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Leid verbindet: Drusen empfangen Juden

Zwar feiern Drusen nicht das jüdische Sukkot-Fest. Aber am Dienstag haben sie dennoch Juden in einer Laubhütte empfangen – als Zeichen einer besonderen Verbundenheit.
Drusen empfingen die Juden an der Grabstätte von Jithro, der bei den Drusen Schuaib heißt

TIBERIAS (inn) – Seit zwei Jahren verbindet ein besonderes Schicksal die beiden unterschiedlichen Gruppen miteinander: ultraorthodoxe Juden aus Jerusalem und Drusen aus Nordisrael. Denn bei einem Anschlag auf eine Synagoge im November 2014 starben fünf Beter und ein drusischer Polizist, der sie schützen wollte. Am Dienstag haben Drusen in Galiläa Juden aus der betroffenen Gemeinde empfangen.
Das Treffen fand in einer besonderen Laubhütte statt, welche die Drusen an der ihnen heiligen Grabstätte von Nabi Schuaib nahe Kfar Seitim bei Tiberias zum jüdischen Sukkot-Fest errichtet hatten. Der geistliche Leiter der Drusen in Israel, Scheich Muwaffak Tarif, sagte bei dem Treffen: „Die Verbindung mit der Gemeinde ist das Ergebnis des Blutbundes, der zwischen dem jüdischen Volk und der drusischen Gemeinschaft bei der Verteidigung des Landes geschlossen wurde.“
Dass der Polizist Sidan Saif bei dem Attentat ums Leben kam, habe „zu einer Verbindung mit dem ehrenwerten Rabbi Ja‘akov Kermeier und der Gemeinde geführt“, ergänzte Scheich Tarif. Daraus sei ein Beispiel für die vorgesehene und richtige Verbindung zwischen Juden und Drusen im Lande geworden – „nicht nur in Zeiten des Verlustes, sondern auch im täglichen Leben. Wir sind Brüder“.
Einem Bericht der Tageszeitung „Ma‘ariv“ zufolge nahmen Hunderte Besucher aus Jerusalem an dem Treffen teil. Auch die Witwe des drusischen Polizisten, Rinal Saif, war zugegen.

Es begann mit einem Beileidsbesuch

Im Februar hatten Juden in Jerusalem etwa 160 Drusen empfangen – als Zeichen der Anteilnahme. Die Witwe war mit ihrem Bruder und ihrer kleinen Tochter bei der Familie Nissim zu Gast. Sie erlebten den Schabbat, an dem in der Synagoge der Wochenabschnitt über Moses Schwiegervater Jithro (2. Mose 18,1-20,23) gelesen wird. Jithros drusischer Name lautet Nabi Schuaib (Prophet Schuaib).
Rabbi Kermeier hatte die Begegnung in Jerusalem organisiert. Zu diesem Anlass sagte er der Tageszeitung „Yediot Aharonot“, er habe die Familie eines Todesopfers gekannt und einen Kondolenzbesuch gemacht. „Da habe ich mich plötzlich gefragt, warum ich nicht auch hingehe und der Familie Saif mein Beileid bekunde. Ich erkundigte mich, ob die Familie damit einverstanden wäre und ob sie jüdische Besucher empfing. Als ich erfuhr, dass es passte, ging ich hin.“
Als er das Haus betrat, sei jeder als Zeichen der Ehrerbietung aufgestanden, fuhr der Rabbiner fort. „So heißen Drusen Gäste willkommen. Als ich dort war, gab es keine anderen jüdischen Besucher. Ich blieb über zwei Stunden dort. Zu einem bestimmten Zeitpunkt durfte ich das Frauengemach betreten, um Rinal ebenfalls mein Beileid auszusprechen.“ Das Kleinkind, das seinen Vater verloren hatte, habe er mit dem Segensspruch gesegnet, den er auch seinen eigenen Kindern am Schabbat zuspreche. Er versprach den Drusen, in Kontakt zu bleiben.
Kermeier betreute zum Zeitpunkt des Anschlages eine Gemeinde in Manhattan und bereitete sich auf seine Einwanderung nach Israel vor. Im vergangenen Winter durften Rinal Said und ihre Familie dann New York besuchen. Die Witwe sprach vor der jüdischen Gemeinde von der Heldentat ihres verstorbenen Ehemannes. Dieser war als Verkehrspolizist an den Tatort geeilt und hatte es geschafft, dem Massaker an den Betern in der Jerusalemer Synagoge ein Ende zu setzen. Dabei wurde er erschossen. Die Erzählung brachte den Rabbi dazu, sich um engere Beziehungen zwischen Juden und Drusen zu bemühen. Der Staat Israel indes hat den tapferen Polizisten für den Einsatz, der ihn das Leben kostete, posthum geehrt. (eh)Rivlin: Bund des Lebens zwischen Drusen und Juden (inn)
Seit 1.000 Jahren heiraten Drusen untereinander (inn)
Weiterer Toter nach Synagogen-Anschlag (inn)

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