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Libanesische Christin ist Fernsehstar

Jedes Kind im Nahen Osten kennt sie: Layal Ghanem. Ihre Sendung „Der Mond geht schlafen“ auf „Al-Dschasira“ war das Sandmännchen der Arabischen Welt. Mit Clownerie bezaubert sie Eltern und Kinder in einem Teil der Welt, wo es sonst wenig zu lachen gibt. Ein Gastbeitrag von Theo Volland
Layal Ghanem bringt beim christlichen Fernsehsender „SAT-7 Kids“ Kindern den Glauben nahe

Layal Ghanem ist Teil einer 30-köpfigen Clown- und Theatercrew im Libanon. Und sie bereichert als freie Mitarbeiterin die Programme des christlichen Satellitenfernsehkanals „SAT-7 Kids“, den fünf Millionen arabische Kinder in vielen Ländern schauen. Die maronitische Christin erzählt fröhlich und spannend, bringt Kindern übers Fernsehen Gottes Liebe nahe und sorgt dafür, dass ihre Zuschauerschar Sorgen und Freuden in den Sendungen von SAT-7 äußert.

Layal selbst hatte als Kind nicht viel zu lachen, erzählt sie am Rande der Jahrestagung von SAT-7 in Zypern. Geboren ist sie 1981, mitten im Krieg im Libanon. Sie wuchs zwischen Gefahr, Verlust und Tod auf. Als sie acht Jahre alt war, wurde wieder einmal geschossen in ihrem Viertel. Ihr Vater kam in ihr Zimmer gerannt und rief: „Schnell ins Bad, sie greifen an.“ Das Badezimmer erschien ihm als einzig sicherer Ort im Haus. Was für ein Trugschluss! Die Bombe schlug genau im Bad ein und erschütterte alles – vor allem die Seele der kleinen Layal. Äußerlich ist damals keiner zu Schaden gekommen; ein Wunder. Doch ihr kindliches Vertrauen in ihre Eltern lag in Trümmern: „An diesem Tag kapierte ich, dass mein Papa nicht Superman ist!“, erzählt sie. „Dass meine Eltern mich nicht beschützen konnten.“

Gleichzeitig begriff sie, dass Jesus ihre Familie gerettet hatte. Ihn betrachtete sie fortan als ihren Beschützer. Also vertraute das schmächtige Mädchen Christus ihr Leben an: „In Jesus fand ich meinen besten Freund, der in vielen einsamen Momenten bis heute immer bei mir ist.“ Und einsam war Layal oft in ihrem Leben. Um die Familie herum wüteten Terror und Krieg. „Ich war vielfach traumatisiert“, sagt sie. Das Mädchen war langsam von den Bewegungen her und hatte Gedächtnisausfälle. Kein Kind ihrer Nachbarschaft wollte mit ihr spielen. „Ich weinte Stunde um Stunde!“

„Eines Tages hatte meine Mama eine geniale Idee“, lächelt die heute 38-Jährige. Ihre Mutter forderte Layal heraus: „Renn raus zu den anderen Kindern und ruf laut: ‚Wer will mit mir ein neues Spiel lernen?!‘“ Layal tat wie geheißen. Neugierig kam die Nachbarsclique heran. Erstmals erlebte sie Spaß und Gemeinschaft mit anderen Kindern. „Plötzlich hatte ich Freunde und probierte Sachen aus.“ Die Idee ihrer Mutter war Auftakt einer grandiosen Berufung als Künstlerin. Im Grunde tut Layal heute für SAT-7 immer noch dasselbe: Kindern Spiele zeigen und sie zum Lachen bringen.

So sieht Ghanem aus, wenn sie im Kinderfernsehen ihrem Vorbild Charlie Chaplin nacheifert Foto: Valentina Medda
So sieht Ghanem aus, wenn sie im Kinderfernsehen ihrem Vorbild Charlie Chaplin nacheifert

Vorbild: Charlie Chaplin

Der digitale, arabische, christliche Kinderkanal „SAT-7 Kids“ ging 2007 on Air und strahlt seither 24 Stunden täglich Bibelgeschichten, Unterhaltung, kindgerechte Nachrichten, Zeichentrick- und Comic-Serien sowie Schulfernsehen via Satellit über fünf Zeitzonen aus. Layal Ghanem ist bei ihren kleinen Zuschauern so populär wie hierzulande der Sandmann. Mit buntem Gewand, oft mit Clownsnase, sitzt sie im farbenfrohen Studio und erzählt biblische Geschichten auf Arabisch. Layal möchte den Kindern von Gottes Liebe erzählen. „Wir brauchen mehr Charaktere wie sie, an denen sich unsere kleinen Zuschauer festhalten können“, erklärt Kurt Johansen, Regionaldirektor für Nordeuropa von SAT-7.

Layal hat zwei Vorbilder für ihre Arbeit: „Ich liebe Charlie Chaplin!“, sagt sie und zeigt mit Gesten und der typisch traurigen Miene, wen sie meint. Wie er früher schenkt Layal in schweren Zeiten Tausenden übers Fernsehen ein Lächeln. „Ich liebe auch Clownerie“, sagt sie. Wie es dazu kam? „Es war ein Zeichen von Gott“, wie das meiste in ihrem Leben: „Ich wollte mich fürs Studium einschreiben, wusste aber nicht, was.“ Auf dem Campus saß ein Mann und lamentierte traurig: „Keiner will Theater studieren.“ Doch, ich will!, dachte die 18-Jährige damals und meldete sich spontan für den Theaterlehrgang an. Zweites Vorbild war ihre Großmutter, die wie niemand sonst Geschichten erzählen konnte, meint Layal: „Von ihr lernte ich, wie man Kindern dieselbe Story auf immer neue Weise spannend präsentiert.“ Layal ist feinfühlig, empathisch und redet gerne mit Händen und Füßen und mit ihrer Mimik. „Das habe ich von meiner Großmama.“

Kriegskinder erleben Jesus als besten Freund

Täglich entdecken neue Zuschauer den Kinderkanal „SAT-7 Kids“. Ein Junge aus Ägypten meldete sich: „Mein Name ist Abram, heut ist mein zehnter Geburtstag. Ich liebe ‚Kookie und Attat’ (ein Puppenprogramm) und ‚Lasst uns zusammen singen’.“ Ein Mädchen aus Algerien bedankte sich: „Ich schau euch, seit ich acht bin und mag eure Sendungen. Es wird nie langweilig!“ Dafür sorgt Layal. Sie schult in Workshops die jungen Kreativen von „SAT-7 Kids“ in Clownerie, in Storytelling und Theater – die wichtigsten Kenntnisse, will man erfolgreich Kinder erreichen.

Auch neben der Kamera zeigt die 38-Jährige vollen Einsatz Foto: Abdo Kabban
Auch neben der Kamera zeigt die 38-Jährige vollen Einsatz

Ihre eigenen Sendungen „Fun Farm“ und „Geschichten unterm Dach“ sind der Renner. In letztgenannter Sendung erkunden Kinder einen Dachboden und entdecken das verstaubte Gemälde einer Frau, die zum Leben erwacht und spannende Geschichten erzählt. Layal verkörpert diese Frau und erklärt Tausenden Kindern aus dem Nahen Osten die Welt. Sie hilft, Traumata von Krieg, Zusammenbruch und Leid aller Art zu verarbeiten und bringt ihnen biblische Gedanken von Frieden und Versöhnung nahe. „In unseren Sendungen können die Kinder erleben, dass Jesus sie liebt. Die Gesellschaft vieler Länder im Mittleren Osten ist von Kriegen, Hass und Krisen gekennzeichnet. Wenn wir diese Region nachhaltig verändern möchten, müssen wir bei den Kindern beginnen“, erklärt sie ihre Motivation.

Ihr ist wichtig, dass Kriegskinder – wie sie selbst mit acht Jahren – Jesus als besten Freund erleben, der Herzen heilt und aus Einsamkeit und Not rettet. „Wir dürfen die Kinder nicht als Opfer sehen. Es ist besser, einfach mit ihnen zu reden, zu spielen, zu lachen und zu lernen! Dann haben sie eine Zukunft!“ Gottes Liebe durchbreche den Kreislauf von Angst, Leid und Traurigkeit. „Ich kann Kinder mit einer Riesenfülle Liebe beschenken, sodass sie erkennen, wie schön sie sind, wie begabt und dass sie alles erreichen können, wenn Gott ihre Furcht überwindet.“ Schon kleine Kinder können verstehen, was Jesus vor 2.000 Jahren für sie getan hat, glaubt Layal: „Wenn Jesus sich für die Schuld des Mannes, der mich verletzte, hat töten lassen –, wer bin ich, dass ich ihm nicht vergebe!“ Dass Layal geheilt ist, spürt man ihr ab. Sie strahlt Freude und Zufriedenheit aus in ihrer Berufung.

Ghanem bei einem Auftritt vor Kindern Foto: Valentina Medda
Ghanem bei einem Auftritt vor Kindern

„Jesus ist meine bessere Hälfte“

Angesprochen auf ihre Heimat erklärt sie: „Wir sind im Libanon bis heute im Krieg, zumindest in den Herzen der Menschen.“ Sie will helfen, Barrieren gegen die jeweils anderen abzubauen – Muslime, Drusen, Christen, Juden.

Zu SAT-7 kam die begabte Schauspielerin 2013 über zwei Cousinen, die dort mitarbeiten. Warum sie gerne christliches Fernsehen macht? „Weil Jesus die bessere Hälfte von mir selbst ist“, sagt die lebensfrohe Libanesin. Als Erzählerin und Spaßbringerin weckt sie heute bei Millionen Kindern aus dem Nahen Osten und aus Nordafrika Glauben und Selbstvertrauen. „Jesus liebt die Kinder der Arabischen Welt und will ihnen helfen, einen guten Weg zu finden, wie ich“, strahlt sie, bevor wir uns verabschieden. Trotz ihrer harten Kindheit redet sie gerne von ihrem Retter und verleiht ihrem Glauben Flügel; künstlerisch und über die Medien.

Zum Autor: Theo Volland ist Chefredakteur des Missions- und Hilfswerkes DMG. Das Missionswerk aus Sinsheim unterstützt die christliche Medienarbeit von SAT-7 ideel und finanziell. Volland ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

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