Als am 5. Juni 1967 die israelische Armee mit wuchtigen Luftschlägen präventiv den Krieg begann, war nicht abzusehen, was eine Woche später Wirklichkeit sein würde. Militärexperten betonen immer wieder, dass im Krieg nur die ersten Stunden planbar seien. Denn auch der Gegner habe Ziele und Strategien. Und noch wichtiger: Was ist nach dem Krieg und Sieg? Aktuell ist das in Afghanistan zu sehen und im Irak. Wie geht es weiter, wenn die Waffen schweigen?
Dreimal „Ja“
Als die arabischen Nachbarn Israels den ersten Schock der Niederlage überwunden hatten, begann das Nachdenken. Vor allem Jordanien sprach für den Kurswechsel. König Hussein war widerwillig in diesen Krieg gezogen. Israel hatte gewarnt, doch er war in die ägyptische Falle gelaufen. Nun kamen neue Signale aus Amman. In Zweiergesprächen war es dem König gelungen, die anderen Machthaber zu überzeugen. Schließlich lenkte Ägypten ein, auch Syrien wurde gewonnen. So zogen die Kriegsverlierer Ende August 1967 zur arabischen Gipfelkonferenz nach Khartum. Die Saudis hatten angekündigt: Nein zu Israel. Kein Frieden, keine Diplomatie, kein Handel – dreimal „Nein“.
Doch am Ende wurde das Gegenteil verabschiedet: Ja zu Israel, ja zu Diplomatie, ja zu Handel! König Hussein und Tunesiens Präsident Burgiba konnten sich durchsetzen. Schweden hatte sich für Vermittlungen angeboten und Stockholm als Verhandlungsort vorgeschlagen. Ein Jahr nach Kriegsende begannen die zweijährigen Friedensgespräche mit Israel. „Land für Frieden“ wurde umgesetzt: die Sinai-Halbinsel ging zurück an Ägypten.
Schwieriger war es mit der Rückgabe des Golan. Offiziell erhielt Syrien die volle Souveränität, gab jedoch für 99 Jahre das von Israel eroberte Gebiet an den jüdischen Staat zur Pacht. Israel finanzierte mit US-Hilfe den Aufbau einer neuen Stadt Kuneitra in Syrien. Die Stadt wurde in den achtziger Jahren ein israelisch-arabisches Handelszentrum. Hier bündelten sich die Wirtschaftskontakte zwischen Israel, Syrien, Irak, Saudi-Arabien und Jordanien. Auf der anderen Seite wurde Kairo zum Drehkreuz der Beziehungen nach Ägypten, Libyen, Marokko und Tunesien. Israel erhielt arabisches Öl. Die arabischen Staaten profitierten von israelischer Wissenschaft und Technik.
„Ja“ zu Israel
Die großen Verlierer im Sechs-Tage-Krieg waren die Palästinenser, jene Araber in dem bis dahin jordanisch besetzten Westjordanland und dem ägyptisch besetzten Gazagebiet. Doch am Ende wurden sie die großen Gewinner. Sie gewannen ihren Staat. Denn das dreimal „Ja“ der arabischen Staaten beförderte auch ein Umdenken in den Kreisen der Palästinenser. Die PLO-Führung um Jasser Arafat hatte sich selbst ins Abseits gespielt. Eine neue Führungselite sagte „Ja“ zu Israel und beförderte so das Anliegen staatlicher Autonomie; auch in Israel hatte ein Umdenken eingesetzt. 1980 wurde ohne Krieg und Terror eine staatliche Existenz möglich.
Eigenes Militär hatte der neue Staat nicht, dafür wurde stolz eine eigene Währung präsentiert, der palästinensische Dinar. An den jordanischen Dinar gekoppelt, war es doch eigenes Geld. Internationales Geld bescherte dem Gazastreifen einen Sprung in die Moderne. Bereits Ende der neunziger Jahre sprach man vom nahöstlichen Singapur, einem Wirtschaftswunder vergleichbar mit dem fernöstlichen Original.
Fünfzig Jahre nach dem Krieg 1967 ist das alles nicht die Wirklichkeit. Die erklärten Kinder des Stammvaters Abraham sind noch immer Feinde. Doch es gibt Hoffnungszeichen wie die saudische Friedensinitiative von 2002. Erst der Messias Israels wird endgültig Frieden bringen. Dann wird das Psalmwort offenbar: „Siehe, wie fein und lieblich ist‘s, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!“
Von: Egmond Prill