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Kommentar: Mauer ist nicht gleich Mauer

Die 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer sind Anlass für pro-palästinensische "Friedensaktivisten" in Deutschland und Österreich, das Augenmerk auf die "Mauer" in Nahost zu richten und ihren Abriss zu fordern - als gäbe es keine anderen Mauern in der Welt, an den Außengrenzen der EU, im Jemen, entlang der Grenzen Indiens und der US-Grenze zu Mexiko. Die Bollwerke sollen Feinde, Terroristen oder arbeitsuchende Fremde aussperren, während die Berliner Mauer errichtet wurde, um die Bevölkerung von einem Ausbruch aus ihrem DDR-Gefängnis abzuhalten.

Die Berliner Mauer fiel zusammen mit dem Eisernen Vorhang. Nur in Korea wird bis heute noch ein Volk durch eine Mauer gespalten. Der Fall der Berliner Mauer ist ein Symbol für viel gewaltigere Vorgänge: das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung Deutschlands. Solange die Europäer nicht bereit sind, sich mit Millionen Afrikanern überschwemmen zu lassen und die Israelis nicht wieder in Stadtbussen gesprengt werden wollen, ist es illusorisch, allein den Fall der Sperrwälle zu fordern, die Ursachen für deren Errichtung aber zu ignorieren. Nicht die Berliner Mauer verhinderte den „Frieden“, sondern die Teilung Deutschlands und der kommunistische Staat in der „sowjetischen Besatzungszone“.

Es gibt weitere Gründe, weshalb die Berliner Mauer nicht mit der Mauer in Nahost verglichen werden kann. Israel und die Palästinenser führen miteinander Krieg. Sogar im Goldstone-Report wird den Palästinensern ein Recht auf bewaffneten Widerstand, Krieg gegen Israel, zugestanden. Die israelische Regierung jedoch hält es für ihre Pflicht, das Leben ihrer Bürger zu schützen. Die Palästinenser kämpfen seit der ersten Intifada ab 1987 für eine Grenze zwischen ihrem künftigen Staat und Israel. Und so wie die Zonengrenze niemals eine „international anerkannte Grenze“ war, gibt es zwischen Israel und den besetzten Gebieten nur „Waffenstillstandlinien“ aus dem Jahr 1949.

Der Grenzverlauf muss noch ausgehandelt werden. Nicht die Mauer, die zu 95 Prozent aus Zaun besteht, ist ein Hindernis für den Frieden, sondern der Krieg. Die Mauer hatte zu einem Ende der Intifada geführt und nach mehrjährigem Blutvergießen wieder Gespräche zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und Israel unter Ehud Olmert ermöglicht.

Mauern in der Welt

Seit Limes und chinesischer Mauer, der Maginot-Linie und dem Eisernen Vorhang, schwer befestigten entmilitarisierten Zonen in Vietnam und Korea, werden in aller Welt fleißig weitere Mauern und Zäune hochgezogen, nicht nur um Vorgärten und Gefängnisse. Sie dienen, je nach Geographie, zum Ein- oder Aussperren. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Marokko – 2.720 Kilometer „Verteidigungsmauer“ gegen Polisario

Südkorea – „Barriere“ gegen Nordkorea

Botswana – elektrischer Zaun an Grenze zu Zimbabwe; offiziell gegen Maul- und Klauenseuche, tatsächlich, um Flüchtlinge ethnischer Säuberungs-Massaker fernzuhalten

Saudi Arabien – Barriere, sieben Kilometer tief auf jemenitischem Territorium, gegen „Infiltrationen”

Saudi Arabien – 700 Kilometer moderne Barriere entlang Grenze zu Irak

Zypern – Mauer und Zaun zwischen türkischem Norden und griechischem Süden

Thailand – ab 2007, 75 Kilometer Barriere an Grenze zu Malaysia gegen Eindringen von Terroristen

Pakistan – 2.400 Kilometer Barriere an Grenze zu Afghanistan

Indien – Barrieren an Grenzen zu: Bangladesch, Kaschmir, Pakistan, Myanmar, teilweise auf „feindlichem Territorium“ errichtet

Usbekistan – Barriere zu Tadschikistan

Vereinigte Arabische Emirate – Barriere an Grenze zu Oman

Kuwait – 215 Kilometer Barriere zu Irak

USA – Barriere an Grenze zu Mexiko, um Arbeitssuchende fernzuhalten

Europa/Spanien – befestigter Zaun um Ceuta und Mellila, um hungernde Afrikaner aus Europa fernzuhalten

Irland, Belfast – Mauern trennen zwischen Protestanten und Katholiken

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