JERUSALEM (inn) – Nachdem bislang die israelische Region um das Tote Meer vor allem für die biblische Geschichte von Lots Frau, die zur Salzsäule erstarrte, bekannt ist, gibt es jetzt eine neue salzbezogene Attraktion: In einer internationalen Expedition wurde in dieser Region die weltlängste Salzhöhle entdeckt. 13 Jahre lang hatte diesen Titel die iranische „Höhle der drei Nackten“ inne. Jetzt geht der Titel nach Forscherangaben an die Malham-Höhle.
Die internationale Expedition wurde von der Hebräischen Universität in Jerusalem mit angeführt. Insgesamt waren daran 80 Höhlenkletterer aus neun Ländern beteiligt. Laut der Universität ist die Höhle, die unter dem Berg Sodom am Toten Meer gefunden wurde, 10 Kilometer lang. Auch deutsche Forscher waren beteiligt. Die iranische Salzhöhle besitzt im Vergleich dazu eine Länge von 6.580 Metern.
„Lebendig“ weitergewachsen
Salzhöhlen sind geologisch betrachtet lebendig. Sie entstehen hauptsächlich in Wüstenregionen mit Salzaufschlüssen wie in der chilenischen Atacama-Wüste, der iranischen Qeschm-Insel und eben der Region des Toten Meeres. Wasser ist bei der Ausprägung ein entscheidendes Element, wenn es in die Ritzen der Oberfläche dringt, Salz auflöst und auf diese Weise unterirdische Kanäle erschafft. Wenn das Regenwasser abgelaufen ist, bleiben die Salzhöhlen als ausgetrocknete „Flussbetten“ zurück.
„Die Malham-Salzhöhle ist eine Flusshöhle. Wasser von einer Oberflächenquelle fließt unterirdisch, löst das Salz auf und erschafft so Höhlen“, erklärt der Leiter des Höhlenforschungszentrums der Hebräischen Universität, Amos Frumkin. Bei starken Regenfällen über dem Berg Sodom gehe dieser Prozess immer weiter. Auf diese Weise sei die Malham-Höhle „lebendig“ und wachse beständig. Der Berg Sodom ist elf Kilometer lang und sitzt 170 Meter unter dem Meeresspiegel am Südwest-Zipfel des Toten Meeres. Unter einer dünnen Steinschicht besteht der Berg vollständig aus Salz. Das trockene Klima in der Negev-Wüste trägt zum Fortbestand des Berges bei.
Expeditionen begannen in den 1980er-Jahren
Das unterirdische Areal am Toten Meer wurde ursprünglich in den 1980er-Jahren entdeckt. Verschiedene Expeditionen fanden mehr als 100 Salzhöhlen unter dem Berg Sodom. Die bis dato längste Salzhöhle maß 5.685 Meter. Mit der Radiokarbonmethode wurden sie auf ein Alter von bis zu 7.000 Jahren berechnet.
Die rekordbrechende Länge von 10 Kilometern entdeckten die Forscher der Malham-Höhle aber erst jetzt. „Vor 30 Jahren, als wir Malham entdeckten, benutzten wir Maßbänder und Kompasse. Heute haben wir Laser-Technologie, die Maßberechnungen direkt auf das iPhone transferiert“, sagt Frumkin.
Von: mm