MAUTHAUSEN (inn) – Die Nationalsozialisten haben die Juden als Nummern behandelt, um sich nicht als Mörder zu fühlen. Das sagte der israelische Außenminister Jair Lapid (Jesch Atid) am Donnerstag im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen in Österreich. Anlass war der Internationale Holocaust-Gedenktag. An der Gedenkstunde nahmen auch der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) teil.
Lapids Großvater Bela Lampel war einer der Juden, die in dem Lager umkamen. Er stammte aus Jugoslawien. Am 19. März 1944 wurde er nach Auschwitz und später nach Mauthausen deportiert. Dessen Sohn, der spätere israelische Politiker Josef „Tommy“ Lapid, sei am Tag der Deportation mit nur zwölf Jahren erwachsen geworden, sagte der Außenminister. Das sei durch diesen letzten Satz geschehen, den Bela Lampel ihm mitgab: „Mein Kind, entweder werde ich dich lebend wiedersehen, oder nicht.“
In seiner Rede betonte Lapid, dass der deutsche Soldat, der morgens um 6 Uhr ins Schlafzimmer der Familie kam, bemerkenswert freundlich gewesen sei: „Dr. Lampel, bitte ziehen Sie sich an.“ Die Urgroßmutter des Ministers habe an ihn appelliert: „Herr, vergessen Sie nicht, dass auch Ihre Mutter zu Hause auf Sie wartet. Gott segne Sie.“
„Er war einfach nur … jüdisch“
Als Bela Lampel von Auschwitz nach Mauthausen kam, sei er kein Vater mehr gewesen, nur noch eine Nummer. Die Nazis hätten alles protokolliert und mit Nummern versehen, fügte Lapid hinzu. Dies habe es ihnen ermöglicht, sich zu sagen: „Das ist kein Mord, es ist nur Statistik.“ Sie hätten denken können, „dass sie nicht Menschen töteten, die nichts Böses getan hatten, sondern nur Nummern aus einem Notizbuch entfernten“.
Dem setzte der israelische Minister entgegen: „Ich bin heute hierher gekommen, um die Welt daran zu erinnern, dass Bela Lampel keine Nummer war. Er war mein Großvater. Er liebte seine schöne Frau. Er ging mit seinem Kind zu Fußballspielen. Er aß gern ein Omelette im Café in der Nähe seines Wohnhauses. Er tat nie jemanden unrecht. Er war kein bedeutender Mann. Er hasste niemanden. Er war einfach nur … jüdisch.“
Als er im KZ ankam, hätten die Nazis bereits gewusst, dass sie den Krieg verloren hatten. „Die mächtige Maschinerie der deutschen Armee war zusammengebrochen. Sie brauchten jeden Soldaten, jedes Stück Brot, jedes Gewehr – und dennoch töteten sie weiter Juden bis zum allerletzten Moment.“ Aus Dokumenten geht hervor, dass der Großvater im April 1945 in Mauthausen starb. „Wenige Wochen später kapitulierte Nazideutschland“, merkte Lapid an.
Staatliche und private Mission
Der Politiker, der im August 2023 israelischer Regierungschef werden soll, betrachtete seinen Beitrag zur Gedenkstunde nicht nur als staatliche Mission: „Er hat mich heute hierhergeschickt. Großvater Bela, ein ruhiger Mann, dessen Spitzname in der Familie ‚Bela der Weise‘ war, hat mich heute hergeschickt, um in seinem Namen zu sagen, dass die Juden nicht kapituliert haben. Sie haben einen starken, freien und stolzen jüdischen Staat gegründet. Und sie haben seinen Enkel geschickt, um sie heute hier zu vertreten.“
Die Nazis hätten gedacht, sie seien die Zukunft, und Juden werde man nur noch im Museum finden, ergänzte Lapid. „Stattdessen ist der jüdische Staat die Zukunft, und Mauthausen ist ein Museum. Ruhe in Frieden, Großvater, du hast gewonnen.“
Josef Lapid überlebte mit seiner Mutter Hermina den Holocaust, weil der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg ihnen in der ungarischen Hauptstadt Budapest Schutzpässe verlieh. 1948 wanderte er nach Israel ein. Im Jahr 1999 wurde er für die radikal-säkulare Schinui-Partei in die Knesset gewählt, der er bis 2006 angehörte. Von 2003 bis 2004 war er Justizminister.
Als der damalige Bundespräsident Horst Köhler 2005 im israelischen Parlament sprechen sollte, entstand eine Debatte darüber, ob er die Rede auf Deutsch halten dürfe. Der Holocaustüberlebende Lapid zeigte keine Einwände: Deutsch sei nicht nur die Sprache der Nazis gewesen, sondern auch die des Buches „Der Judenstaat” von Theodor Herzl. Josef „Tommy“ Lapid starb 2008 im Alter von 77 Jahren an Krebs.
Gedenken in Yad Vashem
Eine Veranstaltung gab es auch in der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Dort sagte Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog, Gedenken sei keine symbolische Geste. Es sei die Pflicht jedes Menschen rund um den Erdball. Er erinnerte auch an seinen Vater Chaim Herzog. Dieser hatte als britischer Soldat mitgeholfen, das Konzentrationslager Bergen-Belsen zu befreien. Er habe von den furchtbaren Szenen erzählt, die er dort erlebte: „kaum bekleidete menschliche Skelette, Tod, grassierender Typhus, Verhungern, Gerüche nach Krankheit und Folter“.
Herzog fügte laut Mitteilung des Präsidialamtes an: „Diese Szenen haben die Menschheit schockiert und beschämt. Die Folge der genozidalen antisemitischen Ideologie der Nazis, und der Bereitschaft von zu vielen, zu schweigen und den Blick abzuwenden.“
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Polen. Seit 1996 ist an diesem Datum in Deutschland der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, seit 2006 wird er auch international begangen. (eh)
3 Antworten
Keiner dieser Menschen, egal ob Kinder, Frauen, Männer oder Groß Eltern, die in den KZ ermordet worden sind waren Nummern. Es waren wertvolle Menschen deren Namen bei Gott bekannt sind.
Das jüdische Volk, das Volk Israel, war, ist und bleibt Gottes Volk, trotz aller Sünden und Schwächen, die wir alle, die Heidenvölker, genauso haben. Gott hat und behält den Sieg.
Es ist ein Wunder vor unseren Augen.
Das größte Wunder und Geschenk an die ganze Menschheit ist der jüdische Messias, Jesus/Yshua
Ja, Amen! Und nur er kann und wird das Böse in dieser Welt richten, wenn er wiederkommt.