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Der Jude Lanzmann, Kempinski und der Antisemitismus

Claude Lanzmanns Klage über die fehlende israelische Telefonnummer im Hotel Kempinski hat medial hohe Wellen geschlagen. Ulrich W. Sahm ruft in seinem Kommentar zur Besonnenheit auf und empfiehlt den verschiedenen Beteiligten eine Behandlung.
Claude Lanzmann beklagte sich in einem FAZ-Gastbeitrag über das Kempinski Hotel Bristol Berlin
Durch den deutschen Blätterwald rauschte die Geschichte des französischen Regisseurs Claude Lanzmann. Als Gast des Kempinski in Berlin hatte er an der Rezeption erfahren, dass auf Betreiben zahlreicher arabischer Gäste die Israel-Vorwahl aus der Telefonliste des Luxushotels am Kurfürstendamm entfernt worden sei. Die Hotelleitung dementierte die Erklärung ihres Mitarbeiters, und die Hotelleiterin Birgitt Ullerich entschuldigte sich. Es sei ein „Fehler“ gewesen. Israel sei nur vergessen worden. Inzwischen sei Israel unter der Nummer 35 in die Liste eingefügt worden. Damit hat Birgitt Ullerich die Existenz Israels auf dem Papier gerettet! Der „Spiegel“-Autor mit dem Kürzel „flo“, im wirklichen Leben Florian Gathman, hat seinen eigenen „Glauben“ nicht angegeben, weder im Artikel noch im Impressum. Auch die Konfession der „Spiegel“-Chefredaktion wird nicht erwähnt. Die Anmoderation seines Artikels beginnt mit: „Ein jüdischer Filmemacher wirft einem Berliner Nobelhotel vor …“ Man darf davon ausgehen, dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) die Geschichte von Lanzmann nicht abgedruckt hätte, wenn es sich um irgendeinen x-beliebigen unbekannten „jüdischen“ Filmemacher gehandelt hätte. Pikant ist doch, dass der berühmte Regisseur des Films „Shoah“ das erlebt hat: „Ein durchaus freundlicher Mann kam und sagte mir: ‚Monsieur, es macht mich glücklich, dass Sie diese Frage aufwerfen. Ich bin selbst Jude, es handelt sich bei der Maßnahme um eine bewusste Entscheidung der Direktion des Kempinski-Hotels, gegen die wir leider machtlos sind.‘“ Immerhin hätten Araber das gefordert und nicht Neo-Nazis oder sonstige Antisemiten.

Man muss genauer hinschauen

Was dort, laut FAZ, zwei Juden unter sich besprochen haben, kommentierte der offenbar ungläubige flo vom Spiegel: „Das klingt ungeheuerlich. Auch deshalb, weil der Kempinski-Gründer Berthold selbst jüdischen Glaubens war, das Unternehmen wurde in der Nazizeit arisiert.“ Auch hier muss man genauer hinschauen. Der Gründer war also „jüdischen Glaubens“, so wie er vielleicht auch an Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus oder Veganismus glaubte. Und dann wurde das Unternehmen „arisiert“. Da es sich offensichtlich um „Glauben“ dreht, scheinen da Menschen mit „arischem“ Glauben gekommen zu sein? Flo, Jahrgang 1975, scheint nicht mehr zu wissen, dass es den Nazis überhaupt nicht um „Glauben“ ging, sondern um „Rasse“. Das Unternehmen wäre auch arisiert worden, wenn der Gründer ein getaufter gläubiger Katholik gewesen wäre, der zufällig eine Großmutter „jüdischen Glaubens“ hatte. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass der deutsch-jüdische Weinhändler und Gastronom 1843 im heutigen polnischen Raszków geboren, das katholische Gymnasium in Ostrowo absolvierte und 1910 in Berlin gestorben ist. Wikipedia fügt dem Sterbedatum ein christliches Kreuz-Symbol bei, obgleich Kempinski auf dem jüdischen Friedhof Weißensee begraben liegt. Er starb jedenfalls lange bevor sein Unternehmen von den Nationalsozialisten „arisiert“ wurde. Das Logo „Kempinski“ wurde erst 1970 von der Hotelbetriebs AG übernommen. Der Zwischenfall wurde in den Nachrichten des israelischen Rundfunks an prominenter Stelle und mit ausgiebigen Korrespondentenbericht kommentiert. Doch in den Nachrichten war nicht von einem „Kempinski“ die Rede, sondern vom „Bristol Hotel“ in Berlin. Auch das ist nicht falsch, denn die Luxusherberge „gleich neben der jüdischen Gemeinde“ auf dem Ku-Damm heißt „Kempinski-Bristol“.

Vorschlag: Behandlung für alle Beteiligten

Deutsche reagieren allergisch, wenn man sie als „Antisemiten“ schimpft, darunter „Spiegel“-Kolumnist Jakob Augstein. Andere regen sich auf, wenn Israel auf Länder- oder Telefonlisten „ausgemerzt“ ist. Das wird interpretiert, als wollten Deutsche die „Endlösung“ fortsetzen und bei der Gelegenheit auch den jüdischen Staat Israel auslöschen. Lanzmanns Empfindlichkeit ist gleichwohl verständlich und besonders in Berlin, wo die Scho‘ah ihren Ausgang hatte, die er, wie kein anderer, filmisch dokumentiert hatte. Alle hier Beteiligten sollten sich in Behandlung begeben: Jene, die „Glaube“ mit „Rasse“ verwechseln und solche, die bei jeder Kleinigkeit empfindlich reagieren und schon einen Weltkrieg Deutschlands gegen den jüdischen Staat herbeireden, weil Israel von einer Telefonliste eines Hotels entfernt worden ist. Und Journalisten, die zwanghaft jemanden als „jüdisch“ oder „Jude“ bezeichnen, mögen künftig auch ihre eigene Glaubenszugehörigkeit dokumentieren. Ebenso sollte bitteschön zwecks korrekter Einordnung stets erwähnt werden, welchem „Glauben“ Merkel, Gauck, Gabriel, David S. (früher Ali S.) aus München, Obama, Hollande oder Sarkozy angehören. Immer nur Juden extra zu kennzeichnen, erweckt den Eindruck, als würden in deutschen Redaktionsstuben bis heute gelbe „Judensterne“ an die Brust ihrer Objekte geklebt.

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