Als die Muslimbrüder in Ägypten gegen die Absetzung von Präsident Muhammad Mursi durch den Militärputsch des derzeitigen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi protestierten, war es tausendfach auf den Straßen zu sehen: Statt der zwei Finger des säkularen „Victory“ wurden vier Finger gezeigt, eine schwarze Hand mit eingeschlagenem Daumen auf gelbem Grund. Es war das Zeichen der Muslimbrüder.
Im Jahr 2013 wurde Recep Tayyip Erdogan gefilmt, als er weinend über den Tod von Asmaa el-Beltagy trauerte. Die junge Demonstrantin war vor der Rabaa-al-Adawija-Moschee in Kairo erschossen worden. „Rabaa“ bedeutet auf Arabisch „vier“, deshalb die vier Finger als Zeichen der Solidarität für die Muslimbrüder und die Islamisten. Das Symbol verbreitete sich in der ganzen muslimischen Welt.
Jetzt, nach dem erfolgreichen Niederschlagen des Militärputsches, trat Erdogan auf, im Maßanzug und mit einem karierten Hemd ohne Krawatte. So demonstrierte er „Volksnähe“. Und wieder zeigte der türkische Präsident für alle sichtbar seine Solidarität mit den islamistischen Muslimbrüdern. Zu Beginn seiner Rede, als er sich an „meine lieben Brüder“ wandte, winkte er mit seiner Hand, mit vier ausgestreckten Fingern und einem weggedrehten Daumen.
Erdogan hat das Symbol in seiner Rede mehrfach verwendet und gewiss nicht zufällig. In arabischen Medien wird sein stilles Zeichen ausführlich diskutiert. Im Gazastreifen, wo die Hamas, ein Ableger der ägyptischen Muslimbrüder, herrscht, gab es Jubelfeiern nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei. In Ägypten hingegen reagierte Präsident Al-Sisi ungehalten.