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Kommentar: Neue Spielregeln Israel-Syrien

JERUSALEM / MÜNCHEN / DAMASKUS (inn) – „Assad hat nicht einmal einen Stein auf Israel geworfen, nachdem er angegriffen worden ist.“ Diese ungeheure Beleidigung durch den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu gegen den syrischen Präsidenten blieb nicht lange unbeantwortet.
Israelisch-syrische Grenze: Zwischen den beiden Staaten sind diplomatische Verwicklungen zu befürchten. (Archivbild).

Nach mehrtägigem Schweigen ließ Baschar Assad erklären, dass Israel mit seinen Luftangriffen „die Stabilität Syriens“ gefährde. Gleichzeitig veröffentlichte das offizielle Syrien einen kurzen Film mit Aufnahmen eines hellbraunen Gebäudes, aus dem die Fensterrahmen herausgeflogen sind. Zu sehen sind auch verbrannte Lastwagen und ein paar zerstörte parkende Autos. Im Westen wird nicht gemäß Medienberichten analysiert, was da eigentlich zu sehen ist.
Syrien befindet sich mitten in einem Bürgerkrieg, dem etwa 70.000 Menschen zum Opfer gefallen sind, von Millionen Obdachlosen und Flüchtlingen ganz zu schweigen. Syrien gilt deshalb nicht als besonders „stabiles“ Land.
Der Erklärung Assads ging ein angedeutetes Eingeständnis des scheidenden israelischen Verteidigungsministers Ehud Barak voraus. Bei der Sicherheitskonferenz in München sagte Barak vor versammelten Verteidigungsministern aus aller Welt, dass Israel auch wirklich meine, was es erkläre. Damit spielte er auf Erklärungen von Premierminister Benjamin Netanjahu an, dass Israel unter keinen Umständen gestatten werde, dass syrische Massenvernichtungswaffen oder aus der Sowjetunion hochmoderne Flakraketen vom Typ SA-17 in die Hände von Terroristen fallen dürften, etwa der Hisbollah im Libanon. Barak fügte hinzu, dass die Lieferung moderner Waffensysteme in den Libanon „nicht erlaubt sein sollte“.
Israel wird in Syrien von beiden Bürgerkriegsparteien benutzt. Die syrische Regierung bezichtigt Israel, der Opposition zu helfen, indem es das Forschungszentrum Dschamraja nahe Damaskus angegriffen habe. Die Rebellen in Syrien hätten mehrfach ohne Erfolg versucht, die wohlgeschützten Gebäude einzunehmen.
Die gleiche Verschwörungstheorie einer vermeintlichen zionistischen Hilfe wird auch umgekehrt ausgesprochen. So gab es Stimmen in Syriens Opposition, die sich die vierzigjährige Ruhe entlang der syrisch-israelischen Grenze auf den Golanhöhen nur mit einem vermeintlichen Geheimbündnis zwischen Assad und dem zionistischen Regime in Jerusalem erklären können.
Jegliche Kooperation mit den Juden gilt in der arabischen Welt als schlimmster Hochverrat und wird von beiden Seiten benutzt, um den jeweiligen Gegner zu verunglimpfen, wie ein Arabienexperte im israelischen Rundfunk erklärte.
Solange Israel und Syrien zu dem Bombardement nach Damaskus geschwiegen haben, waren kaum diplomatische Verwicklungen zu befürchten. Jetzt aber haben sich beide Seiten in Zugzwang versetzt. Dabei ist unklar, ob Israel ein echtes Interesse hat, in den syrischen Bürgerkrieg gezogen zu werden, während Syriens Armee alle Hände voll zu tun hat, den Aufstand im eigenen Land blutig niederzuschlagen. Syrien dürfte kaum freie Kräfte haben, jetzt auch noch Krieg gegen Israel zu führen.

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