Dass sich die deutsche Schauspielerin Iris Berben für Israel einsetzt, ist hinlänglich bekannt, ebenso wie ihr Faible für das Land. Seit Jahrzehnten besucht sie regelmäßig den jüdischen Staat, besaß viele Jahre eine Wohnung in Tel Aviv, und brachte den Deutschen das Land näher, sei es durch ihre Schauspielerei oder durch eine ZDF-Dokumentation im Jahr 2004. Darin versuchte sie während der palästinensischen Aufstände, ein positives Bild von Israel zu vermitteln. Aber woher rührt ihre Faszination, und woran macht sie sich fest? In einem Bildband über Jerusalem erklärt Berben, was sie an Stadt und Land fesselt.
In neun Kapiteln begleitet sie der Leser bei ihren Streifzügen durch die Straßen und Gassen. Stimmungsvolle Bilder des Hamburger Fotografen Tom Krausz durchziehen den Band. Berben bewundert zahlreiche kleine Details, etwa den für Jerusalem typischen Melekeh-Stein. „Die Sonne spielt ihre Farborgel auf und mit den Steinen …“, beobachtet sie. Besonders eingenommen zeigt sie sich vom religiösen Leben der Stadt, das Juden, Christen und Muslime prägen. „Man meint, die Luft flirre vor so viel Andacht und Versunkenheit, der mit Ernst und Würde nachgegangen wird.“ Das alles sei eine „religiöse Euphonie, die eine Mahnung zum Frieden ist, zu guter Nachbarschaft“.
Für Berben hat die Religiosität der Stadt auch persönliche Bedeutung. Sie, die streng katholisch aufwuchs, dann aber aus der Kirche ausgetreten war, entdeckte in jungen Jahren in Jerusalem „die Kraft tiefer Religiosität“. „Ich habe meine eigene Religion damals neu entdeckt, habe erfahren, was die ‚innere Kraft‘ des Glaubens sein kann. Seitdem begleitet sie mich“, schreibt sie. Dabei handelt es sich nicht um die Rückkehr zum katholischen Glauben oder zum Christentum, sondern um Spiritualität. „Ich habe keinen Gott, zu dem ich bete, aber ich habe dort wieder eine Form von Kraft gefunden“, erklärt Berben gegenüber Israelnetz.
Bei aller Bewunderung verhehlt Berben nicht, manchem religiösen Phänomen mit Unverständnis gegenüberzustehen. Dazu gehören die Ultra-Orthodoxen im Viertel Mea Schearim mit ihrem streng geregelten Leben. Dazu gehört auch die Ansicht mancher, das Land Israel sei gottgegeben. „Der Anspruch, dass Gott Juden das Land gegeben hat, entzieht sich mir als moderner Mensch“, sagt sie.
Und bei aller Bewunderung verschweigt sie nicht, dass das Miteinander in der Stadt der Religion eben auch mal ein Gegeneinander ist. Das Leben in Jerusalem sei „unwägbar, weil der Tod hier nicht unbedingt erst am Ende eines lange gelebten Lebens kommt“, schreibt sie. Umso mehr gelte es in dieser Stadt, um den „Alltag im Normalen“ zu ringen, etwa, indem man der Angst vor Anschlägen nicht nachgibt. Gerade jetzt sei es eine „Belastung und Herausforderung, optimistisch zu bleiben“, sagt sie auf die aktuelle Terrorwelle in Israel angesprochen.
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„Israel hat ein Existenzrecht innerhalb sicherer Grenzen“
Aus Debatten um Tagespolitik halte sie sich indes heraus. Ihren Beitrag sehe sie vielmehr darin, aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Wer Israel etwa als Apartheidstaat bezeichnet, dem widerspreche sie „vehement“. Schließlich gehe es ihr auch darum, Menschen für Israel zu interessieren, auch wenn sie meinen, das Land gehe sie nichts an. „Wir sind alle so vernetzt miteinander, dass man sich eigentlich nicht entziehen kann.“ Eben dieses Engagement für Israel betreibt Berben seit Jahrzehnten. Sie wirbt für Israels Existenzrecht in sicheren Grenzen, setzt sich ein für den Kampf gegen Antisemitismus. Im Jahr 2002 hat sie dafür den Leo-Baeck-Preis erhalten, die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland. Den Ursprung dieses Engagements führt Berben auf eine Begegnung mit einer Holocaust-Überlebenden Ende der 1960er Jahre zurück. Als junges Mädchen kam sie damals nach Israel, angetan von der „Verwegenheit“ der Kibbutz-Bewegung, beeindruckt von der Wehrhaftigkeit des jüdischen Staates gegen die arabische Übermacht im Sechs-Tage-Krieg, aber als Deutsche beladen mit einem „schweren Paket voller Geschichte“. Ein langes Gespräch mit einer Holocaust-Überlebenden, die Erfahrung, dass sich diese trotz der Herkunft ihr offen zuwandte, veränderte ihr Leben, ihre Sichtweise: „Und sie, die gequälte und gebrandmarkte Jüdin, die durch uns Deutsche so viel durchlitten hatte, nahm mich in die Arme und trocknete meine Tränen der Scham.“ Von da an, erzählt Berben, hatte sie Verantwortung angenommen. „Die Verantwortung, nicht wegzuschauen, wenn Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz ihr Unwesen treiben.“ Im Sinne dieses Engagements, zu dem es eben auch gehört, Israel den Menschen näher zu bringen, die damit fremdeln, lässt sich schließlich der Bildband über Jerusalem verstehen. Es setzt ein literarisches Denkmal für eine komplizierte Stadt, weckt Neugier und lädt ein, diese selbst zu entdecken. (df)Iris Berben, Tom Krausz: „Jerusalem: Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt“, Corso, 128 Seiten, 28 Euro, ISBN-10: 373740715
» Iris Berben: Jerusalems Magie kann sich niemand entziehen (inn)
Eine Antwort
Beide Länder haben ein Recht, Shalom und Salam, Frieden für die Welt