SAFED (inn) – Eine Art Zeitreise ermöglichen archäologische Entdeckungen in der galiläischen Stadt Safed (Zefat) nördlich des Sees Genezareth. An einer Stelle wurden hier mehrere Gebäude übereinander errichtet – die älteste Spur reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück.
In der obersten Schicht hätten die Wissenschaftler ein Gebäude aus dem 20. Jahrhundert freigelegt, heißt es laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ in einer Mitteilung der Israelischen Altertumsbehörde (IAA). Dieses sei während der britischen Mandatszeit über einem Fußboden aus dem 19. Jahrhundert errichtet worden. Darunter fanden sich demnach Überreste eines Gebäudes, das beim Erdbeben von 1837 zerstört wurde. Noch weiter unten seien die Archäologen auf Überreste einer Mauer aus dem 17. Jahrhundert gestoßen. „All das bedeckt eine Öffnung zu einem erstaunlichen Wasserloch und -reservoir aus dem 16. Jahrhundert.“
Erdbeben beendeten Wirtschaftswachstum
Nach der Zerstörung der Kreuzfahrerstadt Akko durch die Mamelucken im 12. und 13. Jahrhundert sei Safed zum wichtigsten Zentrum der Region geworden, sagte Elieser Stern von der IAA der Zeitung „Jerusalem Post“. Anfang des 16. Jahrhunderts eroberten dann die Osmanen das Gebiet. „Sie waren als ziemlich tolerante Herrscher bekannt. Nach der Vertreibung aus Spanien im Jahr 1492 kamen viele Juden nach Safed. Im 16. Jahrhundert blühte die jüdische Gemeinde.“ Unter diesen Juden war auch Rabbi Isaak Luria, der maßgeblich an der Entstehung der jüdischen Mystik – der Kabbala – mitwirkte.
Aus dieser Epoche haben die Archäologen Überreste eines Marktes freigelegt. Unter anderem der Handel mit Wolle verhalf der Stadt damals zu einer blühenden Wirtschaft. Dem setzte ein Erdbeben am Ende des Jahrhunderts ein vorläufiges Ende. Mehrere Räume des alten Marktes nutzten spätere Bewohner als Zisternen, wie die Ausgrabung zeigt.
„Mit der Zeit wurde die jüdische Gemeinde immer unbedeutender, bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, als ein weiterer Strom jüdischer Einwanderer aus Osteuropa in die Stadt kam“, ergänzte Stern. Doch auch diese kurze Zeit des jüdischen Wiederauflebens sei 1837 durch das Erdbeben unterbrochen worden. Von da an blieb das Zentrum jüdischen Lebens in Israel in Jerusalem.“
Angriffstunnel aus dem Unabhängigkeitskrieg
Zudem entdeckten die Archäologen einen Tunnel, der im Unabhängigkeitskrieg 1948 von Arabern aus dem muslimischen Viertel gegraben wurde. Sie hofften vergeblich, dadurch das strategisch wichtige Aschtam-Gebäude angreifen zu können. Darin befand sich ein Waffenlager für jüdische Kämpfer der Stadt.
Die Ausgrabung wurde im Vorfeld von Bauarbeiten auf dem heutigen Aschtam-Platz organisiert. Dort soll ein Aussichtspunkt entstehen, von dem aus der Berg Meron zu sehen ist. Auf dem Berg befindet sich das Grab des Rabbis Simon Bar Jochai aus dem 2. Jahrhundert, den viele Juden bis heute verehren. Üblicherweise besuchen Ultra-Orthodoxe die Grabstätte am Feiertag Lag BaOmer.
Bürgermeister Schuki Ohana reagierte erfreut auf die Ergebnisse der Ausgrabung: „Dies ist ein faszinierender und aufregender Fund, der eine umfangreiche Geschichte der Stadt und eine Art Zeittunnel von verschiedenen Perioden der Geschichte entfaltet.“ Die Entdeckung des Angriffstunnels habe für ihn eine persönliche Bedeutung: Ein Onkel sei im Kampf um die Stadt gefallen, und von diesem Onkel habe er seinen Namen. Die Stadt Safed will die Funde in einer Ausstellung für Touristen zugänglich machen.
Von: eh