BEIT SCHEARIM (inn) – Beit Schearim im Norden Israels ist seit etwa 2.000 Jahren eine der berühmtesten Begräbnisstätten des Landes. In dem weitverzweigten Höhlensystem liegen bekannte Rabbiner wie Juda HaNasi begraben. Dem führenden Rabbiner des 2. Jahrhunderts nach Christus wird die Redaktion der Mischna zugeschrieben. Er war Vorsitzender des Sanhedrin.
In dem Höhlensystem wurden viele wichtige archäologische Funde gemacht. Dazu gehören Inschriften, auch in Hebräisch und Griechisch, sowie zahlreiche gut erhaltene Sarkophage. Auch frühe Abbildungen des siebenarmigen Leuchters im Jerusalemer Tempel, der heute das Staatswappen Israels ist, wurden entdeckt. Der Nationalpark ist UNESCO-Welterbestätte und wird auch von Pilgern und Touristen viel besucht.
Aus Anlass einer Konferenz in Jerusalem gaben jetzt die Universität Haifa und die Altertumsbehörde den Fund eines ungewöhnlichen griechischen Grabsteins bekannt, den die Forscher schon vor einigen Jahren entdeckt hatten. Sie mussten ihn aber erst einmal prüfen, renovieren und entziffern. Die Grabmarkierung wurde vor einem Jahr vom Denkmalschutzexperten Jehonatan Orline gefunden. Sie lehnte in einer bis dahin unbekannten Grabhöhle an einer Wand.
Grabräuber abschrecken
Die Inschrift in griechischer Sprache warnt davor, das Grab des 60-jährigen „Proselyten Jaakov des Konvertiten“ zu öffnen. Mit roter Farbe steht da: „Jakob (Iokobos), der Bekehrte, schwört bei sich selbst, dass jeder, der dieses Grab öffnet, verflucht sein wird.“ Unter dieser Aussage ist ein dicker roter Strich gezogen, und ein anderer Schreiber fügte hinzu: „Im Alter von 60 Jahren“.
In jener Zeit war es üblich, vor allem Grabräuber davor zu warnen, Gräber zu öffnen. Es handelt sich um den ersten bekannten „Konvertiten“, der sich als solcher präsentiert. Die Forscher wissen nicht, um wen es sich da handelte. Möglicherweise hat jener Mann den Grabstein mit der Warnung selber mit roter Tinte vor 1.800 Jahren auf den Stein gemalt. Die Inschrift sei in einem „seltsamen“, redundanten Griechisch verfasst, merkt Jonathan Price laut der Online-Zeitung „Times of Israel“ an. Der Forscher der Universität Tel Aviv hat die Inschrift entziffert.
„Wer weiß, woher er [Jakob] kam“, sagte der Professor lachend, „und wir werden es nie erfahren, es sei denn, wir finden sein Tagebuch, was wir nicht werden.“ Gleichzeitig geht Price davon aus, dass die Muttersprache Griechisch war: „Sein komisches Griechisch bedeutet nicht, dass er sich im Griechischen unwohl fühlte.“ Er ergänzte: „Beit Schearim ist als internationale Begräbnisstätte für Juden aus dem ganzen Osten bekannt“, ergänzte Price. Sie seien unter anderem aus dem Jemen, Palmyra und dem gesamten alten Heiligen Land gekommen.
Vier Elemente
Die Inschrift hat vier Elemente, sagte Price. Erstens lehrt sie den Namen des Verstorbenen, Jakob, oder Iokobos auf Griechisch. Das war möglicherweise nicht sein Vorname, sondern einer, den er später im Leben annahm. Und zweitens, dass er im Alter von 60 Jahren starb.
Die Verwendung des griechischen Wortes „Proselyt“ bedeute, dass Jakob ein „Vollbekehrter“ war. In dieser Zeit gab es gemäß den Ausführungen von Price eine weitere Kategorie von Halbgläubigen, die „Gottesfürchtigen“, die nicht alle Gebote angenommen hatten und wahrscheinlich nicht beschnitten waren.
Die letzte Information, die sich aus dem Grabstein gewinnen lässt, ist die Warnung, das Grab nicht zu öffnen. Nicht jedoch die Lage des Grabes, sagte Price, da die Markierung sicherlich von antiken Plünderern verschoben wurde.