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Linkenpolitikerin Dagdelen wirft Pfarrern nach offenem Brief „Hasspredigt“ vor

BERLIN (inn) - Die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen hat die Vorwürfe dreier Pfarrer zurückgewiesen, nach denen sie den Opfern des Holocaust ihren Respekt verweigert habe. Diese Anschuldigungen seien infam, heißt es in einer auf ihrer Internetseite am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Den Pfarrern warf die Abgeordnete der Linkspartei vor, "Hass zu predigen".

„Sie wissen, dass es nicht stimmt“, heißt es in der Stellungnahme auf den öffentlichen Brief, den Pfarrerin Barbara von Bremen, Pfarrer Thomas Schöps und Pfarrer Thomas Wessel verfasst hatten. Die Pfarrer hatten in dem Schreiben scharf kritisiert, dass Dagdelen nach der Rede von Israels Staatspräsident Schimon Peres am 27. Januar im Bundestag sitzen geblieben war. Der Bundestag hatte sich zu Ehren der ermordeten Juden erhoben.

In ihrer Erwiderung weist Dagdelen die Vorwürfe nun zurück. Niemals habe sie den Opfern des Holocaust ihren Respekt verweigert, auch nicht im Bundestag. Sie habe sich selbstverständlich erhoben, „zu Ehren der Opfer, die dem deutschen Rassenwahn zum Opfer gefallen sind, als der Bundestag am 27. Januar im Beisein von Schimon Peres der Opfer des Nationalsozialismus gedachte“.

„Mich des Antisemitismus zu bezichtigten, ist infam. Mir Bösartigkeit und Gefühllosigkeit zu unterstellen, nicht minder. Sie beschuldigen mich der Ignoranz, ohne auch nur mit mir ein Gespräch zu suchen. Sie reden von Kultur und predigen Hass“, schreibt Dagdelen weiter.

Dann heißt es in ihrem Brief: „Ja, ich habe Schimon Peres nach seiner Rede stehende Ovationen verweigert“. Sie habe nicht stehend applaudiert, als er von der Bedrohung durch den Iran sprach und „Kriegstreibern Nahrung gab, die dabei sind, den nächsten Feldzug gegen den Iran zu planen“. „Ich habe keine Zustimmung geäußert zu einer Fortsetzung der Vorgehensweise, die wir aus dem Irak kennen, wo gleichfalls mithilfe von Bedrohungsszenarien ein furchtbarer Krieg vom Zaun gebrochen wurde.“

Sie nehme es in Kauf, wenn ihr die Kirche dafür die Tür weise. Zudem zweifle sie daran, dass die drei Pfarrer die zahlreichen Christen repräsentierten, die sich gegen Krieg und für den Dialog einsetzten.

„Sie sagen, es widert Sie an, dass ich sitzengeblieben bin. Was mich anwidert, sind hasserfüllte Stellungnahmen der Selbstgerechtigkeit, die nichts, aber auch gar nichts mit dem zu tun haben, was ich mir von der Kirche erhoffe und von ihr erwarte. Ich bin sicher, damit stehe ich nicht allein“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

NPD lobt „Sitzenbleiber“

Dagdelen war nicht die einzige, die nach Peres‘ Rede sitzengeblieben war. Auch ihre Parteikolleginnen Sahra Wagenknecht, Heike Hänsel und Christine Buchholz hatten sich nicht erhoben. Für dieses Verhalten hatten die Politikerinnen Lob von Seiten des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel erhalten: „Für die Einübung des aufrechten Ganges – in diesem Fall durch demonstrative Beifallsverweigerung – gehört ausnahmsweise einmal einer Kommunistin und einer Trotzkistin Dank ausgesprochen“. Wagenknecht habe offenbar das „antiimperialistische Erbe“ der Linken wieder entdeckt, so Gansel.

Kritik gab es jedoch aus den eigenen Reihen. Es sei „absolut inakzeptabel“, dem israelischen Staatspräsidenten die Ehre zu verweigern, wenn dieser am 27. Januar, dem Holocaustgedenktag, im Bundestag spreche, bemängelte der Linken-Landesparteichef Klaus Lederer.

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