Kissinger sei „ein Staatsmann mit Voraussicht, Kreativität und einer Vision“ gewesen, betonte der israelische Staatspräsident Schimon Peres laut der Netzzeitung „Times of Israel“. Damit würdigte er den „einzigartigen Beitrag“ des Diplomaten für Israel und den Frieden im Nahen Osten. Kissinger habe den ersten Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten sowie Frieden mit und sichere Grenzen zu Syrien ermöglicht. „Sie sind eine Inspiration für diejenigen, die Frieden und Verständnis zwischen Nationen und Völkern suchen.“
Henry Kissinger war von 1973 bis 1977 US-Außenminister unter den republikanischen Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford, zuvor seit 1969 Sicherheitsberater der USA. Er war Vertreter einer harten Realpolitik und einer der Architekten der Entspannungspolitik im Kalten Krieg. 1973 wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Kissinger kam im mittelfränkischen Fürth als Sohn jüdischer Eltern zur Welt. Seine Familie emigrierte 1938 in die USA, wo er nach seinem Militärdienst Politikwissenschaft an der Universität Harvard studierte.
Bei der Preisverleihung sagte Kissinger, keine andere Auszeichnung hätte seine Eltern mit mehr Stolz erfüllt als diese. Der 89-Jährige äußerte er sich auch zum Konflikt mit dem Iran: „Der Diplomatie sollte man eine Chance geben. Aber die Frage ist, an welchem Punkt man folgert, dass Verhandlungen ihre Grenzen erreicht haben.“ Kissinger lobte Israel als eine „Insel der Stabilität und des inneren Zusammenhalts“, während überall sonst der Aufruhr tobe.
Neben Kissinger bekamen fünf weitere Personen den Verdienstorden:
– Die kanadisch-jüdische Musikwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin Judy Feld-Carr, die über den Zeitraum von 28 Jahren syrischen Juden zur Flucht aus dem Land verholfen hatte
– Uri Slonim, Präsident der Nichtregierungsorganisation „Variety Israel“, für seinen ehrenamtlichen Einsatz für Kriegsgefangene und vermisste Soldaten
– Zubin Mehta, indischstämmiger Dirigent des Israelischen Philharmonischen Orchesters, für seinen Beitrag zur israelischen Musikkultur
– Rabbi Adin Steinsaltz für seinen Beitrag zu jüdischer Kultur und Bildung. Steinsaltz hat den Talmud aus dem Aramäischen ins Neuhebräische übertragen und kommentiert. Damit machte er ihn einer breiten Öffentlichkeit zugänglich
– Die Raschi-Stiftung, gegründet von der Familie Leven, die sich um die Erziehung benachteiligter Kinder kümmert
Der Verdienstorden wurde in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt verliehen. Die Medaille gestaltete der Designer Jossi Matitjahu im Verbund mit der Bezalel-Akademie für Kunst. Auf der Medaille ist der Polarstern als Symbol für den gerechten Weg sowie die Menora zu sehen, die für die Erneuerung des Staates Israel steht. Am unteren Rand finden sich die Worte „Von seiner Schulter an aufwärts“, ein Zitat aus 1. Samuel 9,2. Laut Matitjahu verweist der Spruch auf die einzigartigen Charaktereigenschaften der Preisträger.
Die Preisvergabe läutete die vierte Konferenz des israelischen Präsidenten ein, die vom 19. bis 21. Juni in Jerusalem stattfindet. Die von Peres ins Leben gerufene Veranstaltung versammelt jedes Jahr Führungspersönlichkeiten und wichtige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Religion zum gemeinsamen Austausch. In diesem Jahr lautet das Leitmotiv „Facing Tomorrow“ („Die Zukunft angehen“). Interessierte können die Konferenz per Video im Netz mitverfolgen.