Herodes hatte im 18. Jahr seiner Regierungszeit (22 vor Christus) mit dem Neubau des Tempels und der Erweiterung des Tempelplateaus begonnen. Doch bei seinem Tode im Jahr 4 vor Christi Geburt waren die Bauarbeiten noch längst nicht abgeschlossen. Das ergab ein Zufallsfund zu Füßen des sogenannten Robinsonbogens südlich der Klagemauer.
Im Auftrag der israelischen Altertumsbehörde unternahmen die Archäologen Eli Schukrun und Roni Reich Instandsetzungsarbeiten einer 2.000 Jahre alten Zugangsstraße für Pilger zum Tempel. Dabei entdeckten sie, dass beim Robinsonbogen die unterste Lage der tonnenschweren Bausteine auf den nackten Felsen gelegt worden war. Zu dem Zweck mussten ältere Häuser weggeräumt werden. In den Felsen gehauene Zisternen sowie Tauchbäder wurden zugeschüttet und mit Steinplatten versiegelt. In einem dieser mit Erdreich aufgefüllten Tauchbäder entdeckten die Archäologen Tonlampen und Münzen, darunter vier Münzen des römischen Prokurators Valerius Gertus aus dem Jahr 18. Das ermöglicht eine exakte Datierung.
So konnte erstmals nachgewiesen werden, dass die monumentalen Umfassungsmauern des Tempelareals, darunter die Klagemauer, frühestens 22 Jahre nach Herodes’ Tod errichtet worden sind. Dieser Fund bestätigt Angaben des Historikers Josephus Flavius, wonach nicht der berühmte König Herodes, sondern sein Enkel Agrippas I, auch Herodes Agrippas genannt (10 vor Christus – 44 nach Christus), eines der größten Bauprojekte des Altertums vollendete.
Flavius erwähnt, dass mit Abschluss dieser Bautätigkeit 18.000 Arbeitslose in Jerusalem lebten.