ATLANTA (inn) – Die amerikanische „Vereinigte Kirche Christi“ (United Church of Christ, UCC) will „wirtschaftliche Druckmittel“ einsetzen, um einen Frieden im Nahen Osten zu ermöglichen. Die Kirche fordert zum Boykott von Firmen auf, die Nutzen aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt ziehen.
Wenn die Firmen dadurch nicht überzeugt würden, sollten die Kirchenmitglieder eventuelle Aktienanteile von ihnen verkaufen. Dies beschlossen die Kirchenvertreter bei der jährlichen Hauptsynode am Dienstag in Atlanta.
Die UCC ist eine protestantische Kirche in den USA mit etwa 1,3 Millionen Mitgliedern
in 6.000 Gemeinden. Die einzelnen Gemeinden sind nicht an die Beschlüsse der Synode gebunden. Am Tag zuvor hatten die Kirchenvertreter mit einer Mehrheit von 80 Prozent beschlossen, die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern anzuerkennen. Damit ist die UCC die erste protestantische Kirche, die so entscheidet.
Teilnehmer der Synode sagten, die Debatte um den Nahen Osten sei heftiger geführt worden als die um die gleichgeschlechtliche Ehe. Die Kirchenvertreter hatten zuvor zwei Resolutionsentwürfe abgelehnt, berichtet die Tageszeitung „Washington Post“. Diese hatten einen Boykott Israels verlangt. Nach den Reden eines jüdischen Führers und eines palästinensischen Aktivisten sei letztendlich eine gemäßigtere Resolution angenommen worden. Man wollte einen Streit wie im vorherigen Jahr zwischen der Presbyterianischen Kirche und jüdischen Gemeinden vermeiden; damals hatten die Presbyterianer einen generellen Boykott aller Firmen verlangt, die mit Israel Handel betreiben.
Die Resolution der UCC fordert einen Boykott „von solchen Firmen, die es ablehnen, ihre Politik zu ändern und Gewinn aus der ständigen Gewalt zwischen Israelis, Palästinensern und den angrenzenden arabischen Staaten ziehen“. Dazu gehöre etwa der Verkauf von Militärtechnik und Bulldozern nach Israel. Eine zweite Resolution fordert zudem von Israel das Abreißen des Sicherheitszauns im Westjordanland.
Die Resolution verurteilt zugleich Antisemitismus und „jede Form von Gewalt im Nahen Osten, einschließlich der Selbstmordattentate von Palästinensern sowie den Einsatz der israelischen Armee um palästinensisches Land zu besetzen.“
David Elcott, Vertreter des Amerikanischen Jüdischen Komitees, der an der Synode teilnahm, zeigte sich „sehr erfreut“ darüber, dass die UCC die vorherigen Resolutionsvorschläge abgelehnt hat, die viel offensiver verfasst waren.
Rabbi Abraham Cooper vom „Simon Wiesenthal Center“ in Los Angeles nannte die Resolution hingegen antisemitisch: „Wenn man wie hier Israel mit einem anderen Maßstab misst als den Rest der Welt, sind das antisemitische Entwicklungen. Sie unterhöhlen die Kräfte von Frieden und Verständigung, und sie ermutigen die Terroristen.“ Damit, so Cooper, habe sich die UCC „als legitimer Partner für einen gerechten Frieden im heiligen Land disqualifiziert“. Zur Resolution gegen den Sicherheitszaun sagte er: „Wir verstehen die Sorgen der Christen über diesen Schutzwall, aber wir glauben, dass Menschenleben wichtiger sind als Grundbesitz. Dieser Zaun hat das Leben von Juden, Christen und Moslems gerettet.“