TEL AVIV (inn) – Mehr als 100 000 Menschen haben am Donnerstagabend in Tel Avivs Innenstadt gegen die bevorstehende Evakuierung der jüdischen Siedlungen aus dem Gazastreifen demonstriert. Die Siedlerführer riefen die Menge zu einem Marsch nach Gusch Katif auf – der Charakter des Widerstandes ist kämpferischer geworden.
Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, versammelten sich 150.000 Rückzugsgegner auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Andere Quellen sprachen von 50.000 Teilnehmern, die Organisatoren hingegen sogar von 300.000. Die Massenkundgebung stand unter dem Motto „Gusch Katif, wir schwören Treue“.
Auf einem Podium saßen Likud-Abgeordnete und religiöse Führer neben Siedlervertretern. Die Redner riefen Premierminister Ariel Scharon dazu auf, den Rückzug vier Tage vor dem Beginn zu stoppen. Der Siedlerrat forderte eine Volksbefragung zum Rückzug und Neuwahlen.
„Das ist die größte Demonstration in der Geschichte Israels“, sagte der Siedlerführer der Region Benjamin, Pinhas Wallerstein, angesichts eines Meeres aus orangener Farbe, der Farbe des Siedlungsblockes Gusch Katif und der Rückzugsgegner.
Der Siedlerführer von Hebron, Zviki Bar-Chai, erläuterte mit einer Multimedia-Präsentation auf einer großen Leinwand, was die Demonstranten in den kommenden Tagen tun sollten. „Wir alle werden in den Süden gehen und diese schreckliche Vertreibung stoppen“, sagte er. „Wir werden an den Grenzübergängen nicht anhalten, sondern sie umrunden“. Ziel sei der derzeit einzige Grenzübergang nach Gusch Katif, die Kissufim-Kreuzung.
Bar-Chai forderte die Menge dazu auf, sich „mit Entschlossenheit, Sorgfalt und Stärke, aber ohne Gewalt“ den Soldaten und Polizisten entgegenzustellen. Mit Autos, Zügen, in Bussen oder zu Fuß sollten alle Rückzugsgegner in den westlichen Negev reisen. Falls sie irgendwo gestoppt werden sollten, würden Führer sie über die Felder bis nach Gusch Katif führen.
Siedlerführer Pinhas Wallerstein hatte zuvor angekündigt, die Veranstaltung in Tel Aviv werde den Charakter des Widerstandes verändern, und der Ton der Rückzugsgegner werde kämpferischer.