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Klagemauer: Regierung befürwortet Gebetsbereich für Männer und Frauen

JERUSALEM (inn) – Der gemischte Gebetsbereich an der Klagemauer wird nach dem Willen der Regierung ausgebaut. Bestimmte jüdische Bewegungen sehen sich damit auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung.
Die Plattform rechts der Mughrabibrücke wird als Gebetsort für nicht-orthodoxe Beter gesetzlich verankert
Das israelische Kabinett hat sich am Sonntag in einer historischen Entscheidung für einen gemischten Gebetsbereich an der Klagemauer ausgesprochen. Dazu wird der bereits vorhandene Bereich am Robinson-Bogen am Südende des Platzes vor der Klagemauer ausgebaut und eingerichtet. Die Regierung plant dafür umgerechnet acht Millionen Euro ein.

Alter Vorschlag angenommen

Das Votum ist ein Erfolg für die Organisation „Frauen von der Klagemauer“. Diese hatte seit ihrer Gründung 1988 Gleichberechtigung gefordert: Frauen sollen wie Männer den jüdischen Gebetsschal Tallit und die Gebetsriemen Tefillin tragen sowie laut aus der Torah-Rolle vorlesen dürfen. Aus Sicht der zuständigen Geistlichen entweihen Frauen damit jedoch das Gebiet um die Klagemauer. Dementgegen hatten mehrere Gerichte in der Vergangenheit festgestellt, dass in dem Areal zwar „ortsübliche Gepflogenheiten“ eingehalten werden müssten; diese bedeuteten jedoch nicht zwangsläufig orthodoxe Praxis. Bereits im Jahr 2003 hatte das Oberste Gericht angeregt, den Bereich am Robinson-Bogen für das Gebet nicht-orthodoxer Gruppierungen einzurichten. Zehn Jahre später sprach sich auch der Leiter der „Jewish Agency“, Nathan Scharanski, für diesen Vorschlag aus.

Öffentlicher Rat für Gemischtbereich

Bislang ist Männern an der Klagemauer ein 48 Meter breiter Bereich zugeteilt, Frauen ein zwölf Meter breiter Bereich. Diese stehen in Zukunft ausschließlich orthodoxen Betern zur Verfügung; staatliche Feierlichkeiten werden dort weiterhin stattfinden. Der gemischte Bereich, der bereits seit August 2013 existiert, ist davon abgetrennt und liegt auf einer tieferen Ebene. Für alle drei Bereiche soll es einen gemeinsamen Eingang geben. Für Touristen stehen alle Gebetsbereiche offen; das Gebet darf jedoch nur nach den jeweiligen Vorgaben erfolgen. Die Aufsicht über die orthodoxen Bereiche hat nach wie vor die „Stiftung zum Erbe der Klagemauer“. Für den neuen Bereich ernennt Israels Premier Benjamin Netanjahu einen Rat. Ein eigener Rabbi für den gemischten Bereich ist laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ nicht vorgesehen.

Reformjuden sehen Anerkennung

Netanjahu sieht in der Entscheidung eine „gerechte und kreative Lösung“ in der Angelegenheit zu einem Ort, „der das jüdische Volk eigentlich einen sollte“. Die Ultra-Orthodoxen in der Regierung stimmten zwar gegen den Plan; sie verzichteten jedoch zugleich auf ein Veto, weil sie in dem Plan das „kleinere Übel“ sehen. Frühere Überlegungen sahen den Gemischtbereich auf dem Klagemauer-Platz vor. Bedenken hatten die Ultra-Orthodoxen zudem, weil der Plan die staatliche Anerkennung von jüdischen Bewegungen wie das Reformjudentum vorausnehmen könnte. Bislang ist nur das orthodoxe Judentum staatlich anerkannt. Vertreter des Reform- und des konservativen Judentums werteten die Regierungsentscheidung als Durchbruch auf dem Weg zur staatlichen Anerkennung. (df)

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