Giordano wurde für sein langjähriges und entschiedenes Eintreten für den Staat Israel mit dem erstmals verliehenen "I like Israel"-Preis ausgezeichnet – vergeben von den Veranstaltern des 2. Deutschen Israelkongresses, "I like Israel e. V.". "Israel kann den Kampf nicht führen, wie seine Gegner ihn führen würden", sagte Giordano. "Israel hat sich Skrupel angesichts skrupelloser Gegner bewahrt." Teils unter Tränen plädierte er für mehr Solidarität mit Israel, das gefährdeter sei als jemals zuvor. "Ich will meine Bindung zu Israel, jenem Land, dem ich mich untrennbar verbunden fühle, hegen, pflegen und immer wieder erneuern", so Giordano. "Meine Liebe und Energie soll Israel über meinen Tod hinaus erhalten bleiben." Zu den bekanntesten Werken des 88-jährigen Schriftstellers, Regisseurs und Journalisten gehört die Familiensaga "Die Bertinis".
Durch die Veranstaltung führte die in Deutschland geborene israelische Politikberaterin Melody Sucharewicz. Sie verlas zu Beginn ein Grußwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin hieß es, Merkel freue sich, dass der Israelkongress die gesamte Bandbreite der Beziehungen zu Israel beleuchte. Sie hoffe dadurch auf neue Impulse und eine weitere Verbesserung der kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten.
Der Frankfurter Stadtkämmerer Uwe Becker sagte vor den Besuchern, sie seien zu Gast bei Freunden Israels. Er wies auf die große jüdische Tradition seiner Stadt hin. Die jüdische Gemeinde sei in den vergangenen Jahren stark angewachsen, darüber freue er sich. Den Kongress bezeichnete er als ein wichtiges Signal der Solidarität mit dem jüdischen Staat. Er betonte weiter, das Existenzrecht Israels müsse selbstverständlich sein – es werde bei keinem anderen Land der Welt darüber geredet. "Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt, der erklärt Israel den Krieg", so Becker.
Hessens Innenminister Rhein: "Palästinensische Feiern sind zynisch"
Zu Gast war auch der hessische Innenminister Boris Rhein (CDU). Er sprach die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit an und bezeichnete diese als einen "Sieg der Freiheit und Gerechtigkeit". Zugleich sei er beunruhigt über die zynischen Feierlichkeiten, mit denen die entlassenen palästinensischen Terroristen im Gazastreifen und im Westjordanland empfangen wurden. Dies zeige, dass der "Geist der Versöhnung" noch weit entfernt sei. Hinsichtlich der deutsch-israelischen Beziehungen bemerkte Rhein: "Ich sage es deutlich: Deutschland und Israel sind Freunde. Wir Deutsche haben eine ewig währende Verantwortung gegenüber Israel, und wir sind dankbar und stolz, dass Juden und der Staat Israel uns eine Freundschaft ermöglichen. Dafür sage ich Dankeschön, das ist keine Selbstverständlichkeit."
Israelischer Botschafter: "Propaganda stillt keinen Hunger"
Israels scheidender Botschafter in Deutschland und Schirmherr der Veranstaltung, Yoram Ben Ze´ev, thematisierte die Umwälzungen in der arabischen Welt. Er hoffe, dass diese kein Vakuum hinterlassen und tatsächlich Freiheit und Demokratie bringen. Die arabische Welt müsse erkennen, dass antiwestliche Propaganda keine Arbeitsplätze schaffe und keinen Hunger stille. Nicht Israel sei ihr Feind, sondern Faktoren wie fehlende Bildung, Unterdrückung von Minderheiten und Wassermangel. Ben Ze´ev betonte außerdem Israels Friedenswillen. Er verurteilte einseitige Schritte im Nahostkonflikt. "Kernfragen können nicht durch UN-Resolutionen geklärt werden", so der Botschafter. Die Palästinenser müssten Israel als jüdischen Staat anerkennen. Ein Friedensabkommen müsse den Konflikt zudem endgültig beenden, danach dürften keine weiteren Forderungen mehr gestellt werden. Die Beziehungen Israels zu Deutschland nannte Ben Ze´ev "hervorragend", auch wenn dies Meinungsverschiedenheiten nicht ausschließe.
Zentralratspräsident: "Israel führt Existenzkampf"
Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und ebenfalls Schirmherr des Kongresses, zeigte sich in seiner Ansprache überwältigt darüber, dass so viele Menschen gekommen waren. Für Israel einzustehen sei nicht leicht, aber wichtiger als je zuvor, so Graumann. Er wies darauf hin, dass Israel das einzige Land der Welt sei, dessen Feinde es nicht nur besiegen, sondern auslöschen wollten. Diese Feinde wollten kein alternatives, besseres Israel, sondern gar keins. "Dieses Ziel werden sie niemals erreichen", erklärte Graumann energisch. Bei Verhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis gebe es eine Asymmetrie: Die Palästinenser verhandelten um ein bisschen Land mehr oder weniger, aber Israel verhandele um seine Existenz. Die Menschen in Israel kämpften täglich ums Überleben und die israelische Regierung stehe immer unter Druck, da jeder Fehler tödlich sein könne. Er wünsche sich daher mehr Verständnis für den jüdischen Staat und weniger Häme und Hetze, so Graumann.
Der Zentralratspräsident bemängelte, dass in jüngster Zeit immer mehr internationale Politiker die Hamas aufwerten und diese als Friedenspartner präsentieren. Für Israel bleibe die radikal-islamische Gruppe jedoch weiter "ein Teil des Problems". Graumann verwies auf die Charta der Hamas, in der zur Vernichtung Israels und zur Ermordung von Juden weltweit aufgerufen wird. "Wer würde sich darauf einlassen, mit anderen über seine eigene Ermordung zu verhandeln?"
Kritik übte Graumann vor allem an der Partei "Die Linke": "Die Linkspartei ist auf ihrem eigenen Horrortrip und politischen Crashkurs ins Nirwana. Natürlich ist es nicht per se eine antisemitische Partei, aber viel zu viele leben dort ihren eingefleischten Hass auf Israel aus. Denen geht es nicht mehr um die Frage nach der israelischen Politik." Die Partei müsse endlich "ihren peinlichen Eiertanz beenden" und sich von Extremisten in ihren Reihen absetzen.
Ajalon: "Frieden nicht um jeden Preis"
Politische Bedeutung erhielt der Kongress vor allem durch die Anwesenheit von Israels stellvertretendem Außenminister Danny Ajalon. Dieser sprach unter anderem die auf Eis gelegten Friedensverhandlungen an. Er bedauerte, dass der palästinensische Präsident Mahmud Abbas nicht nur nicht dazu bereit sei, zu verhandeln, sondern mehr Bedingungen für die Wiederaufnahme von Gesprächen anbringe. Israel sei zum Frieden bereit, aber nicht um jeden Preis, betonte Ajalon. Beide Seite sollten jetzt keine Zeit verschwenden, in dem sie nach einer perfekten Lösung suchen. Wenn nicht alle Fragen gelöst werden könnten, solle zumindest ein Interimsabkommen über die Themen geschlossen werden, bei denen man sich einig sei. Frieden dürfe es jedoch nicht nur auf dem Papier geben, sondern dieser müsse in die Zivilgesellschaften vordringen. Im Blick auf das Existenzrecht Israels betonte der Politiker: "Niemand tut uns einen Gefallen, wenn er uns anerkennt, denn wir gehören hierher!"
Ajalon lobte die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Diese seien "einzigartig", nicht nur aufgrund der besonderen Vergangenheit. "Deutschland ist Israels bester Freund in Europa", so der Vize-Außenminister. Er verwies auf die enge Zusammenarbeit in den Bereichen Hightech und Innovation. Beide Staaten setzten sich zudem gemeinsam für eine Verbesserung des Lebensstandards für die Menschen in Afrika ein.
"Sohn der Hamas": "Ich liebe Israel"
Ein weiterer Ehrengast der Veranstaltung war Mosab Hassan Yousef, der zum Christentum konvertierte Sohn von Hamas-Mitbegründer Scheich Hassan Yousef. Bekannt wurde Mosab Hassan Yousef durch sein Buch "Sohn der Hamas", in dem er unter anderem von seiner Spionagetätigkeit für den israelischen Geheimdienst erzählt. Der Palästinenser sprach sich gegen eine Zweistaatenlösung im Nahostkonflikt aus. "Ein Palästinenserstaat wäre so wie ein Elefant in einem Nadelöhr. Es gibt einfach keinen Platz für zwei Staaten! Natürlich können die Palästinenser aber eine eigene Verwaltung und Autorität haben. Wenn sich die Geschichte des Gazastreifens wiederholt, werden auch die Palästinenser leiden. Politische Führer, die nur den eigenen Vorteil suchen, sind ein großes Problem für die Palästinenser."
Er forderte die Menschen dazu auf, zu prüfen, ob die Muslime Israel aus politischen oder aus ideologischen Gründen hassten. Er selbst liebe den jüdischen Staat. Seine Landsleute müssten endlich erkennen, dass Israel nicht das Problem, sondern die Lösung im Nahen Osten sei. Nach all den Tragödien, die das jüdische Volk durchleben musste, unter anderem den Holocaust, habe es den Schwerpunkt nicht auf Rache, sondern auf das Überleben gelegt, erklärte Yousef. Die Palästinenser hätten von den Erfahrungen Israels jedoch nicht gelernt. Sie suchten den Tod statt das Leben. "Wenn Israel im Nahen Osten scheitert, dann wird die westliche Zivilisation scheitern." Es sei daher eine Pflicht, Israel zu schützen und zu verteidigen, nicht nur aus politischen Gründen, sondern für den Weltfrieden.
Podiumsdiskussion zum Thema Sicherheit und Frieden
Unter dem Kongressmotto "Frieden durch Sicherheit – Sicherheit durch Frieden" stand auch eine Podiumsdiskussion. Daran beteiligten sich die Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla (CDU), Mitglied im Finanzausschuss und im Ausschuss für die Angelegenheiten der EU, der frühere Bundestagsabgeordnete Gert Weißkirchen (SPD), Johannes Gerster (CDU), ehemaliger Leiter der Konrad Adenauer-Stiftung in Israel und früherer Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Lothar Klein (CDU), Stadtrat in Dresden und 1. Vorsitzender der Sächsischen Israelfreunde e.V., sowie der Militärattaché der israelischen Botschaft, Oberst Erez Katz. Eröffnet wurde die Diskussionsrunde mit einem Zitat des Historikers Arno Lustiger: "Wenn die Araber die Waffen endlich niederlegen, wird es keinen Krieg mehr geben. Aber wenn Israel die Waffen niederlegt, wird es kein Israel mehr geben."
Weißkirchen forderte eine klare Haltung Europas für Israel – nicht nur, weil es dabei um das jüdische Volk gehe, sondern "um uns". Ein Einstehen für Israel bedeute ein Einstehen für Freiheit, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Frieden. Heute reiche es nicht mehr aus, wenn die USA eine Führungsrolle im Friedensprozess übernehmen. "Ohne die helfende Hand Europas, wird es im Nahen Osten keinen Frieden geben", sagte Weißkirchen.
Gerster: "Respekt vor Israels Demokratie"
Gerster forderte die Kritiker Israels dazu auf, sich die Bedingungen vor Augen zu halten, unter denen der jüdische Staat Demokratie lebe. Es gebe allen Grund, um Respekt vor dem israelischen Volk zu haben, das unter Kriegsbedingungen und trotz der undemokratischen Umgebung eine solche Demokratie lebe. Seiner Ansicht nach gebe es moralische und ethische Unterschiede zwischen Israel und den Palästinensern beziehungsweise der arabischen Welt. So würden Israelis vor Gericht gestellt, wenn sie vorsätzlich einen Palästinenser töten. In der arabischen Welt würden hingegen Menschen gefeiert, wenn sie einen Juden töten. Gerster forderte zudem einen Ausschluss des Iran aus der UNO. "Seit Jahren verkündet ein UNO-Mitglied, dass ein anderes UNO-Mitglied vernichtet werden soll. Wie kann die UNO das hinnehmen?"
Die Abgeordnete Kudla berief sich in ihrer Stellungnahme auf einen Satz aus dem Buch von Israelnetz-Korrespondet Johannes Gerloff, "Die Palästinenser". Dieser besage, die deutsche Öffentlichkeit habe den Eindruck, für die Palästinenser zu sein, bedeute, neutral zu sein. "Daran müssen wir arbeiten", so Kudla. Die CDU-Politikerin ging auch auf die israelischen Siedlungen im Westjordanland ein. Hier werde ein zwar wichtiges Thema, aber dennoch ein Nebenthema, zum Hauptthema gemacht. Das Haupthindernis für den Frieden seien nicht die Siedlungen, sondern die Gewalt.
Weitere Redner des Kongresses waren unter anderen Schirmherrin Regine Sixt vom Autovermieter Sixt AG, DFB-Präsident Theo Zwanziger und der Tel Aviver Bürgermeister Ron Huldai. Zu den Referenten gehörten außerdem mehrere israelische Journalisten sowie der Nahost-Korrespondent Ulrich W. Sahm. Zum Abschluss der Veranstaltung gab es ein Konzert mit dem israelischen Sänger Dudu Fisher. Bei vielen Liedern sang das Publikum mit. Am Ende des Kongresses sangen die Teilnehmer gemeinsam die israelische Nationalhymne.
Auf dem Israelkongress stellten sich zahlreiche jüdische, christliche und deutsch-israelische Organisationen und Vereine vor. Es war das zweite Mal, dass so viele israelfreundliche Gruppen unterschiedlicher Ausrichtungen gemeinsam eine Konferenz gestalteten. Die Koordination hatte Sacha Stawski, der Vorsitzende der Initiativen "I Like Israel" (ILI) und "Honestly concerned", übernommen.