Suche
Close this search box.

Merkel trifft Angehörige und Opfer

Vor einem Jahr verübte der Islamist Anis Amri einen Terroranschlag mitten in Berlin. Zwölf Menschen starben, darunter eine Israelin, Dutzende wurden verletzt. Nun haben Opfer und Angehörige ihr Leid im Kanzleramt geschildert.
Auf dem Breitscheidplatz kam es vor einem Jahr zu einem Terroranschlag

BERLIN (inn) – Ein Jahr nach dem Anschlag am Berliner Breitscheidplatz ist die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag im Kanzleramt mit Opfern und Angehörigen zusammengekommen. Bei dem Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit sagte sie den Betroffenen mehr Unterstützung zu. Im Herbst 2018 ist ein Folgetreffen geplant.

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, beschrieb das dreistündige Treffen als „sehr intensiv“. „Es war sehr gut, dass die Kanzlerin das gemacht hat, das hat zur Entspannung geführt“, sagte er laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Am 19. Dezember 2016 tötete der Tunesier Anis Amri mit einem gestohlenen Lastwagen elf Menschen auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, 55 weitere wurden verletzt. Zuvor hatte er den Fahrer des Lastwagens ermordet.

Kritik an Behörden

Unter den Toten befindet sich die Israelin Dalia Eljakim aus Herzlija. Zusammen mit ihrem Ehemann Rami hatte sie den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz besucht. Rami wurde schwer verletzt, nimmt bis heute Medikamente. Gegenüber dem Deutschlandradio sagte er: „Ich war ein Mann, der viel Kraft hatte. Heute bin ich ein Scherbenhaufen, ich komme kaum allein zurecht.“

Doch mehr als die körperlichen Schäden wiege der Verlust seiner Frau. „Wir sind zusammen, seit ich 21 Jahre alt war. In all dieser Zeit waren wir höchstens für ein paar Tage voneinander getrennt. Ich bin es nicht gewohnt, alleine zu leben. Sie fehlt mir sehr.“

Maas bittet um Entschuldigung

Rami kritisierte in dem Gespräch auch das Vorgehen der Behörden. Diese hätten den Attentäter Anis Amri frei herumlaufen lassen, obwohl sie von seinen bösen Absichten gewusst haben. „In Israel hätte so etwas niemals passieren können.“

Die Familienangehörigen aller zwölf Todesopfer hatten Anfang Dezember in einem offenen Brief an Merkel der deutschen Regierung Mängel in der Anti-Terror-Arbeit vorgeworfen. Zudem beklagten sie mangelnde Unterstützung. Auch habe Merkel ihnen nicht persönlich kondoliert. „Wir sind der Auffassung, dass Sie damit Ihrem Amt nicht gerecht werden.“

In einem Beitrag für den „Tagesspiegel“ hat der geschäftsführende Justizminister Heiko Maas Fehler eingeräumt. „Wir waren nicht ausreichend auf die Folgen eines solchen Terroranschlags für die Betroffenen vorbereitet. Dafür können wir uns bei den Opfern und Hinterbliebenen nur entschuldigen.“ Der SPD-Politiker sprach sich auch dafür aus, den Hinterbliebenen mehr finanzielle Hilfe zukommen zu lassen.

Am Dienstag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die Opfer erinnert. „Wir trauern um zwölf Menschen aus Deutschland, aus Polen, Tschechien und der Ukraine, aus Israel und Italien, um Frauen und Männer, die in Berlin lebten, ihrer Arbeit nachgingen oder hier zu Besuch waren“, sagte Steinmeier laut der deutschen Tageszeitung „Frankfurter Allgemeine“. Nach einer interreligiösen Andacht in der Gedächtniskirche wurde im Beisein von Merkel und anderen Spitzenpolitikern eine Gedenkstätte eingeweiht: An den Stufen vor der Kirche sind Namen und Herkunftsländer der Opfer zu lesen, dazu zieht sich ein symbolischer Riss aus Metall durch den Boden.

Von: df

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen