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Kommentar: Sturm auf die Botschaft

KAIRO (inn) - Der Sturm auf die israelische Botschaft in Kairo kann und darf nicht nur im Kontext des Nahostkonflikts betrachtet werden. Das war ein katastrophaler Vorfall, der gegen jegliche Regeln zwischenstaatlicher Beziehungen verstieß.

Respekt der exterritorialen Botschaften und Immunität der Diplomaten gehören zu den Grundfesten zwischenstaatlicher Beziehungen. Der Sturm auf die israelische Botschaft durch ägyptischen "Mob" mit drei Toten und rund 1.000 Verletzten ist der Regierung in Kairo höchst peinlich. Arabische Staaten verurteilten die Ereignisse – ungeachtet ihrer sonstigen Feindseligkeit gegenüber Israel.

Die höchste Spitze der amerikanischen Regierung bis hin zu Präsident Obama bemühte sich in stundenlangen nächtlichen Telefonaten, den ägyptischen Machthaber General Tantawi zu erreichen, um ihm mit "Konsequenzen" zu drohen, falls den Diplomaten etwas zustoßen sollte. Der israelische Botschafter ist nicht "geflohen". Wer das behauptet, erwartet wohl vom Botschafter, sich freiwillig umbringen zu lassen. 80 Botschaftsangehörige wurden mit ägyptischer Hilfe zum Flughafen in Sicherheit gebracht und nach Israel evakuiert. Sechs in der Botschaft verbarrikadierte Sicherheitsbeamte sahen schon ihren Tod vor den Augen. Der Pöbel drohte sie zu lynchen. Die Männer gaben Warnschüsse ab. In letzter Minute rettete sie ein ägyptisches Spezialkommando und lotste sie unerkannt zu Panzerwagen. Eine Militärmaschine flog sie nach Israel aus.

Unausdenkbar wären die Folgen für Diplomaten in aller Welt gewesen, falls den Israelis etwas zugestoßen wäre. Am Sonntag distanzierten sich alle ägyptischen Oppositionsgruppen von jenem "Pöbel". Ägyptens Ruf ist schwer angeschlagen.

Gleichwohl wird dieser Vorfall positive Folgen haben. Weil das offizielle Ägypten die Wachmänner mit einem Spezialkommando aus Lebensgefahr gerettet und in Sicherheit gebracht hat, werden die Beziehungen mit Israel nicht leiden. Sowie Ägypten die Sicherheit israelischer Diplomaten garantieren kann, wird Botschafter Jitzchak Levanon umgehend nach Kairo zurückkehren. Auf ausdrücklichen Wunsch der Ägypter blieb der zweite Sekretär "an einem sicheren Ort" in Kairo zurück, um "Kontakt" zu halten. Ägypten wollte einen Bruch vermeiden.

Der persönliche Einsatz von Präsident Obama zeigt, wie ernst die Lage war. Premierminister Netanjahus Lob für das ägyptische Kommando könnte zu einer Verbesserung der Beziehungen führen. Die herrschende ägyptische Militärjunta muss jetzt den enttäuschten "Pöbel" beruhigen. Denn seit dem Umsturz ist die ägyptische Wirtschaft zugrunde gegangen. Innenpolitisch haben sich die Dinge nur zum Schlechteren gewendet. Nicht Israel, sondern die eigene Regierung war das wahre Ziel der Demonstranten, die zeitgleich auch das Innenministerium stürmten. Sie benutzten Israels Botschaft als bewährten Sündenbock, um ihrer Wut über die gescheiterte Revolution Luft zu machen – zum Schaden ihres Landes und sogar ihrer eigenen Demokratiebestrebungen.

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