Ein deutscher Regierungssprecher bestätigte schriftlich: „Rabbi Yisroel David Weiss wurde am 29. Januar auf Referentenebene im Bundeskanzleramt zu einem Gespräch empfangen. Dies wurde als Begegnung mit einem Mitglied der jüdischen Geistlichkeit gesehen. Der Referentin war die Verbindung des Rabbis zu einer extremen Organisation bedauerlicherweise nicht bekannt, sonst hätte das Treffen nicht stattgefunden.“
Aus einem inzwischen im Internet gelöschten Bericht der Zeitung „Neues Deutschland“ geht hervor, dass neben Sektensprecher Weiss auch der Reporter des Blattes, Christoph Hörstel, an dem Treffen teilnahm.
Der Regierungssprecher konnte oder wollte keine weiteren Einzelheiten nennen. „Arbeitsebene“ könne ein Referatsleiter unter 600 Mitarbeitern des Bundeskanzleramtes sein. Weiss als „Vertreter der Neturei Karta-Sekte“ zu bezeichnen, sei eine „politische Einordnung“, die der Sprecher zurückwies.
Selbst nach dem Hinweis, dass dieses Treffen in Israel schon Schlagzeilen beim Massenblatt „Yediot Aharonot“ mache, sagte der Sprecher, dass das Kanzleramt sich nicht zu jedem Thema oder Treffen äußern wolle.
„Nicht wert, ernst genommen zu werden“
Der Berliner Korrespondent der Tageszeitung „Yediot Aharonot“, Eldad Beck, berichtete, dass in den vergangenen Jahren mehrere Beamte in Merkels Amt darauf hinarbeiteten, die besonderen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zu untergraben. Dadurch wollten sie Deutschland von seiner historischen Verpflichtung für den Holocaust befreien.
Nach Angaben von Jigal Palmor, dem Sprecher des israelischen Außenamtes, habe die israelische Botschaft in Berlin die Anweisung erhalten, vom Kanzleramt „Aufklärung“ zu dem „fragwürdigen Treffen“ mit dieser „winzigen extremistischen Randgruppe“ einzuholen. Die Gruppe habe sich mit Holocaustleugnern wie dem ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad getroffen. Selbst unter den Ultraorthodoxen werde sie als „eigentümliche und gewalttätige Gruppe“ gesehen. „Die sind es nicht wert, ernst genommen zu werden. Es verwundert, dass es in Merkels Kanzleramt jemanden gibt, der sie auch nur mit einer Prise Ernsthaftigkeit beehrt.“
Holocaust als „Strafe Gottes für Zionisten“
Die Sekte „Neturei Karta“ betrachtet den Holocaust an sechs Millionen Juden als „Strafe Gottes“, wegen der Errichtung eines jüdischen Staates durch Zionisten. Einen solchen Staat dürfe es nur nach dem Willen Gottes geben und nicht von Menschenhand geschaffen. Adolf Hitler und die Deutschen seien ein „Werkzeug Gottes“ gewesen, um die sündigen Juden zu strafen.
Der inzwischen verstorbene legendäre Sektenführer Mosche Hirsch war zeitweilig „Minister für jüdische Angelegenheiten“ in der ersten Autonomieregierung unter Jasser Arafat. Hirsch sagte damals, dass er sich der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) angeschlossen habe in der Hoffnung, dass sie Israel zerstören möge. Ähnliche Ansichten demonstrierten Delegationen der Sekte beim iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, als der den Holocaust verleugnet hatte. Laut „Neues Deutschland“ taten sie das jetzt wieder am Holocaustgedenktag vor dem Kanzleramt.
„Neturei Karta“ behauptet, von zehn Prozent des jüdischen Volkes unterstützt zu werden. Doch mutmaßlich zählt ihre Anhängerschaft bestenfalls 200 Familien. Die Sektenmitglieder sind an gestreiften Kaftanen zu erkennen. Ihre Frauen erscheinen in der Öffentlichkeit völlig verhüllt, was ihnen den Spitznamen „Taliban-Frauen“ eingetragen hat.