MÜNCHEN (inn) – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag in München den Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen Weltkongresses (WJC) erhalten. Der Präsident des WJC, Ronald Lauder, nannte die Kanzlerin eine „Hüterin der Zivilisation“. Sie habe sich der existentiellen Nöte jüdischer Menschen und des jüdischen Staates angenommen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, lobte Merkels Verständnis dafür, „dass man nicht gegen Judenhass in Deutschland sein kann, gleichzeitig aber über Israel mit Schaum vor dem Mund herziehen kann“.
Merkel geißelte in ihrer Rede den Antisemitismus in Deutschland. Er wende sich gegen alles, was unser Land „trägt und zusammenhält“. Insbesondere das Attentat von Halle beschäme Deutschland zutiefst. Zudem bekräftigte sie das Existenzrecht Israels als deutsche Staatsräson.
Trotzdem noch Baustellen in Deutschland
Lauder richtete neben Lob auch mahnende Worte an die Kanzlerin. Nazi-Aufmärsche in deutschen Städten oder Hitlergrüße in Fußballstadien müsse die Regierung in den Griff bekommen. Außerdem müssten alle Synagogen und jüdische Schulen Polizeischutz erhalten sowie antisemitische Taten härter bestraft werden. Im Vorfeld der Preisverleihung hatten einige jüdische Publizisten harsche Kritik an der Ehrung Merkels geäußert. Ihre Regierung verharmlose etwa den Iran, Hamas-Raketenterror und islamischen Antisemitismus in Deutschland.
Neben Merkel wird die ehemalige amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, am 6. November ausgezeichnet. Der Jüdische Weltkongress ehrt mit dem Preis nach eigenen Angaben Menschen, die sich im Sinne Theodor Herzls um den zionistischen Gedanken und Sicherheit für Juden verdient machen. Herzl gilt als Hauptbegründer des politischen Zionismus und gedanklicher Wegbereiter der Staatsgründung Israels. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan, der frühere israelische Präsident Schimon Peres und der deutsche Verleger Axel Springer.
Von: tk