HANNOVER / ROM (inn) – Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Papst haben angesichts der gewaltsamen Auseinandersetzung im Nahen Osten alle Christen zum Gebet für die betroffenen Menschen aufgerufen. Die Öffentlichkeit verliere aus dem Blick, dass Israel gleichzeitig „die zivile Infrastruktur des Gazastreifens“ „völlig zerstöre“, warnte die EKD.
Israel habe sich durch die Entführung von Soldaten „sowie den Beschuss von Wohngebieten durch selbstgebaute Kleinraketen aus dem Gazastreifen“ zu massivem militärischem Vorgehen provozieren lassen, so die EKD am Donnerstag in Hannover. Außerdem zerstöre Israel im Gazastreifen „die Stromversorgung, Straßennetz, Flughafen und wichtige Regierungseinrichtungen (…).“ Eine „große Zahl an Toten und Verletzten“ sei zu beklagen.
„Diese Aktionen geraten zunehmend aus dem Blick der Öffentlichkeit durch die noch massiveren Kriegshandlungen im Libanon und in Nordisrael“, beklagt die EKD. Im Libanon seien Milliardenschäden zu verzeichnen, welche das Land auf den wirtschaftlichen Stand der achtziger Jahre zurückwürfen.
„Wir beten für die Verantwortlichen in Politik und Militär, dass sie die Weisheit entwickeln, andere als militärische Lösungen für den gegenwärtigen Konflikt zu finden“, erklärte die EKD. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht wegschauen, sondern müsse ihre politische Verantwortung für Frieden wahrnehmen.
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, rückte vor allem die leidende Zivilbevölkerung auf beiden Seiten in den Mittelpunkt: „In der Absicht, den Terror zu bekämpfen, wird die Zivilbevölkerung in einer unerträglichen Weise in diesen Konflikt hineingezogen. Das gilt ganz besonders für den Libanon.“ Auch die Bürger Israels litten unter Kriegen im Norden und im Süden, so Huber.
„Wir werden Zeugen eines Teufelskreises der Gewalt und einer Katastrophe aus Tod und Flucht.“ Er forderte ein „rasches und entschlossenes Eintreten der Weltgemeinschaft für die Beendigung der Kriegshandlungen“. „Im Interesse der leidenden Bevölkerung sowohl in Israel als auch im Libanon müssen die Kriegsparteien die Kampfhandlungen unverzüglich einstellen.“
Die Katholische Kirche erklärte den kommenden Sonntag zum besonderen Gebetstag für den Nahostkonflikt. Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag eine entsprechende Erklärung zur Situation in Nahost veröffentlicht. Er lädt „die Hirten und Gläubigen aller Ortskirchen und alle Glaubenden der Welt ein, von Gott das kostbare Geschenk des Frieden zu erflehen“. Die Gefechte zwischen den Parteien müssten „sofort aufhören“. Außerdem solle dafür gebetet werden, dass „sofort humanitäre Korridore eingerichtet werden, um der leidenden Bevölkerung Hilfe bringen zu können“. Das meldet das katholische Nachrichtenportal kath.net.
Der Papst betonte, dass die „Integrität und die Souveränität des Libanon respektiert werden müsse“, dass die israelischen Staatsbürger ein Recht hätten, in „ihrem Staat in Frieden zu leben“ und dass die Palästinenser das Recht auf ein „freies und souveränes“ Heimatland hätten.