Das jüdische Leben in Deutschland erfuhr durch die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Diktatur einen nicht zu heilenden Bruch. Kulturelle und religiöse Traditionen waren unwiederbringlich verloren, Familien und Gemeinden ausgelöscht. Überlebende aus Lagern und Verstecken gingen in ihre Länder zurück und zum Teil auf abenteuerlichen Wegen in den Nahen Osten.
Nur wenige der ins Ausland geflohenen Juden kehrten zurück. Bekannt waren Max Horkheimer, Fritz Kortner, Theodor W. Adorno. Die Bundesrepublik Deutschland versuchte von Anfang an eine Annäherung an die verbliebenen Juden im Lande und suchte daneben einen Ausgleich mit Israel. Diese Bemühungen führten zur „Wiedergutmachung“ in Form von Hilfen für den Aufbau Israels. Die Kontakte so kurz nach dem Krieg und die Zahlungen führten in Deutschland und in Israel zu heftigen öffentlichen Diskussionen.
Avi Primor, Botschafter Israels in Deutschland von 1993 bis 1999, schreibt in seinem Buch „Europa, Israel und der Nahe Osten“ von 1999: „In Israel schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Die Bevölkerung reagierte mit äußerster, heute kaum mehr vorstellbarer Heftigkeit. Menschen weinten auf offener Straße, andere hielten ihr Entsetzen nur mühsam zurück. Allein die Tatsache, dass die Regierung sich in Geheimverhandlungen mit den Deutschen eingelassen hatte, riss alte Wunden wieder auf. Ben Gurions Versuch, das Abkommen im israelischen Parlament durchzusetzen, löste lautstarke Tumulte aus, eine aufgebrachte Menge bewarf das Knesset-Gebäude in Jerusalem mit Steinen.“
Für Israel waren die deutschen Hilfen, auch deutsche Waffen, überlebenswichtig. 1965 nahmen die beiden Staaten volle diplomatische Beziehungen auf. Wechselseitige hohe Staatsbesuche, intensive wirtschaftliche, kulturelle und militärische Zusammenarbeit vertieften im Laufe der Zeit die besonderen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel. Städtepartnerschaften, die Arbeit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und anderer Organisationen dienten der Verständigung und Versöhnung.