„Ich und meine Familie bluten und werden von denselben Intrigen zerquetscht, die meine Verurteilung in den Augen der Öffentlichkeit herbeigeführt haben“, sagte der ehemalige Staatspräsident laut der Zeitung „Ha´aretz“. „Ich habe nicht Selbstmord begangen und bin nicht zerbrochen, aber meine Schlinge ist Masus‘ Rettungsleine.“
Die Konferenz in einem fast leeren Saal begann um 19.30 Uhr Ortszeit und währte mehr als zweieinhalb Stunden. Katzavs Familie war vollzählig erschienen und belegte die Plätze in der ersten Reihe. Die wuterfüllte Rede wurde live von den wichtigsten Fernsehsendern übertragen. Anschließend verärgerte er die ermüdeten Journalisten, indem er sich weigerte, Fragen zu beantworten. Dies hätten ihm seine Rechtsberater untersagt. Stattdessen verließ er mit seiner Ehefrau Gila den Saal.
„Dreijährige Hexenjagd“
Katzav sagte vor den Journalisten: „Ich bin stolz, aber erniedrigt, erschöpft, aber entschlossen, nicht nachzugeben. Ich werde nicht aufgeben. Ich war ein guter Präsident und habe von allen Seiten Lob erhalten; ich glaube, die Geschichte wird mich freundlich beurteilen.“ Drei Jahre lang sei eine Hexenjagd gegen ihn veranstaltet worden. „Die Polizei, der Generalstaatsanwalt, die Strafverfolgung und die Medien haben auf meiner Ehre als Mann und auf meiner Familie herumgetrampelt.“ Man habe ihn „gelyncht“ und beinahe zerbrochen. „Es ist unmöglich, gegen ein System aufzustehen, das so destruktiv ist und jeglicher Hemmung entbehrt. Ich habe zwei Jahre lang geschwiegen, aber nicht mehr.“
Der Strafverfolgung warf Katzav vor, systematisch Beweismaterial an die Medien durchsickern zu lassen, das in seinem Fall gesammelt worden sei. Er zeigte den versammelten Journalisten eine Diskette, die nach seiner Aussage 1.500 Dokumente enthalte und an die Presse weitergegeben worden sei. „Es sind Dokumente, um deren Aushändigung ich das Gericht im Rahmen meiner Verteidigung gebeten habe. Aber sie wurden nicht übergeben, gelangten jedoch an die Medien.“ Gleichzeitig habe die Anklagevertretung Informationen von der Öffentlichkeit zurückgehalten, die seine Unschuld bewiesen.
In den 40 Jahren seines öffentlichen Dienstes habe er immer darauf geachtet, sich nicht mit „den Eliten und der Medienclique“ anzulegen, fügte Katzav hinzu. Deshalb werde er heute zum Opfer gemacht. Der 63-Jährige kritisierte mehrere Zeitungsartikel, wobei er auf Inhalte und Schlagzeilen einging. Auch nannte er mehrere Journalisten explizit. Ein Reporter der Tageszeitung „Ma´ariv“ stürmte entrüstet aus dem Saal, nachdem er vom Podium aus der feindseligen Berichterstattung beschuldigt worden war und sich nicht verteidigen durfte.
Zur Polizei sagte der ehemalige Präsident: „Die Ermittlungen gegen mich waren oberflächlich, ungenau und tendenziös. Zweimal bin ich mit meinen Anwälten das Beweismaterial durchgegangen und habe nicht ein einziges Beweisstück gefunden, das gegen mich verwendet werden konnte.“
Schließlich beschimpfte er auch A. – die Frau, wegen deren mutmaßlicher Vergewaltigung er angeklagt werden soll. Sie hatte unter ihm gearbeitet, als er Tourismusminister war. Katzav habe sie entlassen, weil sie unzuverlässig gewesen sei und sich unangemessen verhalten habe.
Medienberater treten zurück
Infolge der Pressekonferenz erklärten Katzavs Medienberater, Ronen Zur und Motti Morell, ihren Rücktritt. Sie hatten die Veranstaltung auf eine halbe Stunde angesetzt. „Nach grundlegenden Differenzen im Ansatz, was die Pressekonferenz anging, haben wir Herrn Katzav heute Nacht mitgeteilt, dass wir nicht weiter auf einer professionellen Ebene mitarbeiten können. Wir glauben an seine völlige Unschuld und wünschen ihm einen vollständigen Freispruch, den er unserer Meinung nach verdient“, hieß es in einer Bekanntmachung der beiden Berater.
Ein Sprecher des Justizministeriums warf Katzav vor, er versuche, seinen Prozess in einen „Medienzirkus“ zu verwandeln. „Dies zeigt, dass er die Kontrolle verloren hat und gegen die grundlegenden Verhaltensregeln verstößt.“ Die Rede sei mit falschen Anschuldigungen und verbogenen Tatsachen gespickt gewesen.
Die Vorsitzende des „Israelischen Frauennetzwerkes“, Nira Bartal, sagte: „Katzavs Aussage, unterstützt von einer Armee von Anwälten und PR-Leuten, ist pathetisch und widerwärtig. Ein Mann, der wegen Vergewaltigung und schwerwiegender sexueller Straftaten angeklagt ist, sollte seine Äußerungen vor dem Obersten Gericht machen, nicht in Kirijat Malachi.“ Sie bezeichnete die Rede als „zynisch und verachtenswert“.
Verteidiger schließt sich Katzavs Kritik an
Katzavs Verteidiger Avigdor Feldman sagte am Freitag dem Armeerundfunk, die Pressekonferenz werde das bevorstehende Verfahren gegen seinen Mandanten nicht beeinflussen. „Es ist eine persönliche Maßnahme, die der frühere Präsident ergriff, um der Staatsanwaltschaft, den Medien und der Öffentlichkeit gegenüberzutreten.“ Er habe einen anderen Weg gewählt, von dem offensichtlich gewesen sei, dass er nicht gut angenommen würde.
Auch Feldmann kritisierte Generalstaatsanwalt Masus, der sich „zu schnell“ für die Anklage entschieden habe. „Katzav war Gegenstand von gegenstandslosem Klatsch und von Gerüchten, die Masus zu der Annahme führten, es müsse ein Körnchen Wahrheit darin sein.“
Bereits vor zwei Jahren hatte Katzav, damals noch im Amt, die Medien einer Kampagne gegen ihn bezichtigt. Diese habe mit seinem Amtsantritt im Sommer 2000 begonnen, sagte er am 24. Januar 2007.