Der Theologe und Journalist warb in Berlin für einen objektiven Umgang mit dem Nahostkonflikt. Gerade als Deutscher sei er in Israel dem Diktat der Political Correctness unterworfen. Dennoch halte er es für unerlässlich, dass die deutsche Öffentlichkeit zu einer eigenen Sichtweise des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern komme – unabhängig von der eigenen Geschichte. Er selbst habe eine "große Bewunderung" für die Palästinenser. Gerloff warnte vor vorschnellen politischen Lösungen und warb für eine ausführliche Analyse des Konflikts. Viele Probleme entstünden erst, weil die Weltöffentlichkeit sich bemühe, Frieden zu schaffen, ohne die Ansichten des "einfachen Mannes" zu kennen. Daher habe er sich in seinem Buch bemüht, herauszufinden, was die Palästinenser antreibt, wie sie sich selbst und ihr Gegenüber verstehen.
In seinem Buch "Die Palästinenser" zeichnet der Israelnetz-Korrespondent Johannes Gerloff ein Bild der gleichnamigen Volksgruppe. Dazu hat er Scheichs, strenggläubige Muslime, Politiker, die Bewohner von Flüchtlingslagern, aber auch jüdische Flüchtlinge aus arabischen Ländern interviewt. Ein ganzes Kapitel des Buches ist der christlichen Minderheit unter den Palästinensern gewidmet. Gerloff ist auch der Frage nachgegangen, welche biblische Bedeutung die Volksgruppe hat.
Im täglichen Leben entdecke Gerloff häufig Einigkeit zwischen Israelis und Palästinensern. Er stelle jedoch auch fest, dass die "einfache Gleichung", aus Elend folge Terror, nicht funktioniere. In anderen Staaten gebe es ebenfalls Armut, die führe aber nicht zwangsläufig zu Gewaltverbrechen. Gerloff war im Rahmen seiner Recherchen unter anderem mit Raketenschützen im Gazastreifen unterwegs. Am Mittwoch forderte er, dass sich gerade Journalisten verstärkt "um die Fakten" bemühen sollten. Zu häufig sei die Öffentlichkeit propagandistisch beeinflusst.
Johannes Gerloff, Die Palästinenser. Volk im Brennpunkt der Geschichte, SCM Hänssler 2011, 19,95 Euro, ISBN 978-3-7751-5337-9