Pandemie setze sich das Tourismusministerium dafür ein, ländliche und Wüstenregionen touristisch zu erschließen. Außerdem wolle sie „grüne Inseln“ schaffen, wie etwa Eilat und die Umgebung des Toten Meeres, in die Touristen auch während der Pandemie einreisen können. „Natürlich haben wir unterschiedliche Werte. Unsere Länder haben einen unterschiedlichen Umgang mit Alkohol und ein anderes Verständnis von Ehre. Auf der Homepage unseres Ministeriums haben wir eine Liste veröffentlicht, um unsere Bevölkerung dafür zu sensibilisieren.
Bahrainis warten auf Besuch in Israel
Auch Sajed Al-Sajani, Bahrains Minister für Handel und Tourismus, zeigte sich überzeugt: „Definitiv wollen wir in Bahrain die Zusammenarbeit mit Israel intensivieren. Viele israelische Reiseagenturen haben schon ihr Interesse bekundet. Beide Seiten werden ein angesagtes Ziel und es gibt ein großes Potential in beiden Ländern. Bahrainis warten nur darauf, Israel besuchen zu dürfen und Israelis wollen nach Bahrain kommen. Auch was Covid betrifft, steht unser Land gut da. Bereits am 23. Januar, fünf Wochen vor unserem ersten Infizierten, hatten wir ein erstes Treffen zu dem Thema. Durch intensives Testen und Kontaktnachverfolgung mussten wir bisher keine Ausgangssperren verhängen.“ Er freue sich auf die israelischen Gäste. Auch für religiöse Juden gebe es Angebote, die auch die besonderen Speisevorschriften berücksichtigten.
Das Gespräch war Teil der britischen Reisemesse „World Travel Market London“, die von Montag bis Mittwoch stattfand. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie ins Internet verlegt, zahlreiche Angebote beschäftigten sich in diesem Jahr mit „einer neuen Form des Reisens“.
Am 15. September hatten Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ein Normalisierungs-Abkommen unterzeichnet, das in den Ländern als „Abraham-Abkommen“ bezeichnet wird und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen festsetzt. Die Länder erhoffen sich eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich des Tourismus und der ohnehin präsenten Wirtschaftsbeziehungen. Bisher wichen Israelis aber bei ihren Reisen oft auf einen zweiten Pass aus. Die neuen Abkommen würden nun auch einen offiziellen Dialog möglich machen, freuten sich die Minister. Zwischen Abu Dhabi, Dubai und Tel Aviv soll es künftig wöchentlich 28 Passagierflüge geben.
Moderator Defterios fasste die Gesprächsrunde zusammen: „Dieses Panel ist historisch. Noch vor sechs Monaten hätten wir diese außergewöhnliche Diskussionsrunde nicht abhalten können.“
Von: mh